«Nach der Matura verliess ich die Kanti mit dem Gedanken: nie mehr Trogen! Sieben Jahre später kehrte ich dann aber doch zurück – und blieb 37 Jahre.» Die Begrüssung des ehemaligen Prorektors Johannes Schläpfer ist auch – das gibt er unumwunden zu – ein kurzer Werbespot für den Kantonsschulverein (KVT). Dieser Verein besteht aus Ehemaligen und Freunden der Kantonsschule Trogen und hat den heutigen Anlass ermöglicht.
Es geht um Roboter. 2.37 Meter grosse und digitale: Sabor und KI. Ersterer ist ein «Maschinenmensch» mit dem Projektnamen «Modell V», Jahrgang 1938 und einem Teufner Vater: August Huber. «Während unserer Recherche für die Ausstellungsreihe Lokales stiessen wir auf Sabor. Er war damals eine grosse Sensation und reiste um die halbe Welt», sagt Kuratorin Lilia Glanzmann (mehr über die Ausstellung lesen sie hier). Während die Hälfte der Lernenden von ihr durch die Ausstellung geführt werden, hört sich die andere Hälfte im Dachgeschoss gerade einen Song über die Aufklärung an. Und zwar vom Deutschen Gangsterrapper Haftbefehl. Oder so klingt es zumindest.
«Dieser Track entstand während einer 10-Minuten-Pause», sagt Robin Fürst. Er unterrichtet an der Kantonsschule Zürcher Unterland (Bülach) Deutsch und ist ein KI-Enthusiast erster Stunde. Die Künstliche Intelligenz ist denn auch die Schöpferin dieses Songs. «Ich gab ihr den Auftrag, einen Rap zur Aufklärung zu erstellen, der so klingt als hätte ihn ‚Haftbefehl‘ gesungen.» Diese «Aufträge» werden im KI-Kontext «Prompts» genannt. Darum geht es im Referat von Robin Fürst: Wie «promptet» man richtig? Für ihn eine wichtige Frage, vor allem im pädagogischen Umfeld. «Erste Studien zeigen, dass gute Lernende eher vom Gebrauch von KI profitieren und dabei viel lernen. Schlechte versuchen hingegen eher, sich vor der Arbeit zu drücken. Es besteht deshalb die Gefahr einer weiter aufklaffenden Lücke zwischen den beiden Gruppen.» Allen Schülerinnen und Schülern die Chancen und Limitationen der KI aufzuzeigen, ist für ihn deshalb eine entscheidende Massnahme zur Prävention dieser Aufspaltung.
Eure Deutschlehrerin wird rasch merken, wenn in einer Buchzusammenfassung ein völliger Unsinn steht.
Robin Fürst
«Die KI kann euch durchaus helfen. Ihr könnt euch damit beispielsweise einen Nachhilfelehrer ‘heraufbeschwören’. Oder einen digitalen Sokrates. Aber die KI ist keine Wissensdatenbank. Womit wir beim Halluzinieren wären.» Das bezeichnet die Eigenheit von KI-Applikationen, auf Fragen faktisch total falsch zu antworten – und dabei sehr überzeugt zu wirken. «Man muss also wissen, wovon man redet, bevor man die KI fragt. Eure Deutschlehrerin wird es nämlich rasch merken, wenn in einer Buchzusammenfassung ein völliger Unsinn steht.»
Auch ein wichtiges Thema: die Datensicherheit. KI-Tools und deren Hersteller sind diesbezüglich sehr undurchsichtig. «Menschliche Texte oder Prompts sind für sie Gold wert. Ein gesundes Misstrauen und eine gewisse Vorsicht sind also auf jeden Fall angebracht.»