In Teufen Wurzeln schlagen

13.09.2025 | Timo Züst

Die Neuzuzüger-Begrüssung ist ein Traditionsanlass mit besonderer Bedeutung für eine Wachstumsgemeinde wie Teufen. Hier sitzen sich viele Neuteufnerinnen und Neuteufner zum ersten Mal gegenüber – und treffen auf Alteingesessene, Vereinsvertretende und Lokalpolitiker. Heuer folgten besonders viele Zugezogene der Einladung der Gemeinde. Das lag vielleicht auch am Thema: Es ging um den Wald.

Noch schnell ein Gruppenfoto vor dem Mittagessen: Am Samstagvormittag begüsste die Gemeinde ihre Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger in der Badi Teufen. Fotos: tiz

Die Kaffeemaschine im Badirestaurant ist an diesem Samstagmorgen der «limitierende Faktor». Gemeindepräsident Reto Altherr hat das Problem zwar lokalisiert – eine zweite Kaffeemaschine kann er aber auch nicht aus der Hosentasche zaubern. Es heisst also abwarten. Bis alle Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger bedient sind. Erst dann tritt er für die Begrüssung ans Rednerpult: «Ihre Gründe für den Umzug nach Teufen sind so individuell und vielfältig wie wir es sind – und das ist gut so. Zum Glück sprechen auch viele Gründe für unsere Gemeinde.» Er zitiert aus dem Leitbild, spricht sich für (Lebens-)Qualität vor Quantität aus und appelliert vor allem an die Gemeinschaftlichkeit. «Als Gemeinde sind wir die kleinste Einheit in unserem föderalistischen System. Das hat einige Nachteile – Bern und Herisau sind manchmal etwas weit weg. Aber auch grosse Vorteile. Die Nähe zu Ihnen allen und die Nähe untereinander ist der Grösste.»

Darauf folgt eine Aufzählung der aktuellen Gross-Projekte. Die Liste ist – wie in Teufen üblich – ziemlich lang: Ortsdurchfahrt bzw. Projektierung Tunnelvariante, Veloschnellroute nach St. Gallen, Bahnhofkreuzung, Renovierung des «Alten Hörli» (Hinweis: Das Einweihungsfest ist nächsten Freitag. Mehr Infos gibt es hier), Gesundheitshaus Bächli, Anschluss an die ARA Au und die Ortsplanung. «Und natürlich gibt es noch eine lange Wunschliste. Zum Beispiel aus den Bereichen Alter und Sport. Gleichzeitig werden wir auch mehr in den kantonalen Finanzausgleich bezahlen müssen. Sie sehen: Es gibt einige Herausforderungen zu bewältigen. Und vielleicht möchten Sie sich ja auch engagieren?» Auf diesen Aufruf zur politischen Mitarbeit folgte schon bald der nächste zum Aufbruch in Richtung Carl-Zürcher-Wald. Denn das ist das eigentliche Thema das heutigen Vormittags: Wald. Die Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger teilen sich also in drei Gruppen auf uns spazieren von Fachmann zu Fachmann.

100 Jahre Carl-Zürcher-Wald

Beat Fritsche, Oberförster AR

«Carl Zürcher war seiner Zeit mit diesem Konzept weit voraus», sagt Beat Fritsche und meint damit den Wald als Naherholungsgebiet. «Damals, also im Jahr 1924, als Carl Zürcher starb, hatten die Menschen wohl noch andere Sorgen als schöne Waldspaziergänge.» Für den vermögenden und sozialverantwortlichen Teufner (geb. 1865) – er war in der Textilindustrie tätig – war aber schon damals klar, dass der Wald einen sehr wertvollen Erholungs- und Lebensraum darstellt. So arrangierte er es, dass das Waldstück oberhalb des Freibads Teufen nach seinem Tod in eine Stiftung übergeht und fortan der Teufner Bevölkerung als «Erholungswald» zugänglich bleibt. Diesem Wunsch folgt der Ausserrhoder Regierungsrat mit seinem Entscheid vom 8. August 1925. Vor ziemlich genau 100 Jahren also. «Noch heute gilt: Hier wird nur in die natürlichen Prozesse eingegriffen, wenn es wirklich nötig ist. Der Wald ist öffentlich zugänglich und es herrscht Jagdverbot.»

Die Waldwirtschaft

«So viel», Thomas Wenk hält einen kleinen Holzwürfel in die Luft, «wächst hier im Carl-Zürcher-Wald jede Minute nach.» Er veranschaulicht damit an diesen 2.14 Hektaren Wald etwas, das man sich kaum vorstellen kann: Pro Jahr wachsen im Schweizer Wald rund 10 Mio. Kubikmeter Holz heran. «Das entspricht in etwa dem schweizerischen Holzverbrauch. Geerntet werden in der Schweiz aber nur rund 5 Mio. Kubik.» Das liegt vor allem an den deutlich günstigeren Holzimporten aus dem Ausland. Für Thomas Wenk ist aber eine andere Botschaft wichtiger: «Nehmen Sie mit, dass wir an unseren Wäldern keinen Raubbau betreiben. Die Schweizer Holzwirtschaft ist nachhaltig – seit dem ersten Forstpolizeigesetz von 1876.» Für die rund 600 Hektaren Teufner Wald – 190 davon sind im Besitz der Gemeinde – bedeutet das. «Wir verzichten auf Kahlschläge, pflanzen nur im Notfall Bäume ein und achten auf eine biodiverse Waldpflege.»

Mehr über den Forstbetrieb Teufen und dessen Dienstleistungen finden Sie hier.

Der «klimafitte» Wald

Ihm hatte Gemeindepräsident Reto Altherr während der Begrüssung einen speziellen Dank ausgesprochen: «Er ist heute Morgen extra um 5:30 Uhr losgefahren, damit er rechtzeitig hier ist.» Noch wohnt der 24-jährige Donato Rainolter nämlich nicht in Teufen, sondern in Tschlin im Unterengadin. Der Umzug steht aber kurz bevor und auch sein Amtsantritt als Revierförster. Am 1. November. An seinem Posten im Carl-Zürcher-Wald erfahren die Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger einiges über die richtige Waldbewirtschaftung. Dazu gehört die Auswahl der passenden Baumarten. «Wer die kantonale ‘Tree-App’ konsultiert, erfährt, dass wir uns hier im Mittelland und in der Waldzone 8a befinden. Charakteristisch für diesen Bereich ist, dass hier alles ziemlich im ‘Mittel’ liegt: Es ist weder zu trocken noch zu feucht», erklärt er. Aber es gibt auch hier herausfordernde klimatische Bedingungen – vor allem immer längere Trockenperioden im Sommer. «Allzu grosse Fichten- bzw. Nadelbaumbestände sind deshalb nicht mehr ideal.» Besser eignen sich zum Beispiel Eichen, Buchen, Ahorn oder Kirschenbaum. «Aber auch für andere hat es Platz. Der richtige Mix ist entscheidend.»

Letzter Programmpunkt vor dem Mittagessen war die Vorstellungsrunde der Vereine. Hier gibt es sie als Slideshow zum Durchklicken.

Weiterführende Informationen zu den Vereinen finden Sie hier im Vereinsverzeichnis der Gemeinde.

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