Jetzt geht es um Details und Geld

28.11.2025 | Timo Züst

Der Lindensaal ist selten so gut gefüllt wie während einer Info-Veranstaltung zum Tunnelprojekt. Auch gestern erschienen die Zuhörenden zahlreich – ganz so neugierig wie im Juni 2024 scheint die Bevölkerung aber nicht zu sein. Einige Stuhlreihen blieben leer. Woran das liegt? An der gestrigen Info ging es um die Präsentation des Vorprojektes. Das heisst auch: Im Grundsatz geht es ums Gleiche wie vor eineinhalb Jahren. Ein Einspurtunnel vom Bahnhof bis Egglirank mit einer unterirdischen Halte- und Kreuzungsstelle beim Stofel. Aber es gab doch Spannendes zu hören. Denn die Planer haben einiges verbessert – insbesondere beim Bahnhof.

In aller Kürze

Die gestrige Info-Veranstaltung geht auf zwei Abstimmungen aus dem Jahr 2022 zurück. Am 15. Mai 2022 sagte Teufen an der Urne deutlich «Ja» zur Volksinitiative «für eine Abstimmung über einen Bahntunnel zwischen Bahnhof und Stofel». Am 25. September des gleichen Jahres folgte das zweite «Ja» zum entsprechenden Projektierungskredit über 4.45 Mio. Franken. Damit gab die Stimmbevölkerung der Gemeinde den Auftrag, ein Tunnel-Projekt als Alternative zur bereits bestehenden Doppelspur-Variante («Tram») auszuarbeiten. Daran wird seither mit externen Planern und Beratern gearbeitet. Das Ziel ist eine Abstimmung Ende 2026 oder Anfang 2027. Dabei wird Teufen über einen Objektkredit befinden. Heisst konkret: Die Stimmbevölkerung wird gefragt, ob sie die Mehrkosten für ein Tunnel-Projekt tragen will. Grundsatz dafür bildet das Eisenbahngesetz (Art. 58b). Es sieht vor, dass Dritte (Teufen) gleichwertige Alternativen für bestehende Projekte erarbeiten und vorschlagen können – sie müssen aber die Differenz bzw. Mehrkosten selber bezahlen. Um wie viel Geld es dabei geht, soll nächsten Sommer kommuniziert werden. Jetzt schon klar ist: Sagt Teufen bei dieser Abstimmung dann «Nein» zum Tunnel-Kredit wird die Doppelspur weiterverfolgt bzw. realisiert.

Das Wichtigste kommt wie so häufig gleich am Anfang: «Der Gemeinderat behandelt dieses Projekt ergebnisoffen. Wir haben keinen Favoriten. Die Diskussion Tunnel vs. Doppelspur wird dann im nächsten Sommer geführt, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen.» Gemeindepräsident Reto Altherr startet so in die Info-Veranstaltung im Lindensaal, weil er weiss, was folgt: eine eineinhalbstündige Tunnel-Show. Es gibt viele Visualisierungen und sogar einen kleinen Film zu sehen. Um die Doppelspur geht es nur am Rand. Sie wird nur dann erwähnt, wenn die Redner darauf hinweisen müssen, was denn käme, wenn der Tunnel-Kredit abgelehnt würde. «Wir haben von der Bevölkerung den Auftrag zur Ausarbeitung eines Alternativprojekts bekommen. Und das machen wir auch. Nicht mehr und nicht weniger.» Dafür hat die Gemeinde einen Projektierungskredit von 4.45 Mio. Franken zur Verfügung – gesprochen wurde er an der Urne am 25. September 2022 (siehe Box). Inzwischen ist einiges davon ausgegeben und einiges geplant geworden. Das Vorprojekt steht. Darum geht es an diesem Donnerstagabend im Lindensaal auch. Für die technische Präsentation ist dabei Gesamtprojektleiter Werner Kalunder (ARX Gruppe AG ehem. Pini Gruppe AG) zuständig. «Wir haben uns ja im Juni 2024 schon einmal gesehen. Inzwischen sind wir einige Schritte weiter.» Anschliessend fasst er die wichtigsten Projektanpassungen zusammen – das wollen wir hier auch versuchen:

Stellen sich nach der Info den Fragen aus dem Publikum (v.l.n.r.): Reto Altherr, Florin Scherrer und Werner Kalunder.

Das Tunnel-Projekt besteht im Grundsatz aus einem abgesenkten Bahnhof, einem Einspurtunnel bis zum Stofel, einer unterirdischen und zweigleisigen Haltestelle Stofel (gleichzeitig Kreuzungsstelle) und einer mehrheitlich bedeckten, aufsteigenden Rampe in Richtung Sternen. Inzwischen haben die Generalplaner, die «Ingenieurgemeinschaft Unter Teufen» (Emch+Berger AG und WSP Ingenieure und Berater AG), auf dieser Basis ein Vorprojekt erarbeitet. Dabei wurden mehrere Projektverbesserungen erreicht. Dazu gehören:

Ein nur noch um 2.5 statt um rund 5 Meter abgesenkter Bahnhof. Möglich macht das ein etwas tiefer liegender Tunnel mit einer aufsteigenden Rampe in Richtung Bahnhof. Das bedeutet auch: Die östliche Stützmauer müsste nur noch rund 6 Meter hoch werden – nicht mehr 9 oder 10 Meter.

