



Monica Dörig
Mit der Opernproduktion «Cinderella» will das Theater St. Gallen junge Menschen für das Theater begeistern. Bei einem Casting vor über einem Jahr wurden 124 Jugendliche aus der Ostschweiz für die Hauptrollen, Chor, Tanzensemble und Orchester ausgewählt. Unter ihnen ist auch Irina Schenker aus Teufen, die Hekate darstellt.
Es klingt ein bisschen nach Orff: Flöten, Glockenspiel und Zuggeräusche vermitteln die Ankunft von Cinderella auf dem Bahnhof einer fremden Stadt. Sie wird als Au pair-Mädchen bei der Witwe Hässig und ihren drei Töchtern Medusa, Hekate und Dragonia dienen. Cinderella – Alissa Neff aus Appenzell – singt im Innerrhoder Dialekt. In der Probe letzten Samstag in der Lokremise wurde am Zusammenklang von Orchester und Singenden gefeilt. Jede Szene wurde zum Teil mehrfach wiederholt. Bis vor kurzem hatten Orchester, Singende und Tanzende noch separat geübt.
Die über 120 Kinder und Jugendlichen aus der ganzen Ostschweiz brauchen ebenso Geduld wie Regie und Assistentinnen. Noch probten die Darstellenden ohne Kostüme.
Märchen ins heute übersetzt
«Das wird viel Applaus geben», freute sich der musikalische Leiter Stéphane Fromageot nach einem Terzett der drei Schwestern. Sie geben sich auf Bett und Sofa herumturnend überheblich und verwöhnt. Eine von ihnen – Hekate – spielt Irina Schenker aus Teufen. Neben den klassischen Sopranstimmen ihrer «Schwestern» fällt ihre natürliche Intonation im Mezzosopran auf.
Die Riegelbau-Kulissen in bunten Farben erinnern an St. Gallen. Sie werden bei Bedarf von Chormitgliedern und Tanzenden verschoben. Die Kinder und Jugendlichen wurden mittels Casting ausgewählt wie die Schwestern Mona und Leonie Früh aus Bühler, Mira Frischknecht aus Gais, Flurin Bucher aus Teufen und weitere Kinder aus Herisau, Urnäsch und aus Appenzell Innerhoden. Orchestermitglieder wurden über Instrumentallehrer rekrutiert; die Tänzerinnen und Tänzer kommen aus der Theatertanzschule. Irina Schenker und Benjamin Lüthi, der den Prinzen spielt, wurden von ihrer Gesangslehrerin an der Kantonsschule Trogen, Svetlana Afonina, zum Mitmachen motiviert und auf die Bewerbung vorbereitet.
Cinderellas einzige Freundin ist eine Katze mit magischen Kräften. Ein ganzes Rudel Kätzchen tänzelt schnurrend um das Mädchen herum um es mit einem Zauberkleid für den grossen Ball auszustaffieren. Die Handlung der 1980 uraufgeführten Jugendoper von Maxwell Davies hält sich eng an das Märchen Aschenputtel der Gebrüder Grimm, spielt aber in heutiger Zeit. So treten auch Breakdancer auf; als Ehrengäste werden auf dem Ball ein Schiffskapitän, ein Tenniscrack und ein Pilot angekündigt – gute Partien für die drei Schwestern. Man tanzt Walzer und Twist; manche Stücke klingen wie aus einem klassischen Musical andere wie aus einer zeitgenössischen Oper.
Mundart-Arien und Bühnenpräsenz
Der Prinz fühlt sich gelangweilt von der Veranstaltung. Mit seinem schönen Bariton klagt er: «Mein Gott isch das fad, i trülle am Rad. D’Muetter wünscht sich Hochzitsglocke, i wött nume ufs Tandem hocke…». Die Darstellerinnen und Darsteller singen wie ihnen der Schnabel gewachsen ist; die Mundarttexte der anspruchsvollen Rezitative und Arien hat Stefan Späti geschrieben.
[grauer-kasten titel=“Der Traumpinz und die böse Schwester“ text=“
Irina Schenker und Benjamin Lüthi freuen sich auf die Aufführungen, aber sie sind auch froh, dass im April wieder mehr Ruhe in ihr Leben einkehrt. Die intensive Probezeit verlangte Disziplin und Planung in ihrem Alltag rund um Schule, Nebenjob und Theaterproben.
Irina Schenker spielt eine der drei «bösen» Schwestern in der Jugendoper Cinderella. Sie kommt aus Teufen, ist 16 Jahre alt und besucht die Fachmittelschule an der Kanti Trogen, wo sie Gesangunterricht nimmt. Benjamin Lüthi, der den Prinzen darstellt, nimmt ebenfalls Gesangsunterricht an der Kantonsschule, die er besucht. Er ist 17 Jahre alt und wohnt in Gais.
Beide Jugendlichen finden es «mega cool» Bühnenluft zu schnuppern: «Wir sammeln Erfahrungen mit dem Singen zusammen mit Orchester und Chor und wir lernen zu schauspielern». Am Coolsten finden sie, dabei neue Leute kennenzulernen. Benjamins Berufswunsch geht Richtung Theater: Er möchte klassischen Gesang und Schauspiel studieren. Für Irina Schenker ist das Berufsziel noch unklar, aber sie würde gern an weiteren Projekten wie der Jugendoper mitwirken. Ihre Kollegen und Freundinnen finden toll was sie macht. «Die ganze Klasse will in eine Vorstellung kommen», sagt sie lachend.“]