Am Anfang habe ich mit meiner Mutter und den Geschwistern bei Wanners gelebt. Die hatten einen lustigen Buben, den Manuel. Eines Tages sagte die Frau, mein Bruder Momo und ich müssten jetzt fort gehen an ein neues Plätzchen. Sie erzählte, dass wir in ein Haus kämen mit vielen alten Leuten. Diese hätten grosse Freude an uns und würden uns immerzu streicheln. Wir hätten nun einen ganz wichtigen Beruf – wir wären jetzt nämlich Heimkatzen. Das sei etwas Besonderes.
Und so kamen wir mitten im Winter ins Altersheim Bächli, Momo und ich, ins riesige Haus. Das war schlimm. Ich hatte grosses Heimweh, war sehr scheu und verkroch mich in der Stube. Zum Glück war der Momo bei mir. Ihm gefiel es schon besser und sie waren zufrieden mit ihm, weil er nicht so scheu war.
Aber die Geschichte wird jetzt traurig. Im Sommer verschwand Momo. Ich suchte ihn überall, viele Wochen lang, bis ich begriff, was das Wort «gschtorbe», das sie immer sagten, bedeutet, nämlich, dass Momo nicht wiederkommt. Yvonne, die Chefin, und die andere Chefin, die Gabi, waren lieb und sagten, «Jetzt bist du unsere einzige Heimkatze, sei doch nicht so schüüch!»
Am liebsten gehe ich mit, wenn die beiden im Haus herumlaufen. Aber ins Esszimmer und in die Küche darf ich nicht und will ich auch nicht, seit mich der Koch zweimal bös verjagt hat.
Unterdessen habe ich es gern, wenn man mich streichelt. Es ist schön, auf dem weichen Bett zu liegen, zu schnurren und die Alten hören nicht mehr auf; sie haben viel Zeit und reden mit mir, erzählen mir ihre Geschichten. Manche wollen nicht, dass ich in ihr Zimmer komme. Wegen der Haare, sagen sie. Aber das macht mir nichts, ich kann schliesslich nicht überall sein, muss ja auch noch fressen und schauen, dass keine andere Katze in mein Revier kommt zum Mausen …
Gern bin ich auch bei Hans Zellweger. Der ist ein Lustiger, auch wenn ich nicht immer verstehe, was er meint. Wie gestern, als er zu mir sagte: «Chomm Busle, eine vierbeinige Katze wie du im Bett ist mir lieber als eine zweibeinige.» Notiert: Erika Preisig