Im Geäst

09.02.2021 | Timo Züst
Waldspielgruppe (4)
Später werden die Markierungen gemeinsam angeschaut – und die Tiere wenn möglich identifiziert.

Im vergangenen Frühsommer war die Zukunft der Waldspielgruppe Moosbutzel noch ungewiss. Es musste ein Leitungsteam gefunden werden – und das vor dem Beginn des neuen Schuljahres. Spontan sprangen Monika Maucher und Sandra Thür in die Bresche. Das eingespielte Team aus Bühler will die Zukunft der Spielgruppe längerfristig sichern. Die TP war heute bei ihnen im verschneiten Wald auf Besuch.

«Hast du eine gefunden?», fragt Sandra Thür. «Ja, gleich da hinten. Mein Stecken ist dort!», antwortet eines der Kinder und deutet mit dem Arm energisch in Richtung Tannenwäldchen. Es ist mit seinen sechs Gspänli gerade von der Spurensuche zurückgekehrt. Sie sind von Kopf bis Fuss dick eingepackt. Das ist nötig. Es ist der erste Tag der «Skandinavischen Front», die die Schweiz in den nächsten Tagen mit Kälte und Schnee bedienen wird. «Wir geben den Eltern natürlich Tipps, was die richtige Kleidung angeht. Aber den Kindern machen Regen und Schnee grundsätzlich nichts aus. Nur die Kälte nagt an ihnen», sagt Monika Maucher. Sie ist Präsidentin des Vereins Waldspielgruppe Moosbutzel und leitet die Gruppen am Montag- und Dienstagmorgen mit Sandra Thür. Treffpunkt ist jeweils um 8:30 Uhr beim Parkplatz im Steineggerwald. Von da geht es zu Fuss zum «Basislager» unterhalb der Schnitzel-Halle. Gespielt wird bis 11:30, so kommen die Kinder rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause. Und: «An richtig kalten Tagen sind die Kleinen dann auch froh, wenn sie wieder an die Wärme können.» Das Wetter an diesem Dienstagmorgen ist aus kindlicher Perspektive allerdings fast perfekt: Frischer Schnee und nicht allzu kalt. Ein Morgen zum Spielen, «Drecklen» und Entdecken.

Teils angeleitet, teils frei

Nach der Besammlung im Ästekreis macht sich die Gruppe gemeinsam auf, die gefundenen Spuren zu analysieren. Die Kinder hatten die Aufgabe, im frischen Schnee nach verdächtigen Abdrücken zu suchen und diese mit einem Ast zu markieren. Nun werden sie mithilfe einer Tabelle und laminierten Fotos zu Detektiven: «Ich glaube, es ist das hier!» «Richtig, ein Wiesel. Hier ist also ein Wiesel durchspaziert», sagt Monika Maucher. Später identifiziert die Truppe noch ein Eichhörnchen, ein frisches Spinnennetz und ganz viele Menschenspuren – vom Waldspielkindergarten nebenan. Nach der «Spuren-Lektion» beginnt der freie Teil des Vormittags. Sofort verlangen die Kinder nach den Seilen. «Die Seile sind eines der beliebtesten Utensilien. Sie machen einfach alles damit: Knöpfe üben, imaginäre Pferde-Ställe bauen, etwas zusammenbinden», erzählt Sandra Thür beim Auspacken des letzten Seils. Während der grösste Teil der Gruppe mit den ergatterten Spielzeugen und Sandra Thür im Wald verschwindet – sie dürfen sich innerhalb eines vorgegebenen Radius frei bewegen – helfen zwei Mädchen lieber beim Feuermachen. «Magst du Holzhacken? Hier, du kannst da mit dem anderen Stück draufhauen. So fest du kannst!» Mit etwas Hilfe von Monika Maucher ist das nötige Kleinholz bald vorhanden. Nun wird in der Feuerschale eingeheizt. Das ist heute besonders wichtig, denn zum Znüni gibt es Milchreis. Natürlich am offenen Feuer gewärmt. «Immer machen wir das nicht. Aber die Kinder haben grosse Freude am Zubereiten und ‘Fürlen’.»

Die beiden Leiterinnen: Monika Maucher (Vereinspräsidentin) und Sandra Thür (rechts).

Konflikte, Selbstbeschäftigung, Corona

Die Szenerie wirkt harmonisch, die Kinder scheinen sich im Wald zuhause zu fühlen, können sich auch selbst beschäftigen. «Das lernen sie bei uns. Genau wie das Lösen von Konflikten mit Gleichaltrigen und den Bezug zur Natur. Das alles ist in dem Alter unglaublich wichtig», sagt Monika Maucher. Deshalb haben sie und Sandra Thür sich auch dafür entschlossen, die Waldspielgruppe vor deren Einstellung zu retten. Ihre Vorgänger hatten im Frühsommer 2020 ihren Rücktritt bekanntgegeben und nach einer Nachfolge gesucht. Dank der Spontanität des neuen Leitungsteams konnte das Angebot lückenlos weitergeführt werden. «Uns ist aber auch wichtig, dass die Eltern langfristig mit der Waldspielgruppe planen können. Deshalb werden wir nicht gleich wieder aufhören.» Die beiden haben viel Erfahrung und führen auch in Bühler eine Spielgruppe. Der Wert des Angebots wird während der Coronapandemie besonders gut sichtbar. Denn derzeit kommen Kinder im Vorschulalter – hier können sie ab 2,5 Jahren dabei sein – kaum noch in den Genuss von Aktivitäten in grösseren Gruppen. «Wir bekommen auch deshalb sehr positives Feedback der Eltern. Sie sind sehr dankbar.»

Während des Gesprächs wäre fast das Feuer hinter Monika Maucher ausgegangen – «vor lauter plaudern». Zum Glück kann sie es noch retten. Denn die Zeit läuft. Fünf Minuten später kommt bereits das erste Kind vom «Seil-Spielen» zurück und fragt mit grossen Augen: «Wann gibt es Znüüüüni?» tiz

Hinweis: Mehr über die Waldspielgruppe und den Verein erfahren Sie auf der Website. Anmeldungen für das kommende Schuljahr werden ab sofort entgegengenommen.

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