Alexandra Grüter-Axthammer
Hisham Kurdi mag Autos. Schon als 16-Jähriger setzte er sich ab und zu hinters Steuer und machte erste Fahrversuche – unerlaubt natürlich, sagt er und lacht. Am Hafen von Beirut kaufte er mit achtzehn Jahren dann sein erstes Auto.
Grosse Schiffe legten dort an, und aus ihren Bäuchen wurden Autos aus der ganzen Welt ausgeladen. Heute wohnt der 49-Jährige mit seiner Familie in Niederteufen und handelt selber mit Autos. Nach Teufen gekommen sei er der Liebe wegen. «Aber das ist eine andere Geschichte», sagt er und lacht wieder entwaffnend.
Er lebe sehr gerne hier, es sei ein ruhiger und angenehmer Ort auch für seine Kinder. Ganz allgemein schätze er die Sicherheit in der Schweiz und die Pünktlichkeit.
Man spürt, dass er gut mit Menschen umgehen kann und mit seiner sympathischen und offenen Art fällt es ihm leicht, Kontakte zu knüpfen. Hisham Kurdi mag es auch sportlich. In seiner Studienzeit spielte er Basketball. Leider lasse ihm seine unregelmässige Arbeit nicht zu, hier Mitglied in einem Sportverein zu werden, darum trainiere er gelegentlich im Fitnesscenter. Und besonders gerne geht er mit der Familie wandern.
Vom Roten Halbmond ins Spital Schlieren
Zurück zu seiner Jugendzeit im Libanon: In Beirut studierte er Elektrotechnik und verdiente sich als Gebietsleiter beim Roten Halbmond etwas Geld dazu. Der Rote Halbmond hat in der islamischen Welt dieselbe Funktion wie hier das Rote Kreuz, und so sammelte er erste Erfahrungen in der Krankenpflege. Dann gab es politische Probleme, und er entschied sich, seine Heimat und seine Familie zu verlassen.
Dass er nun in der Schweiz lebe, sei eher Zufall. 1989 reiste er mit einem Touristenvisum zuerst nach Italien. Von dort gelangte er in die Schweiz, doch dann wurde ihm die Rückreise verweigert und so blieb er in Zürich. Seine Matura wurde in der Schweiz nicht anerkannt, doch dank seiner Erfahrung beim Roten Halbmond fand er bald eine Arbeitsstelle im Spital Schlieren als Pfleger.
Schweizerdeutsch zu lernen sei ihm nicht schwer gefallen und er habe sich hier schnell eingelebt. «Es war mir aber auch schnell klar, dass es in der Schweiz nicht einfach ist, sich einen guten Lebensstandard zu erarbeiten und eine Familie zu ernähren.» Darum besuchte er die Handelsschule und baute schrittweise das eigene Geschäft auf.
«Nachtschicht im Spital, und am Tag arbeitete ich für den Autohandel ». 2001 gab er seine Arbeit auf und setzte ganz auf den Autohandel.
Ein Bubentraum
In seiner Freizeit kocht er gerne, vorwiegend libanesische Gerichte. Das Essen unterscheide sich wesentlich von der Schweizer Küche, ansonsten sieht Hisham Kurdi viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern. So sei auch Libanon ein kleines Land, Beirut eine moderne Stadt mit guten Universitäten und Schulen und es existiere ein strenges Bankgeheimnis, weswegen viele Menschen ihr Geld dort anlegten. Berge bis zu 3000 Metern mit Skigebieten gibt es auch.
Er habe in seiner Heimat nicht Skifahren gelernt, das möchte er hier aber irgendwann mal nachholen. Seine drei Kinder fahren Ski, sogar der jüngste habe mit gerade mal drei Jahren diesen Winter in Schwende seinen ersten Skikurs besucht. Zusammen mit seiner Frau Dina, die ebenfalls aus Beirut stammt, und den Kindern verbringt er seinen Urlaub regelmässig bei ihren Familien in ihrem Heimatland.
Sein kleines Büro liegt an der Teufener Strasse im Riethüsli. Zwanzig Jahre handelt er nun bereits mit Autos. Gebrauchtwagen aus der Schweiz sind begehrt und werden am häufigsten nach Afrika exportiert, jüngere Occasionen auch in den Libanon, nach Libyen und Osteuropa. Allerdings sei es seit der Währungskrise auch in seiner Branche schwierig, Autos ins Ausland zu verkaufen, und so handelt er nun vermehrt in der Schweiz.
Auf dem Platz vor seinem Büro steht ein eleganter Jaguar, den er selber fährt, bis er einen Käufer gefunden hat. «Ja, das ist natürlich wie ein Bubentraum – immer wieder ein anderes Auto fahren zu dürfen», sagt er mit strahlendem Gesicht.
Hisham Kurdi
Geboren: 10.01.66
Heimatort: Libanon/Schweiz (Doppelbürger)
In Teufen seit: 1993
Familie: verheiratet mit Dina, 3 Kinder
Erstberuf: 3 Jahre Elektroingenieur in Beirut, Handelsschule SG
Heute tätig als: Autohändler
Lieblingsessen: Selbst gemachte Falafel
Lieblingsgetränk: Kaffee
Musikvorlieben: diverse
Auf dem Nachttisch: Libanesische Zeitung (mit ein wenig dunkler
Schokolade)
Hobbys: Kochen/Reisen