Rico Kramer hält ein Tablett in der Hand. Zu sehen ist darauf der Lageplan der Strassenlampen im Jonenwatt. Der Entwickler der Firma E-Save klickt auf das Display, und die nächstgelegene Strassenlampe leuchtet hell auf. Er streicht nach links über das Display, und die Lampe wird gedimmt. Das Gebiet Jonenwatt-Lustmühle verfügt seit kurzem über eine der innovativsten Strassenbeleuchtungen der Schweiz.
Erich Gmünder
Teufen ist die erste Gemeinde mit einer via Internet gesteuerten Strassenbeleuchtung an einer Hauptstrasse ausserorts. Dass Teufen in dieser Liga mitspielt, hat einen politischen Hintergrund. Vor zwei Jahren stellte die Gemeinde aus Spargründen praktisch über Nacht den grössten Teil der Beleuchtung ausserorts ab – und löste einen Sturm der Entrüstung aus. Die Gegner befürchteten einen Verlust von Sicherheit in den Aussenquartieren.
Das Petitionskomitee um den Architekten Ueli Sonderegger im Battenhaus/Lustmühle forderte eine unverzügliche Wiederinbetriebnahme, bis alternative technische Möglichkeiten zur Reduktion des Energieverbrauchs vorlägen. Innert kurzer Zeit kamen über 500 Unterschriften für eine Petition zusammen. Die Gemeinde reagierte kulant und schaltete die Beleuchtung wieder ein. An einem Workshop kündigte sie gleichzeitig an, dass der Einsatz neuer technologischer Möglichkeiten wie LED oder Bewegungsmelder geprüft werden solle.
Ein Quantensprung
Der Zufall wollte es, dass mit Leo Vetsch ein Fachmann in Sachen Beleuchtung in Teufen wohnt. Der selbständige Projektleiter schlug der Gemeinde eine Lösung vor, welche dank LED-Technologie nicht nur erheblich energiefreundlicher ist als die bisherigen alten Natrium-Lampen, sondern sich dank modernster Steuerung auch flexibel an die Bedürfnisse anpassen lässt.
Leo Vetsch: „Die neuen Lampen brauchen mit maximal 84 Watt halb so viel Strom, leuchten die Strasse aber besser aus als die alten Laternen mit 150 Watt.“ Und zudem sind die neuen LED-Leuchten mit einem Stückpreis von rund 800 Franken (ohne Steuerung) kaum teurer als eine Designleuchte im Wohnbereich. Die Gemeinde spart damit jährlich rund 3000 Franken Energiekosten.
Rico Kramer ist mit seiner Firma E-Save für die Programmierung verantwortlich. Er demonstriert die verschiedenen Modi der modernen LED-Beleuchtung. Jede Leuchte kann einzeln oder in einer Gruppe angesteuert werden: Heller bei einer Kreuzung mit Fussgängerübergang oder in einer sicherheitsrelevanten Zone, oder stärker gedimmt ausserhalb dieser Bereiche.
Jede der 60 neuen Leuchten ist mit einer kleinen Antenne versehen und kommuniziert via Funk mit den anderen Leuchten. Musste früher jede Lampe einzeln mit einer Hebebühne bestiegen werden, um sie richtig einzustellen, braucht man nun nur noch mit dem Laptop oder Tablett im Empfangsbereich einer Laterne zu stehen und kann mit einem Klick jede einzelne Lampe im Netzwerk ansteuern.
Nun sollen die ersten Erfahrungen und Rückmeldungen von Strassenbenützern ausgewertet werden. „Zu einem späteren Zeitpunkt wird die Beleuchtung gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde, des kantonalen Tiefbauamtes und der Verkehrspolizei in einem Nachteinsatz optimiert. Dabei sollen die mit der modernen Technik geschaffenen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden“, sagt Gemeindeingenieur Ueli Anderfuhren.
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Erich Gmünder | 2. 07. 2012 | Gemeinde, News | Keine Kommentare |