In der Gemeinde aufgehoben sein bis zum Schluss

01.12.2011 | Erich Gmünder

Erich Gmünder

Ob zu Hause oder im Pflegeheim – in Teufen ist schon heute dafür gesorgt, dass Betroffene ihr Leben in Würde beschliessen können. Aber es gibt Bereiche, wo die Begleitung Schwerkranker und ihrer Angehörigen noch verbessert werden könnte, so das Fazit des ersten Palliative Care Tages vom 5. November in der Landhaus-Aula.Über 80 Personen machten sich Gedanken darüber, wie die letzte Lebensphase für alle erträglicher gestaltet werden kann. Ziel wäre, so Steffen Eychmüller, Palliativmediziner und zusammen mit Marilene Hess einer der Initianten des Anlasses, dass es in Teufen heissen würde: «In dieser Gemeinde kann ich mich wirklich aufgehoben fühlen bis ans Lebensende.»

«Ohne Lebenskultur keine Sterbekultur»

In den vier Workshops wurde engagiert diskutiert, wie die Situation verbessert werden könnte. Zwar wünschten sich die meisten, zu Hause sterben zu dürfen. In der Realität sei es aber gerade umgekehrt, auch in Teufen: Viele erlebten ihre letzte Phase in einem Heim oder Spital. In den Teufner Heimen hat das Thema Sterbebegleitung eine hohe Priorität, trotzdem wurde verschiedentlich die Befürchtung geäussert, das Personal habe zu wenig Zeit, um für die Schwerkranken in der letzten Phase genügend präsent zu sein.

Eine sinnvolle Gestaltung der Sterbephase beginnt schon bei der Gestaltung des Lebens

Aber auch bei der Betreuung derjenigen, die in ihren eigenen vier Wänden Abschied nehmen dürfen, wurde Verbesserungsbedarf geortet. So müssten frühzeitig Vorkehrungen getroffen werden, angefangen bei behindertenfreundlichen Wohnungen bis zur Bereitschaft, vorhandene Hilfeleistungen auch in Anspruch zu nehmen. Reflektiert wurde auch die Bedeutung des Spirituellen in einer Zeit, in der viele auf Distanz zu den Kirchen gehen. Hier gelte es besonders, die Bedürfnisse der Betroffenen mit grosser Achtsamkeit zu respektieren.

Immer wieder wurde betont, eine sinnvolle Gestaltung der Sterbephase beginne schon bei der Gestaltung des Lebens, oder wie Steffen Eychmüller es formulierte: «Ohne Lebenskultur gibt es keine Sterbenskultur.» Sterben und Tod seien aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt worden; dabei müsste ihnen der gleiche Platz eingeräumt werden wie der ersten Lebensphase.

Ehrenamtliche Tätigkeit darf auch etwas kosten

Regierungsrat Matthias Weishaupt und Gemeindepräsident Walter Grob würdigten in ihren Grussworten das Engagement der Freiwilligen. Der Gesundheitsdirektor sprach sich aber auch für eine bessere Vernetzung zwischen professioneller und freiwilliger Arbeit aus. Zwar habe auch der Bund einen Nachholbedarf erkannt und eine nationale Strategie zur Palliative Care formuliert; mit der Anerkennung, z.B. durch Übernahme von Kosten durch die Krankenkassen hapere es aber noch. Vor allem die Ausbildung der Freiwilligen – bisher meist durch Spenden finanziert – müsse besser geregelt und mindestens Spesen müssten vergütet werden. Das mache auch aus finanzpolitischer Sicht Sinn, denn schliesslich spare das Gemeinwesen, wenn mehr Schwerkranken in den eigenen vier Wänden sterben könnten.

Aus dem OK wird die IG Palliative

Der Schwung der Startphase soll nicht wirkungslos verpuffen: Bereits am 17. Januar wird die erste Sitzung der neu gegründeten IG Palliativ Teufen stattfinden, welche aus den Mitgliedern des OK und weiteren Interessierten gebildet wird. Jedermann ist dazu herzlich eingeladen. Sprecherin der IG ist Marilene Hess, welche auch gerne Auskünfte erteilt (Tel. 071 333 33 70, e-mail: marilene.hess@ref-teufen.ch . Bereits ca. Mitte März findet eine weitere öffentliche Veranstaltung im Rahmen der Wanderausstellung Palliative Care statt, welche in Teufen Halt macht.

Engagierte Voten im Publikum und auf dem Podium. Vorne von links nach rechts: Hanspeter Spörri, Moderator, Elvira Tischhauser, Leiterin Pflegedienst Haus Lindenhügel,  Daniela Ruppanner-Leirer, Gemeinderätin; Marilene Hess, Pfarrerin; Hansueli Sutter, IG Palliative Teufen; Daniel Büche, palliative ostschweiz; Steffen Eychmüller, Leitender Arzt Palliativzentrum am Kantonsspital St. Gallen. Fotos: [autor]

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