Bildbericht: Erich Gmünder
Käthi Zürcher verabschiedete sich heute nach rund 40 Jahren Schuldienst in die Pensionierung. Für die Pause hatte sie sich etwas Besonderes einfallen lassen: Sie lud alle Kinder vom Dorfschulhaus zu einem Znüni ein: einem feinen Hot-Dog direkt vom Grill.
Die Idee war naheliegend: Schwiegersohn Lukas Indermühle betreibt in der Freizeit einen Hot-Dog-Stand. Nun stellte er ihn vor der Pause beim Schulhaus auf – und bald standen die Kinder Schlange.
Oliver Menzi, der Schulleiter vom Kreis Landhaus, hielt die emotionalen Momente mit seiner Kamera fest.
Daneben warteten zahlreiche Mütter, um ebenfalls von der Lehrerin ihrer Kinder Abschied zu nehmen und ihr ein Präsent zu überreichen.
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Käthi Zürcher packt die Koffer
Nach rund vierzig Jahren an der Schule Teufen wird Käthi Zürcher pensioniert und freut sich, endlich ausserhalb der Schulferien reisen zu können. Die nächste grosse Reise ist bereits im November geplant.
Alexandra Grüter-Axthammer
«Reisen ist mein Liebstes», sagt Käthi Zürcher. Vorwiegend führten sie ihre Reisen in asiatische Länder, nach Vietnam, Kambodscha, Laos, Myanmar, Japan und Südkorea. «Alles ausser Thailand. Da hat es mich bis jetzt nie hingezogen.»
Die dreifache Mutter lebt, seit sie in Teufen unterrichtet, im Dorf. «Damals war das noch verpflichtend, in derselben Gemeinde zu wohnen, in der man unterrichtet.» Hier hat sie dann auch geheiratet, die drei Kinder grossgezogen und vor kurzem kehrte ihr Sohn mit seiner jungen Familie nach Teufen zurück. Das freue sie sehr, denn jetzt könne sie viel mehr Zeit mit ihrem ersten Enkelkind verbringen. Ausserdem spielt sie in einem Quartett Saxophon und betreibt gerne Sport. Sicher werde sie auch öfters in Arosa, in ihrer Ferienwohnung sein – im Sommer und im Winter. Besonders freut sie sich, wieder mehr Zeit für Handarbeiten zu haben, das sei in den letzten Jahren neben dem siebzig Prozent Pensum einfach nicht mehr drin gelegen.
Vom Einzelzimmer zum offenen Schulhaus
Das Unterrichten habe sich sehr verändert in all den Jahren. Gestartet sei sie 1973 mit einer 4. Klasse und 34 Schülerinnen und Schüler, diesen Sommer beendet sie ihr Berufsleben in der gemischten 1./2. Klasse im Schulhaus Dorf mit 19 Kindern. «Zu Beginn gab es weder Schulische Heilpädagogen in den Klassen noch Schulleiter, anstelle der heutigen Integration gab es Sonderklassen. «Alle kannten den Schulinspektor und seine gefürchteten Klassenbesuche», erzählt sie.
Jede Lehrperson bereitete die Schulstunden alleine vor. «Heute arbeiten wir häufig im Team, die Klassenzimmer sind offen für die Kolleginnen, Kollegen und auch für die Eltern, wir tauschen viel mehr aus und aus dem Frontalunterricht sind viele verschiedene offene Lernformen geworden.» Auch die Technik habe natürlich Einzug gehalten im Klassenzimmer und vieles vereinfacht. «Arbeitsblätter wurden früher mit der Schreibmaschine oder von Hand geschrieben und mit Umdruck vervielfältigt. Hatte es einen Fehler, musste man es nochmals schreiben.»
Allerdings führe das auch dazu, dass heute alles perfekt sein müsse. Man gebe kaum mehr ein handgeschriebenes Arbeitsblatt ab, alles werde auf dem Computer geschrieben. Laptops für die Schüler, Beamer und Visualizer seien in den Klassenzimmern nicht mehr wegzudenken, sagt sie.
Was sich aber nicht geändert habe, seien die Kinder. «Sie sind interessiert, neugierig, begeisterungsfähig, motiviert und es macht noch immer Spass, mit ihnen zu arbeiten und mitzuerleben, wie sie sich entwickeln.» Sie würde den selben Beruf wieder wählen. Das Einzige, was sie nicht vermissen wird: «Bereits drei oder vier Mal änderte in meiner Berufszeit der Lehrplan. Dass ich die aktuelle Umstellung nicht mehr mitmachen muss, darüber bin ich sehr froh.»