Immer auf Achse im Dorf - bei jedem Wetter

08.03.2016 | Félice Angehrn

Félice Angehrn (Text und Fotos)

Wer kennt sie nicht? Bei Regen, Wind und Schnee ist sie fast täglich unterwegs mit Velo und Anhänger. Wenn sie keine Kinder transportiert, dient ihr der Anhänger als praktischer Einkaufswagen. Sie ist keine Frau, die still sitzen kann.

Sportbegeistert

Quirlig und zierlich wirkt Andrea Wild auf mich und immer voller Tatendrang. Aufgewachsen in Biel, machte sie die KV-Lehre auf einem Reisebüro. Schon als Kind bewegte sie sich fürs Leben gern und war viele Jahre im Geräteturnen. Erst als Wettkämpferin, später als Leiterin.

Von diesem Sport so begeistert, machte sie noch die Kampfrichterausbildung. 1999 zog es sie für einen Sprachaufenthalt nach Kanada. Dort lernte sie die Sprache und blieb vier Monate.

Davor lernte sie ihren zukünftigen Mann, den Teufner Markus Wild, in einer Turnhalle in Orpund bei Biel kennen. Die Liebe hielt, aber Markus vermisste seine Heimat, die Berge und seine Freunde immer öfter.

Nach der Heirat und der Geburt des ersten Kindes entschloss sich die kleine Familie, ins Appenzellerland umzuziehen. Anfangs hatte Andrea Mühe, Anschluss zu finden. Ihre Familie, die Freunde und der See fehlten ihr enorm. Auch mit dem komischen Dialekt konnte sie sich nicht anfreunden. Sie vermisste die französiche Sprache.

Mit ihrem dreijährigen Sohn Mirco ging sie dann ins Muki- Turnen und lernte dort viele Mütter kennen. Andrea übernahm bald eine Gruppe als Leiterin. Seit etwa zehn Jahren gibt sie das Mutter-Kind Turnen im Landhaus.

Inzwischen gehören zwei weitere Kinder zur Familie, die Mädchen Melina und Nola.

Handicap

Nola, die jüngste Tochter, ist ein fröhliches Mädchen. Sie geht in die 1. Klasse. Nola ist mit einer Fussfehlstellung zur Welt gekommen. Im Volksmund reden wir von Klumpfüssen. Immer wieder braucht sie Operationen und danach verschiedene Therapien. Die Siebenjährige macht sehr gut mit, schon fast selbstverständlich. Sie geht, springt, hüpft und fährt sogar Ski wie andere Kinder. Zum Laufen trägt sie Schuhe mit Einlagen.

Aber manchmal, wenn sie erneut ihre Beine bis zum Knie für mehrere Wochen im Gips haben muss, gibt es intensive Momente für die ganze Familie.

«Dann brauchen wir alle fünf eine Menge Geduld, Zeit und Verständnis. Mein Mann ist den ganzen Tag bei der Arbeit in Wattwil, wo er eine Autogarage führt. Er kommt meist spät nach Hause. Mit seiner Unterstützung kann ich unter der Woche wenig rechnen. Da gibt es schon Tage, an denen ich froh bin, wenn ich die Termine einhalten kann und alle zufrieden sind», erzählt Andrea in ihrem breiten «Bärndütsch».

Am Wochenende nimmt sich Markus Zeit für seine Familie. Dann gehen sie hinaus in die Natur zum Wandern, Brätle, Velofahren. Als eifriger und begeisterter Silvesterchlaus hat er die schöne Tradition seinem Sohn weiter gegeben.

Auf diesen Tag freuen sie sich das ganze Jahr. Dann ziehen Vater und Sohn los mit dem Anker- und dem Moosbänkli- Schuppel und haben es schön. Draussen auf dem Sitzplatz hängt noch immer das «schö-wüescht Gwändli» von Mirco am Haken.