Der Teufner Daniel Schmidli führt die Event-Agentur „ProPuls“. Foto: zVg
Die Eventagentur «ProPuls» des Teufners Daniel Schmidli hat sich auf die Organisation von Grossanlässen spezialisiert. Dank Corona brach der Umsatz fast komplett zusammen. Die TP hat ihn gefragt: Wie weiter?
Herr Schmidli, das muss ein Horror-Jahr sein für Sie …
Aus unternehmerischer Sicht, ja. Unser Umsatz brach sozusagen von 100 auf 0 Prozent zusammen. Alle für das erste Halbjahr geplanten Grossveranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden. Und wir haben nach wie vor keine Planungssicherheit.
Ihr wichtigster Event ist der Auffahrtslauf. An dessen sechster Austragung im Jahr 2019 nahmen über 7400 Personen teil. Sie haben ihn heuer auf September verschoben …
Ja, in der Hoffnung, dass wir ihn doch noch durchführen können. Aber wie Sie sich vorstellen können, ist das nach wie vor sehr unsicher. Wir werden den definitiven Entscheid in den nächsten Wochen fällen.
Was würde die Absage für Sie bedeuten? Bleiben Sie auf allen Kosten sitzen?
Ja. Wir haben keine Chance, etwas davon zurückzubekommen. Das betrifft einerseits die unzähligen bereits investierten Arbeitsstunden und den Aufwand, den eine Absage mit sich bringen wird. Die Gespräche mit den Sponsoren, die Rückerstattung des Teilnehmergeldes, und, und und. Aber auch die Materialkosten. Zum Beispiel die T-Shirts: Diese wurden bereits im Dezember 2019 bestellt und liegen nun seit Monaten bei uns.
Sie haben drei Angestellte. Ich nehme an, Sie haben auf Kurzarbeit zurückgegriffen.
Wann immer möglich, ja. Für mich selbst als selbstständiger Unternehmer gibt es diese Möglichkeit aber nicht.
Haben Sie Existenzängste?
Nun, falls der Auffahrtslauf wirklich abgesagt werden muss, werde ich einige sehr ernste Gespräche führen müssen. Denn dann muss ich sozusagen von einem Jahr mit fast keinem Umsatz ausgehen.
Einige Events sind aber doch geplant.
Ja. Im August stehen gleich zwei an. Der neue «Vom See zum Berg» am 15. August und der Stadtlauf vom 22. und 23. August. Die Organisation des Stadtlaufs haben wir angepasst. So findet er jetzt an zwei statt an einem Tag statt und es gilt ein strenges Schutzkonzept. Aber auch wenn es bis jetzt gut aussieht: Es kann sich nach wie vor noch alles ändern.
Warum?
Wie immer dieses Jahr haben wir keinerlei Planungssicherheit. Da geht es um Fragen wie: Dürfen wir mit 1000 Teilnehmern planen? Stand heute wäre die Antwort: Ja. Und natürlich haben wir das mit dem Kanton abgeklärt. Aber es kann gut sein, dass der Bundesrat am 12. August eine neue Weisung herausgibt und dann alles wieder ins Wasser fällt.
Es gibt auch Schweizerinnen und Schweizer, die Anlässe derzeit grundsätzlich kritisieren. Was sagen Sie denen?
Ich habe Verständnis dafür, wenn man Events aus Respekt vor dem Virus oder weil man einer Risikogruppe angehört, bewusst meidet. Aber ich sehe meine Aufgabe darin, den Menschen einen Hauch Normalität zurückzugeben. Dazu gehören auch solche Anlässe. Ausserdem bin ich davon überzeugt, dass man mit den richtigen Schutzkonzepten Infektionen verhindern kann.
Sie haben bereits den neuen Anlass «Vom See zum Berg» erwähnt. Diesen haben Sie mitten in Corona-Sommer aus dem Boden gestampft. Wie harzig war das?
Das war natürlich nicht einfach. Und ein grosses Risiko. Wir wussten lange nicht, ob wir alles wie geplant durchführen dürfen oder ob sich in diesen unsicheren Zeiten überhaupt genug Menschen anmelden. Glücklicherweise sind die 500 Plätze mittlerweile weg und für die Durchführung steht derzeit alles auf grün.
Vergangenes Jahr lancierten sie mit «Rundume» einen Lauf um den Bodensee. Heuer eine 45 Km lange Nachwanderung. Es scheint fast, als wäre extrem das Mittel zum Erfolg …
Ich sage immer: Man muss den Leuten eine Emotion geben, die sie sonst nicht haben. Wer wandert schon von sich aus von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens durch die Nacht? Das ist etwas Spezielles und etwas, das die Menschen erleben wollen.
Wie sieht Ihre längerfristige Planung aus? Gehen Sie für 2021 von einem «normalen» Event-Kalender aus?
Auch das ist sehr schwierig. Ich glaube, dass für Grossanlässe erst wieder Normalität einkehrt, wenn ein potenter Impfstoff oder ein gutes Heilmittel auf dem Markt ist. Für mich bedeutet das: Ich warte die kommenden Monate ab und hoffe auf eine nachhaltige Auflösung der Krise. Wirklich planen, kann ich aber nicht.
Sie sind auch der Kopf hinter dem «S’Chalet Tüüfe». Wie stehen die Chancen, dass die Hechtremise im Winter nach Käse riecht?
Derzeit gehen wir davon aus, dass wir das Chalet aufbauen können – mit den nötigen Schutzkonzepten. Aber klar ist auch: Sind die Auflagen zu streng, macht es für uns keinen Sinn.
Noch zu Ihnen: Sie sind durch und durch Gesellschaftsmensch. Wie hart trifft Sie dieses Jahr?
Ich bin ein Eventler und Macher. So schnell wird man das nicht los. Meine Aufgabe ist es, Menschen zusammenzubringen und das will ich auch in Zukunft machen. Immerhin hat diese Krise für mich auf der persönlichen Seite auch etwas Positives: Ich habe mehr Zeit, die ich mit der Familie verbringen kann. Und ich spüre in meinem Umfeld sehr viel Solidarität. Immer wieder wird mir Hilfe für Events angeboten – das schätze ich sehr. tiz