Im Zelt gewachsen

27.03.2021 | Timo Züst
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Susanne Glas und Jessica Vogt (rechts) stehen hinter der «Hanf Manufaktur». Fotos: tiz

Jessica Vogt und Susanne Glas haben die «Hanf Manufaktur» gegründet. An der Landhausstrasse 1 – neben der Rotbach-Garage – verkaufen sie CBD-Produkte. Aber nicht nur das: Sie bauen den legalen Cannabis auch selbst an.

Der Geruch ist unverkennbar. Die Luft in den Räumen der «Hanf Manufaktur» an der Landhausstrasse ist geschwängert vom süsslichen Cannabis-Duft. Dessen Ursprung befindet sich hinter einer dünnen Zeltplane im hinteren Bereich des Ladens. «Das ist unser erstes ‘Grow-Zelt’», sagt Jessica Vogt. Sie öffnet den Reissverschluss und wickelt die Plane hoch. Dahinter kommen zahlreiche rund 50 cm hohe Hanf-Pflanzen zum Vorschein. «Sie haben die Blütezeit gerade hinter sich. Im Zelt wird jetzt Herbst-Klima simuliert», erklärt sie. Bei den Pflanzen handelt es sich um legalen CBD-Cannabis. Das bedeutet: Die Blüten dürfen maximal 1 Prozent THC enthalten. Hier werden nur lizenzierte Sorten angebaut. Während CBD bzw. Cannabidiol eine beruhigende Wirkung hat, gilt THC bzw. Tetrahydrocannabinol als Rauschmittel. Anders gesagt: Wer CBD-Cannabis konsumiert, profitiert von den positiven Eigenschaften von Hanf ohne dabei einen Rausch zu erleben. Für Susanne Glas, die Geschäftspartnerin von Jessica Vogt, war genau das der Grund für die ersten Berührungspunkte mit der Pflanze: «Ich habe eine Nervenkrankheit. Der CBD-Konsum hilft extrem gut gegen die Schmerzen. Ich kann deshalb aus persönlicher Erfahrung sagen, wie wertvoll diese Produkte sind.»

Von Katzen zu Cannabis

Die beiden Frauen stammen aus Deutschland und haben dort bereits zusammengearbeitet. Auch damals waren sie mit dem Züchten beschäftigt – allerdings nicht von Pflanzen. «Wir hatten eine Katzen-Zucht. Das Interesse an Genetik und dem ‘Hegen und Pflegen’ teilen wir schon lange», erzählt Jessica Vogt. Als sich ihre Wege später trennten – Jessica Vogt zog in die Schweiz – beschäftigte sich Susanne Glas mit Rosen. «Als ich dann anfing, mich für Cannabis zu interessieren, dachte ich mir: Wer Rosen ziehen kann, wird mit diesem Unkraut sicher auch fertig.» Die Geschäftsidee entstand bei einem Weihnachtsbesuch hier in der Schweiz. Danach ging alles ganz schnell: «Wir wollten es gleich richtig anpacken und nicht nur verkaufen, sondern auch selbst anbauen.» Der Grund: Sie sind keine Fans der grossen CBD-Fabriken. Dort werden die Pflanzen in riesigen Lagerhallen hochgezüchtet. Dabei kommen oft Hochleistungsdünger und viel Chemie zum Einsatz. «Das hat mit dem ursprünglichen Hanf nichts mehr zu tun. Und das ist schade, denn es ist eine unglaublich vielseitig einsetzbare Pflanze», sagt Susanne Glas. Nur aus den Blüten wird CBD gewonnen; die Blätter können als Würze bzw. Kräuter genutzt oder als Tee getrunken werden. Und aus den Pflanzenfasern werden widerstandsfähige Textilien hergestellt. «Wir zeigen der Kundschaft deshalb auch gerne unser Gewächs-Zelt. So wollen wir eine Verbindung schaffen.»

Wachstumspläne

Der CBD-Markt in der Schweiz ist noch jung. Trotzdem haben sich schon einige Unternehmen und Züchter eine starke Stellung erarbeitet. Deshalb hat es die «Hanf Manufaktur» auf eine Nische abgesehen: Qualitativ und geschmacklich hochwertigen CBD-Cannabis. «Wir haben festgestellt, dass viele Händler auf der Suche nach solchen Produkten sind. In grossen Hallen ist das aber kaum zu schaffen. Mit kleinen Zelten wie unseren schon», sagt Jessica Vogt. Das Problem: Ein Zelt reicht bei weitem nicht. Das mittelfristige Ziel der beiden sind vier – damit wären sie selbsttragend. Aber sie haben auch schon Zukunftspläne: «Wir würden gerne expandieren und etwas Fläche dazu mieten. Dann wären wir mengenmässig attraktiver.» Um ihre Vision umsetzten zu können, sind sie auf der Suche nach Investoren. Aber: «Es geht hier nicht um riesige Beträge. Wir benötigen bloss etwas Startkapital.» Einen ersten Erfolg können die zwei aber schon feiern: Die Schweizer Samenbörse für CBD-Cannabis hat ihnen die Rechte an einer neuen Sorte zugesichert. Diese werden sie exklusiv züchten und vertreiben dürfen. Warum? «Weil sie den Gedanken cool finden, dass sich zwei Frauen in den Grow-Betrieb vorwagen. Bisher war das eine reine Männer-Domäne.»

Bald erster Teufner Hanf

Im Laden der «Hanf Manufaktur» gibt es alles zu kaufen, was der CBD-Liebhaber sucht: Abgepacktes Cannabis, Cannabis-Öl, Samen und diverse Utensilien – sowohl für den Konsum also auch das «growen» (züchten). Was noch fehlt, ist der «echte» Teufner Hanf. «Die erste Ernte wird wohl Ende April anfallen. Darauf sind wir natürlich sehr gespannt.»

Übrigens: Der Laden hat seit der Eröffnung Mitte März schon einiges an Aufmerksamkeit generiert. Und zwar nicht, wie erwartet, bei der jugendlichen Bevölkerung: «Die meisten Interessenten sind um die 50 Jahre alt. Es scheint, man weiss um die heilende Wirkung von CBD.»  tiz

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