Mathilda Osterwalder (ganz vorne mit Warnweste) hat die Demonstranten am Samstag angeführt. Foto: Tobias Senn
Timo Züst
Die erste Klimademo in Ausserrhoden vom vergangenen Samstag war ein Erfolg: Weit über 100 Leute marschierten durch Teufen. Angeführt wurden sie von der Klimagruppe AR. Zu ihr gehört auch Mathilda Osterwalder. Die TP hat sie um ein Fazit gebeten und gefragt: Wie geht es jetzt weiter?
Am Samstag veranstaltete die Klimagruppe AR die erste Klimademo in Ausserrhoden – und zwar in Teufen. Seid ihr zufrieden mit dem Anlass?
Ja, sehr! Es sind mehr Menschen gekommen, als wir erwartet haben und es herrschte eine tolle Stimmung. Auch bei der Organisation ist alles aufgegangen und die Reden waren sehr bewegend.
Euer Ziel von über 100 Leuten habt ihr locker erreicht. Wie war die Alters-Zusammensetzung?
Es waren sehr viele junge Leute und Kinder da, aber auch einige ältere Leute waren dabei. Nur die Generation unserer Eltern war nicht sonderlich gut vertreten.
Das war eure erste Demo – sicher habt ihr auch einiges gelernt. Was wollt ihr beim nächsten Mal verbessern?
Wir hoffen, dass uns bei der nächsten Demonstration mehr Zeit zur Organisation bleibt. Ansonsten haben wir viel zu den Abläufen und zur Kommunikation mit der Polizei und den Medien gelernt.
Hat die Zusammenarbeit mit Gemeinde und Polizei gut funktioniert?
Ja, sogar sehr gut. Sowohl die Gemeinde, als auch die Polizei waren sehr offen und entgegenkommend. Es hat alles einwandfrei funktioniert.
Diese Demonstration in Teufen war Teil des Konzepts «Klimademos auf dem Land». Warum sind solche Anlässe ausserhalb der Städte wichtig?
Damit auch den Leuten in ländlichen Regionen bewusst wird, dass der Klimawandel eine ernstzunehmende Krise ist, die auch sie betrifft und betreffen wird. Wir wollen die „städtische“ Debatte zur Klimapolitik auch in unseren Kanton bringen und unseren Mitbürgern zeigen, dass dieses Thema der Ausserrhoder Jugend ausserordentlich wichtig ist.
Glauben Sie, dass solche Demonstrationen auch eine nachhaltige Wirkung entfalten?
Wir hoffen es! Aber alleine die Vorstellung, dass im Kanton Appenzell Ausserrhoden eine Klimademonstration stattfinden wird, bringt viele Leute dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Durch diese Demonstrationen kommen wir oft mit Menschen und politischen Organisationen in Kontakt, die uns wiederum einladen und uns helfen, die Öffentlichkeit zu erreichen.
Der Hauptfokus der Klimagruppe AR liegt eigentlich auf dem Dialog – sprich Diskussionsanlässe. Bleibt das auch nach dieser Demo so?
Natürlich! Besonders jetzt, wo die National- und Ständerats-Wahlen anstehen, suchen wir den Kontakt mit der Politik. Auch um ihre Positionen zu ermiteln und zu diskutieren.
Ein wichtiger Teil einer guten Demonstration sind gute Parolen. Welche drei zum Thema Klima sind ihre Lieblingsparolen?
Wichtig finde ich „Wem sini Zuekunft? –Üsi Zuekunft!“ und „Et un, et deux, et trois degrés! C’est un crime contre l’humanité!“ Sie alle spielen darauf an, dass die Klimakrise unser aller Zukunft gefährdet und die unserer Kinder und Grosskinder.
Ausserdem die Parole „One point five to stay alive“. Sie spricht an, dass die weltweite Erwärmung von momentan 1.4°C auf über 2°C ansteigen könnte. Ab diesem Punkt ist der Klimawandel mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu stoppen und verstärkt sich stattdessen nur noch selbst.
Plant die Gruppe auch eine nächste Demo? Und falls ja: Wo und wann?
Wir haben noch keine konkret geplant. Wir werden aber wahrscheinlich noch weitere veranstalten.
Wenn ich als Teufnerin oder Teufner nach dieser Demo nun gerne etwas fürs Klima tun will, welche drei Sofortmassnahmen würden Sie empfehlen?
Erstens: Weniger Autofahren. Der Verkehr (ohne den Flugverkehr) macht nach wie vor den grössten Teil – nämlich 32 Prozent – der Schweizer Treibhausgas-Emissionen aus. So kann man statt mit dem Auto, auch mal das Fahrrad oder den ÖV nehmen.
Zweitens: Weniger Fleisch essen, denn dessen Herstellung bedarf sehr viel Wasser und Futter. Besonders Rindfleisch verursacht grosse Mengen an Methan, Hühnerfleisch bereits deutlich weniger. Am besten ist es, wenn das Fleisch aus regionalen Quellen stammt und so keine langen Flug- oder LKW-Strecken zurücklegen musste. Optimal wäre es, wenn man nur zweimal in der Woche rotes Fleisch isst.
Drittens: Auch einmal aufs Fliegen verzichten. Zwar gibt es andere Faktoren, die ebenso viel ausmachen – wie beispielsweise das Heizen. Doch im Gegensatz dazu, lässt sich leichter auf die Flugreise verzichten. Wenn Sie einmal über den Atlantik und wieder zurückfliegen, lässt dieser Flug pro Jahr und pro Passagier schätzungsweise eine Tonne Gletschereis schmelzen. Mehr als 85 Prozent der Schweizer Flugreisen sind Privatreisen, auf die es sich auch mal verzichten lässt.