























Wer Kantonsratspräsident ist, ist auch der «höchste Ausserrhoder». «Bist du denn jetzt also so etwas wie ein König?», fragt Moderator Hanspeter Spörri deshalb folgerichtig vor dem Zeughaus. Hans Koller lacht und antwortet: «Ein König bin ich sicher nicht. Im Kantonsrat habe ich als Präsident genau genommen sogar weniger Macht als ein ‘normales’ Ratsmitglied.» Die Aufgabe des Präsidenten sei vielmehr das Vorbereiten, Organisieren und Strukturieren der Sitzungen. Seine erste Sitzung im Präsidenten-Sessel hat Hans Koller (FDP) bereits hinter sich. Er war heute Morgen ohne Gegenstimmen – 63 Ja / 1 Enthaltung – vom Kantonsrat in sein neues Amt gewählt worden.
Die anschliessende Antrittsrede hielt er mit gewohnt routinierter Rhetorik: Die fast 30 Jahre Erfahrung als Sekundarlehrer sind da sicher eine grosse Hilfe. Hans Koller war im vergangenen Sommer pensioniert worden. Davor hatte er von 1991 bis 2007 in Bühler und anschliessend an der Sekundarschule Teufen unterrichtet. In seiner Rede kommt er aber zuerst auf die politische Familientradition zu sprechen: «An dieser Stelle erinnere ich mich gerne an meinen Grossvater, der vor genau 70 Jahren den Kantonsrat präsidiert hat. Damals noch für zwei Jahre.» Auch deshalb erfülle ihn dieses Amt mit viel Stolz – aber auch Respekt.
Respekt und Vertrauen. Das sind die Grundsätze, die Hans Koller heute immer wieder betont. Während seiner Rede im Rat und später beim Apéro in Teufen. Am Vormittag findet er aber auch mahnende Worte. «Der Verlust des Vertrauens in die Politik beschäftigt mich. Wenn das Vertrauen fehlt, sucht man irgendwo Sicherheit. Und das bildet einen guten Nährboden für autokratische Kräfte.» Er zitiert auch die deutsche Ex-Kanzlerin Angela Merkel, die am 31. Jahrestag der Deutschen Einheit gesagt hatte: «Demokratie ist nicht einfach da. Wir müssen ständig für sie arbeiten, jeden Tag.» Deshalb ist es Hans Koller ein grosses Anliegen, in möglichst vielen Menschen in Ausserrhoden das Interesse für die Politik zu wecken – und sie vielleicht auch für ein politisches Amt begeistern zu können.
Er selbst ist bereits begeistert. Das sieht man ihm während der Feier vor dem Zeughaus an: Mit breitem Lachen nimmt er die vielen Gratulationen entgegen, schreitet durch das TV Teufen-Spalier in Richtung Lindensaal und schüttelt später dem Gemeindepräsidenten Reto Altherr auf der Bühne die Hand. Dieser hatte ihm gerade eine Heckenschere mit spezieller Widmung übergeben: «Wir wissen, dass du dich mit viel Leidenschaft um deinen Garten und neu auch um deine Weihnachtsbäume kümmerst. Wir hoffen, mit dieser neuen Heckenschere macht das noch etwas mehr Spass. Und wer weiss: Vielleicht hilft sie auch beim Verkleinern des einen oder anderen Pendenzenstapels …»
