2013 war bezüglich Auslastung der Strafanstalt Gmünden im offenen Strafvollzug mit 95,7 % ein absolutes Rekordjahr. Die Kapazität in der Strafanstalt Gmünden wurde definitiv von 53 auf 58 Haftplätze erhöht. Dies geht aus dem Jahresbericht hervor, der dieser Tage veröffentlicht wird. In seinem Vorwort fasst Direktor Kurt Ulmann die wichtigsten Fakten zusammen.
Hohe Nachfrage nach Plätzen
Im kantonalen Gefängnis wurden ausser Untersuchungs- und Ausschaffungshaften auch Freiheitsstrafen vollzogen, da die Nachfrage an zusätzlichen Haftplätzen enorm gross war. Das Bundesamt für Statistik BFS meldete einen Belegungs-Höchststand in den Gefängnissen. Die Zahl der Verurteilten im Straf- und Massnahmenvollzug hat zwischen 1999 und 2013 um 35 % zugenommen. Am Stichtag 4. September 2013 waren in der Schweiz 7072 erwachsene Personen inhaftiert, bei einer ausgewiesenen Kapazität von 7048 Plätzen. Begründet ist der Belegungshöchststand einerseits durch die landesweite Zunahme von nicht bezahlten Geldstrafen oder Bussen, die in Freiheitsstrafen umgewandelt wurden (+ 262 Personen), andererseits durch die Zunahme von Personen mit vorzeitigem Strafantritt (+273 Personen).
Kapazitätsgrenzen auch in Teufen
Diese Situation führte dazu, dass die Einweisungsbehörden intensiv nach freien Haftplätzen suchten und in den Vollzugsinstitutionen Aufnahme-Wartelisten entstanden. Auch die Strafanstalt Gmünden stiess an Kapazitätsgrenzen. Die geschlossene Spezialvollzugs-Abteilung, die als Übergangsstation mit erhöhtem Sicherheitsstandard geführt wird und von den einweisenden Behörden überaus geschätzt wird, war mit ihren fünf Plätzen ständig belegt und gegenüber der Nachfrage zu klein. Als Ersatz musste in einigen Fällen der Vollzug im kantonalen Gefängnis durchgeführt werden. Manche Insassen wurden für die ersten Tage in einer Zelle der Untersuchungshaft einquartiert, bis ein Platz auf der Spezialvollzugs-Abteilung frei wurde. Versetzungen von renitenten und schwierigen Insassen waren nur selten möglich, weil alle Vollzugsinstitutionen ausgelastet waren. Aufgrund der hohen Belegung und der anhaltenden Nachfrage an Plätzen auf der Spezialvollzugs-Abteilung, soll die Kapazität möglichst bald durch Provisorien erhöht werden. Die grosse Nachfrage an Vollzugsplätzen betrifft ebenso den offenen Vollzug.
Sind Personen, die Geldstrafen nicht bezahlen und deshalb eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüssen, im offenen Vollzug am richtigen Ort? Mit dieser Frage haben wir uns auseinandergesetzt und sind klar der Meinung, der offene Vollzug sei das richtige Regime. Massgeblich ist dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit zu entsprechen. Diese Personen benötigen keine U-Haft-Sicherheitsstandards, und es macht Sinn, sie zu beschäftigen.
Hohe Belegung und Fluktuation bedeuten Mehraufwand
Die hohe Fluktuation und Belegung bedeuten für alle Bereiche einen permanent grossen Aufwand, nicht nur für die Vollzugsleitung, den Sozialdienst und die Administration. Der rege Wechsel wirkt sich auch auf den Vollzugsalltag aus, da jeder neue Insasse in den Wohn- und Arbeitsbereich eingeführt werden muss.
Das Jahr 2013 war für die Werkstätten geprägt durch eine sehr gute Auftragslage. Die Mitarbeiter der Werkstätten wurden durch die hohen Qualitätsansprüche der Kunden speziell gefordert.
Die Disziplinierungen als Folge von vorsätzlichen und grobfahrlässigen Verstössen gegen die Hausordnung lagen im Bereich der letzten beiden Jahre. Die zunehmende Individualisierung des Vollzugs bringt einen zusätzlichen Bedarf an Abklärungen und Berichterstattungen mit sich und verursacht dadurch einen stetigen Mehraufwand. Die Kostgelderhöhungen, die durch die Strafvollzugskommission des Ostschweizer Konkordats für die nächsten Jahre bewilligt wurden, sind deshalb mehr als gerechtfertigt.
Das Umfeld zeigt nach wie vor Interesse am Strafvollzug. Im Jahr 2013 wurden annähernd 30 Führungen für Gruppen von Lernenden, Studierenden, Behörden und Interessierten aus der Bevölkerung durchgeführt.
Personal besonders gefordert
Das Personal hat sich an verschiedenen Seminaren und Tagungen am Schweizerischen Ausbildungszentrum (SAZ) und an diversen Kantonalen Seminaren, z.B. an Führungsseminaren, weitergebildet. Zurzeit absolvieren vier Mitarbeiter die Grundausbildung zum Fachmann für Justizvollzug am SAZ in Freiburg. An internen Personalseminaren haben wir uns nochmals mit dem Thema „gewaltfreie Kommunikation“ auseinandergesetzt und anspruchsvolle Kommunikations- und Konfliktsituationen aus dem Vollzugsalltag bearbeitet. Für die Anstaltsleitung ist, vor allem angesichts der hohen Belegung, eine gute Zusammenarbeit im Team, geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen, von höchster Wichtigkeit.
Interne und externe Audits des Qualitätsmanagement nach ISO 9001:2008 bestätigen, dass das QM-System gepflegt und die Prozesse laufend optimiert werden. Die Departementsleitung und die Anstaltsleitung werden im nächsten Jahr das Projekt „Perspektive Gmünden“ weiter entwickeln. Die Anstaltsleitung wird sich intensiv mit den Neukonzeptionen „Gesundheitsdienst“, „Spezialvollzug“ und „Sicherheit“ befassen und Qualitätsverbesserungen anstreben.
Kurt Ulmann, Direktor Strafanstalt Gmünden
(Die Zwischentitel stammen von der Redaktion. Red.)
Hier geht’s direkt zum Jahresbericht 2014 der Strafanstalt Gmünden