

Irgendwann muss hier mal ein Google-Auto hochgefahren sein. Wer das gelbe Maps-Männchen auf der Kreuzung von Haupt- und Rütihofstrasse fallen lässt, kann es anschliessend Klick für Klick den Hügel hoch schicken. Vorbei am Gewerbebau mit Kita und Tierarzt, vorbei an einigen schönen Wohnhäusern bis zum «Stoss» und weiter auf der «Gstaldenstrasse». Ein kleiner Schopf, eine steile Zufahrt, mächtige Bäume links und rechts, ein grosser Hof mit Pferdeanhänger und schliesslich ein Mini-Weiler mit Kreuzung. Links geht’s zur «Hinteren Gstalden», geradeaus weiter auf «Gstalden» und rechts hoch zur Spiessenrüti. Auch dieser kleinen Beton- und Naturstrasse kann man bis zum Ende folgen. Kurz bevor die alte Scheune mit der Adresse «Spiessenrüti 499» aber in Sicht kommt, ist Schluss. Privatgelände.
«In diesem Stall aus dem Jahr 1708 wurden früher Kühe gehalten», sagt Salome Bänziger. Das Elternhaus der 25-jährigen Teufnerin gehört zur erweiterten Nachbarschaft dieses Hofs. So hat sie auch von den Abbruchplänen erfahren. «Der Stall ist inzwischen einfach zu alt und soll durch eine neue Remise ersetzt werden. Wir dachten uns: Das ist die perfekte Gelegenheit für unsere erste Ausstellung.» «Wir», das sind Salome Bänziger aus Teufen und Meagane Zurfluh aus Moutier. Die beiden haben vergangenen Sommer «Olin» gegründet. Ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, West- und Ostschweiz etwas näher zusammen zu bringen – über die Kunst. Die beiden haben sich während eines Praktikums bei der Galerie «Hauser & Wirth» in Zürich kennengelernt. «Von dort stammt auch der Vereinsname: So hiess das Briefpapier, das wir immer nachfüllen mussten ‘Olin rough’.»
Kunst zwischen den Zeiten
Die Scheune, die nach über 300 Jahren kurz vor dem Abriss steht, war die Inspiration für die anstehende Ausstellung. Ihr Titel: «Zwischenzeit * Entre-Temps». Dazu schreiben die beiden Kuratorinnen: Der Stall, dessen Geschichte und materielle Präsenz sich in einem Schwebezustand befinden, wird zum zentralen Element der Ausstellung. Diese betont die Zerbrechlichkeit des gebauten Erbes und stellt die Frage nach unserem Verhältnis zu Wandel und kollektiver Erinnerung. «Mit diesem Ziel im Kopf haben wir dann angefangen, Kunstschaffende anzufragen», erzählt Salome Bänziger. Die erste Zusage kam von Barbara Signer. Die in St. Gallen und Zürich lebende Künstlerin nähert sich den Fragen nach Realität und Wahrnehmung über Installationen und bedient sich dafür unterschiedlichster Medien. Zu ihr gesellt sich in der «Spiessenrüti 499» mit Josy Kriemler eine weitere Ostschweizer Künstlerin mit Teufner Wurzeln.

«Sie war mit mir in der Sek und ich habe mich deshalb natürlich auch sehr über die Zusage gefreut. Sie kennt das ländliche Umfeld hier bestens und hat diese Themen für ihre Umsetzung auch aufgenommen», sagt Salome Bänziger. Die dritte im Bunde ist die Lausanner Fotografin Caro Perrenoud. Sie stellt in dieser ersten Olin-Ausstellung die symbolische Verbindung zwischen West- und Ostschweiz dar und präsentiert eine Auswahl ihrer Arbeit. «Alle drei Künstlerinnen zeigen auf ihre Art und Weise die vergängliche Zeitlichtkeit, die Zwischenzeit.»
Das Programm
Vernissage: Freitag, 28. März, ab 17:3 Uhr
Performance von Natalie Price Hafslund um 19:00
Am Buffet: Ulrich Vogt
Ausstellung & Milch: Samstag, 29. März, 11 bis 17 Uhr
Kommt vorbei auf ein Glas frische Milch. Kaffee & Kuchen
Ausstellung & Brunch: Sonntag, 30. März, 11 bis 17 Uhr
Brunch um 11:00 / auf Anmeldung über www.olin-rough.ch.