Bildbericht: Erich Gmünder
Im Rothen Stall werden künftig Wohnen, Leben und Arbeiten unter einem Dach möglich sein. Vier Single-Wohnungen, zwei Einzelzimmer und gemeinschaftlich genutzte Räume erlauben neue Formen des Zusammenlebens und -arbeitens.
Jahrzehnte lag das Teufner Kulturdenkmal im Dornröschenschlaf. Bis es von Nina Hug und Bruno Hensler entdeckt wurde. «Als wir das erste Mal hier drinnen waren und das Potenzial sahen, wussten wir schon nach einer Stunde, was wir daraus machen wollen.» Zusammen mit Martin Schildknecht von der auf Restaurierungen spezialisierten AteBo und in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurde das Projekt für Wohnen, Leben und Arbeiten unter einem Dach entwickelt. Mit viel Respekt vor dem Kulturgut und dem Ziel, alte Bausubstanz und moderne Wohnansprüche zu verbinden.
Respektvoller Umgang
Viele Zeugen des 180-jährigen Ökonomiegebäudes der ehemaligen Villa Roth sollen sichtbar bleiben und Teil des wohnlichen Ambientes werden. Eine Herausforderung beim Umbau bestand darin, Licht in den Heustock zu bringen, in den nun die neuen Wohnungen eingebaut werden. Hier bot die Denkmalpflege Hand, so dass die West-Fassade zum Dorf hin mit grosszügigen neuen Sprossenfenstern ausgestattet werden kann.
Das Dach erhält neue Flächenfenster mit viel Lichteinfall, und über die grossen Tenn-Tore wird ebenfalls Licht in den Stall gebracht. Zusätzlich erhalten die Wohnungen «innenliegende Balkone», die Luft und Raum für entspannte Momente mit Blick auf die einmalige Stallarchitektur geben.
Von aussen sind diese Balkone kaum wahrnehmbar. Äusserlich wird sich denn auch am Erscheinungsbild des eindrücklichen Kulturdenkmals wenig ändern. Das Dach wird unter Verwendung der bisherigen Ziegel vollständig neu eingedeckt und der Schindelschirm aufgefrischt. Hinter dem Haus stehen grosszügige Gartensitzplätze zur Verfügung.
In die bestehende Wohnung im Hausteil südlich, wo vermutlich einst die Pferdeknechte des zur Villa Roth gehörenden Rossstalls untergebracht waren, wird im Sommer die junge Familie selber einziehen.
Energetisch auf dem neusten Stand
Der grösste Brocken war die Unterkellerung des historischen Gebäudes mit Tiefgarage und Kellerräumen. Gleich anschliessend wurde das repräsentative Kellergewölbe saniert. Sämtliche Räume erhalten eine Bodenheizung, welche mit einer Luft-Wärmepumpe versorgt wird. Die drei Zweizimmerwohnungen und die Atelierwohnung (40–50 Quadratmeter, ausgestattet mit Küche und Bad) sowie die zwei Einzelzimmer (ausgestattet mit Bad) eignen sich für Singlehaushalte.
Der Vereinzelung entgegen wirken sollen die gemeinschaftlich genutzten Räume im Erdgeschoss: Eine grosszügige Gemeinschaftsküche, ein Gemeinschaftsbüro sowie das offene Tenn mit Blick bis unter den Dachfirst. Ein grosser Tisch soll hier zum Essen und zum Austausch einladen und inspirierende Begegnungen ermöglichen.
Im Herbst soll der Umbau abgeschlossen sein – die Wohnungen sind ab 1. November bezugsbereit.
Ein Rundgang durch den Rothen Stall
[grauer-kasten title=“Grubenmann-Architektur “ text=“Der Rothen Stall wurde im Jahr 1833 im Auftrag von Daniel Roth, Textilkaufmann und Landwirt, erbaut. Baumeister war ein Lehrling des bekannten Appenzeller Baumeisters und Brückenbauers H.U. Grubenmann.
Das Gebäude bestand aus einem Wohnteil und einem Stall mit Remise. Bis ca. 1950 wurde im Rothen Stall noch Landwirtschaft betrieben. Danach stand der Stall-Teil bis zum Umbau 2016 leer. Der Wohntrakt wurde von den Vorbesitzern Prof. Hans und Marguerite Dreher dipl. Arch ETH/SIA im Jahr 1996 sorgfältig restauriert und umgebaut. 2014 verkauften sie den Rothen Stall an Nina Hug und Bruno Hensler.
Der Rothen Stall ist ein einmaliges klassizistisches Stallgebäude, bei dessen Bau Konstruktionsprinzipen aus dem Holzbrückenbau angewendet wurden. Das Gebäude ist Teil des Teufner Kulturpfades und steht unter Denkmalschutz. pd.“ ]
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