Ein Beispiel für einen Coworking-Space von «VillageOffice». Dieser befindet sich in Wil. Foto: zVg
«VillageOffice» ist eine Genossenschaft, die Regionen, Kantone und Gemeinden beim Aufbau von Coworking-Spaces unterstützt. Das tut sie auch hier in Ausserrhoden. Zu den ausgewählten Gemeinden gehört Teufen. Mit Corona-Verzögerung beginnt nun nächste Woche der Evaluationsprozess. Erster Schritt: Eine Umfrage.
Auf der Website von «VillageOffice» findet sich ein Zähler. Derzeit steht er auf 81. So vielen Coworking-Spaces hat die Genossenschaft seit ihrer Gründung im Jahr 2016 schon ins Leben geholfen. «Wir sind hauptsächlich beratend und projektleitend tätig. Es ist ganz wichtig, dass das Coworking ohne uns funktioniert – lokal abgestützt. Nur so ist es nachhaltig.» Das sagt Cornelia Hasler. Sie ist als Regionalpartnerin Ostschweiz für die Betreuung der Ausserrhoder Gemeinden zuständig. Auftraggeber sind aber nicht die Gemeinden, sondern der Kanton und die «Regio AR – St. Gallen – Bodensee», die sich um Agglomerations- und Regionalentwicklung kümmert. Sie haben «VilageOffice» den Auftrag gegeben, mögliche Coworking-Standorte in Ausserrhoden zu prüfen. Einer davon ist Teufen. Wer aber «Teufen AR» in den Suchbalken auf der Website eintippt, sieht noch nicht allzu viel, denn «… befindet sich in der Start-Phase.» «Wir wären natürlich gerne schon weiter. Eigentlich wollten wir vor einem Jahr starten», so Hasler. Grund für die Verzögerung ist auch hier die Corona-Pandemie. Jetzt soll es aber losgehen: Nächste Woche lässt die Gemeinde einen ersten Flyer verteilen, der die Coworking-Umfrage lanciert. Ziel ist es, bis zur ersten Info-Veranstaltung am 3. Juni eine Aussage zu Teufens Potenzial für einen Coworking-Space machen zu können. Dabei stehen aber nicht Infrastruktur, Immobilien oder vorhandene Quadratmeter im Vordergrund, sondern Menschen.
Fünf sind das Minimum
Beim Aufbau eines neuen Gemeinschaftsbüros folgt «VillageOffice» einem simplen Rezept. Es besteht aus sechs Phasen: Einschätzen, Erforschen, Ausprobieren, Konzipieren, Aufbauen und Betreiben. Die Umfrage ist der Beginn der ersten Phase. Gleichzeitig werden Daten und Statistiken zu Teufen und dessen arbeitender und pendelnder Bevölkerung gesammelt: «Unser Ziel ist es, mit Coworking-Spaces die Standortattraktivität einer Gemeinde zu fördern und gleichzeitig die Anzahl gefahrener Kilometer bzw. die CO2-Emissionen zu reduzieren», sagt Cornelia Hasler. Noch hat sie Teufens Zahlen nicht auf dem Tisch. Aber sie hat ein gutes Gefühl, denn Pendler gibt es hier viele. Aber: «Für die Umsetzung eines solchen Projekts braucht es nicht nur Leute, die später in den Büros arbeiten wollen. Es braucht vor allem ein Kernteam, das die Idee vor Ort vorantreibt.» Und die Erfahrung zeigt: Sind es weniger als fünf Beteiligte lohnt es sich kaum, den Prozess zu starten. Deshalb hoffen Cornelia Hasler und die Gemeinde auf möglichst viele positive Rückmeldungen aus der Umfrage. Wichtig dabei: «Am Anfang geht es nicht um passende Räume, die Finanzierung oder die Ausstattung des Büros. Es geht um die Frage: Was für ein Coworking-Space sind wir? Was passt zu Teufen?» Alles andere – das habe die Erfahrung gezeigt – ergebe sich dann durch lokale und regionale Netzwerke. Und: «An der Immobilie ist es bisher noch nie gescheitert.»
Ein Versuch noch im 2021?
Wie die Info-Veranstaltung am 3. Juni aussehen wird, bestimmt die Situation rund um die Corona-Pandemie. Aber Cornelia Hasler hofft trotzdem, noch vor den Sommerferien einen ersten Workshop mit Interessierten durchführen zu können. Das wäre dann der Beginn der Phase zwei, Erforschen. «Dabei beginnen wir, konkrete Ideen auszutauschen und die Identität eines Coworking Teufen zu ergründen.» Sind genügend motivierte Personen dabei und man wird sich einig, wären erste Geh- bzw. Arbeitsversuche in einem neuen Gemeinschaftsbüro laut Hasler noch in diesem Jahr möglich. «Die Idee ist wichtig. Aber genau so wichtig ist, dass man schon bald mit dem Arbeiten beginnen kann. Sonst versandet das Projekt», sagt Cornelia Hasler.
Wie lange es allerdings dauern wird, bis ein neuer Coworking-Space Teufen unabhängig und selbsttragend wäre, ist heute schwer abzuschätzen. Denn das hängt stark von den Bedürfnissen der Beteiligten, der Schlagkraft des lokalen Netzwerks und Corona ab. So oder so: «VillageOffice» wird den Interessierten als Projektleiterin bis dahin zur Verfügung stehen. tiz
«VillageOffice»
Das von der REGIO Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee (REGIO) initiierte Projektvorhaben «VillageOffice als Impulse zur Stärkung von innovativen Wertschöpfungssystemen im ländlichen Raum» wird vom Kanton Appenzell Ausserrhoden zusammen mit dem Bund im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) finanziell unterstützt. Als Projektträgerin obliegt der REGIO die Gesamtprojektleitung und die Koordination der beteiligten Akteure. Die Genossenschaft «VillageOffice» ist als Umsetzungspartnerin am NRP-Projekt beteiligt und für die Realisierung zuständig. Engagement Migros, EnergieSchweiz, Klimastiftung Schweiz und der Verein Innovationsfonds der Alternativen Bank Schweiz unterstützen VillageOffice. villageoffice.ch.