Ein um 5 Quadratmeter reduzierter Tunnelquerschnitt – von 46 auf 41Quadratmeter. Erreicht wird das mit einer etwas dünneren Innenschale. Ausserdem soll der Tunnel – wie beim Ruckhaldetunnel – mit einer festen Fahrbahn (kein Schotter), dicken Gummipolstern zur Reduktion der Lärmemission, einer Standard-Fahrleitung und einem nur einseitigen Fluchtweg (bewilligungsfähig) ausgestattet sein.

Die Geometrie und Streckenführung sind nun fix. Der einspurige Tunnel vom Bahnhof bis zur unterirdischen Haltestelle Stofel soll rund 950 Meter lang werden. Dort wird die Streckenführung zweigleisig, inkl. Perrons an beiden Gleisen, und der Tunnel wird in Tagebauweise (Deckelbau) unterhalb der Hauptstrasse weitergeführt, bevor er eingleisig wird und im Bereich des Eggliranks wieder an die Oberfläche kommt. In diesem Bereich will die Gemeinde zudem einen Streifen Land von 4 Metern von den privaten Grundstückbesitzern erwerben – das würde mehr Platz für die Strasse schaffen.

Die Kosten

Beim Thema Kosten und Finanzierung gilt es während der nächsten Monate noch viele Fragen zu beantworten. Stand heute wissen die Planer noch nicht, was der Tunnelbau kosten würde. Das liegt einerseits daran, dass die Planung erst die Vorprojekt-Stufe erreicht hat. Bis Ende August 2026 soll nun das Bauprojekt fertiggestellt werden. Dazu gehört auch eine Kostengenauigkeit von +/- 10 Prozent. Um diese «Kostenschärfung» zu erreichen, werden nicht nur diverse bauliche Details geklärt – auch die Geologie wird genauer untersucht. Mit mehreren Testbohrungen sollen der Bodendruck, Hydrologie und Petrographie im Bereich der geplanten Tunnelführung ermittelt werden. Diese Daten sind für die Berechnungen der Ingenieure unerlässlich und haben einen grossen Einfluss auf die Baukosten.

Gleichzeitig startet das sogenannte «Finanzengineering». Dabei geht es um die Frage: Wie kann Teufen die Mehrkosten für den Tunnelbau überhaupt finanzieren? Und was für Kosten – Amortisation, Zinsen oder Abschreibungen – kommen damit auf die Gemeinde zu? In die gleiche Sparte gehören die Verhandlungen mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) bzw. Bern. Dabei geht es um die Frage, wieviel von den Tunnelkosten Teufen zu tragen hätte. Grundsätzlich gilt hier der Grundsatz: Die Gemeinde darf ein gleichwertiges Alternativprojekt vorschlagen, muss aber die Differenz zum günstigeren Projekt (Doppelspur) selber tragen. Um diese Kosten sauber deklarieren zu können, wird für die Ausarbeitung des Abstimmungsedikts auch das Doppelspurprojekt in Bezug auf die Kosten aktualisiert.

Unterquerung Landhausstrasse

Im Zuge der Tunnelprojektierung hatten sich Gemeinde und die Planer entschlossen, auch die Situation rund um die Landhausstrasse genauer zu analysieren. Die Frage hier war: Wäre es möglich, den Zug auch hier unter der Kreuzung in einem Tunnel passieren zu lassen. Die kurze Antwort: Nein. Die engen Platzverhältnisse und die ungünstige Topographie würden zu grob geschätzten Baukosten von rund 24.5 Mio. Franken führen. Ausserdem müsste die Bahnlinie für die Bauarbeiten vermutlich an die 17 Monate unterbrochen werden – das gilt auch für den Strassenverkehr. Der Gemeinderat hat sich deshalb entschieden, diese Planung nicht weiterzuverfolgen und damit auf eine «Landhaus-Zusatzfrage» bei der Abstimmung Ende 2026 oder Anfang 2027 zu verzichten.

Wie weiter?

Im nächsten Halbjahr wird nun das Bauprojekt ausgearbeitet. Dazu gehören nebst der Detailplanung auch die Analyse der Geologie und das «Finanzengineering». Im Sommer 2026 soll die Bevölkerung dann wieder über das Tunnel-Projekt informiert werden – inklusive Preisschild. Die Abstimmung zur Frage, ob man bereit ist, die Mehrkosten für den Tunnel zu tragen, soll Ende 2026 oder Anfang 2027 stattfinden.

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