"Es betrifft unsere Generation"

13.03.2019 | Timo Züst
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Die beiden Teufner Kantonsschülerinnen Mena Müller (links) und Eilin Orgland engagieren sich im Rahmen des Klimastreiks. Foto: tiz Timo Züst Diesen Freitag werden erneut Schülerinnen und Schüler aus ganz Europa für das Klima auf die Strasse gehen. An diesem Schul- oder Klimastreik beteiligen sich auch Lernende der Kantonsschule Trogen. Die TP hat sich mit zwei von ihnen getroffen: Mena Müller und Eilin Orgland aus Teufen. „Ich will nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr Panik habt. Denn unser Haus steht in Flammen.“ Ein kurzer Auszug aus der Rede der 16-jährigen Klima-Aktivistin Greta Thunberg am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Es war nicht die erste Rede der jungen Schwedin, die um die Welt ging. Auch ihr Beitrag zum Klimagipfel im polnischen Katowice vergangenen Dezember hatte viel Aufmerksamkeit erregt. Aber erst nach dem Auftritt am WEF wurde aus dem einsamen Schulstreik von Greta Thunberg – seit August 2018 schwänzt sie teilweise die Schule – eine grössere Bewegung. Seither haben diverse Schülerproteste stattgefunden. Unter dem Slogan „Fridays for Future“ (Freitage für die Zukunft) schwänzen Schülerinnen und Schüler in der ganzen Schweiz, Deutschland und Österreich die Schule. Und gehen für einen radikalen Wandel der Klimapolitik auf die Strasse. Auch in der Ostschweiz. Zwei von ihnen sind die 17-jährigen Teufner Kantonsschülerinnen Mena Müller und Eilin Orgland: „Wir wollen hauptsächlich Aufmerksamkeit generieren. Die Leute zum Nachdenken bringen.“ Schule ist kulant Eilin Orgland nimmt diesen Freitag an ihrem zweiten Klimastreik teil – der erste war an einem Samstag. Sie musste die Schule bisher also noch nie schwänzen. Anders sieht es bei Mena Müller aus. Dieser Freitag ist bereits ihr fünfter Einsatz. „Nach dem ersten Mal hatte ich mir noch überlegt, ob ich in der Schule sagen soll, dass ich krank gewesen sei. Aber dann dachte ich mir: Nein, dazu stehe ich“, erzählt sie. Das war im Februar. Zu ihrem Glück entschloss sich die Schulleitung für eine kulante Handhabung. Die Lernenden haben bis auf weiteres die Erlaubnis, der Schule für die Klimastreiks einmal pro Monat fernzubleiben. Sie müssen lediglich eine normale, begründete Entschuldigung vorweisen. Rektor Marc Kummer sagt auf Anfrage: „Wir mussten kurzfristig reagieren und wollen keinen ungeordneten Zustand. Ausserdem gehört es in gewisser Weise auch zum Bildungsauftrag einer Mittelschule, dass die Lernenden von sich aus aktiv werden und sich politisch engagieren.“ Aufmerksamkeit erregen Das grösste Ziel der Aktion „Fridays for Future“: Aufmerksamkeit generieren. Deshalb auch der Schulstreik. „Das wirkt besser als ein normaler Protest“, so Mena Müller. Die Idee adoptierte die Klima-Aktivistin Greta Thunberg übrigens von den USA. Dort hatten Lernende nach diversen Amokläufen die Schule geschwänzt, um für eine schärfere Waffenregulierung zu protestieren. Die Klimastreiks stossen zwar in auf viele Befürworter. Nicht nur Lehrpersonen, auch diverse Forscher und Politiker haben das Engagement öffentlich gelobt. Aber es wurde auch Kritik laut: Den Schülern gehe es bloss um das Schulschwänzen, nicht um das Klima, ist eine der häufigsten Aussagen. Auch Schweizer Politiker hatten sich ähnlich geäussert. Dazu die Teufner Schülerin Eilin Orgland: „Ihre Generation betrifft es ja auch nicht, sondern unsere.“ Und um das Schulschwänzen gehe es ihnen sowieso nicht. Deshalb beginnt der Streik diesen Freitag auch erst um 17 Uhr auf dem Vadianplatz in St. Gallen. „So können auch Schüler teilnehmen, die der Schule nicht fernbleiben wollen“, sagt Mena Müller. Lebensstil angepasst „Manchmal macht es mich schon traurig. Vor Kurzem sah ich beispielsweise eine Doku über die Massenproduktion. Danach kam ich mir so ohnmächtig vor“, erzählt Eilin Orgland. Sie ernährt sich seit zwei Jahren vegan. Ihr wichtigster Beweggrund für den Entscheid: die Auswirkungen der Massentierhaltung auf unser Klima. Auch Mena Müller hat ihren Fleischkonsum eingeschränkt. Ausserdem tragen beide gerne Kleider aus dem Brocki und achten auf nachhaltige Produktionsweisen. Und sie vermeiden Flugreisen wann immer möglich. „Zu unserer Abschlussreise in Nizza gehe ich mit dem Zug“, sagt Eilin Orgland. Aber diese persönlichen Anstrengungen stossen nicht überall auf Verständnis. Manchmal würden sie deswegen sogar aufgezogen oder angegriffen. „Ich denke, ein Grund dafür ist, dass sich viele Menschen in ihrem Verhalten kritisiert fühlen, wenn sie mit unserem Engagement konfrontiert werden“, so Mena Müller. Für solche feindseligen Reaktionen fehlt den beiden das Verständnis: „Wenn man schon selber nichts ändern will, sollte man wenigstens die respektieren, die es tun.“ Es braucht die Politik Was braucht es denn, um das Klima zu retten? „Das Engagement jedes Einzelnen. Aber auch neue Gesetze“, sind sich die beiden einig. Weniger eindeutig fällt ihre Antwort auf die Frage aus, wie das denn zu erreichen sei. Zwar verstehen sie das schweizerische Politiksystem im Grundsatz. Einen konkreten Ansatz verfolgen sie aber nicht. Aber das ist auch nicht ihr Ziel, wenn sie am Freitagabend „Wessen Zukunft? Unsere Zukunft!“ oder „System Change – not Climate Change!“ durch die St. Galler Strassen rufen. Sie wollen ihrer Frustration ein Ventil geben. Etwas tun, statt nur zuzuschauen. Und die Mächtigen dazu motivieren, auch aktiv zu werden.  

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