Jungunternehmer mit Kran: Marcel Züst zeigt Teufen von oben. Foto: Timo Züst
Timo ZüstNach seinen Ausbildungs- und Lehrjahren zog Marcel Züst zurück nach Teufen: „Die Entscheidung fiel uns nicht sehr schwer. Zu viel sprach für meine Heimatgemeinde.“
20 Stunden war der Teleskopkran der Züst Bedachungen AG an der Teufner Gewerbeschau im Einsatz. Die luftige Perspektive in bis zu 35 Metern Höhe liess nicht alle kalt. «Einige haben sich ganz schön ans Geländer geklammert », erzählt Geschäftsführer und Inhaber Marcel Züst. Einen Monat später zögert er keine Sekunde, als er den 24-Tonnen- Kran für ein paar Fotos einsatzbereit machen soll. «Kein Problem! », antwortet er lachend. Das Lachen fällt Marcel Züst nicht schwer. Er ist einer jener Männer, die ihr spitzbübisches Grinsen in das Erwachsenenalter retten konnten. Und es steht ihm. Seit dem 1. April 2016 ist Marcel Züst aber nicht mehr bloss ein junger Ehemann und Vater, er ist auch Unternehmer.
Lehrjahre in der Innerschweiz
Er wird Handwerker. Diese Gewissheit hatte Marcel Züst schon in der Schule. Nach der Ausbildung als Dachdecker bei Fritz Haueis in Appenzell blieb er noch eine Weile, bevor er mit einem guten Freund fünf Monate durch Europa reiste. Zurück in der Schweiz trat Marcel Züst eine Stelle beim Appenzeller Holzbau in der Meistersrüte an. Bald darauf kam der entscheidende Wechsel. Mit 26 Jahren zog er in die Innerschweiz. «Ich wollte unbedingt einen Grossbetrieb kennenlernen. » Er arbeitete deshalb während der zweijährigen Polierschule im rund 75 Mann starken Zimmerei- und Dachdecker-Betrieb Gemperle Baumanagement AG in Hünenberg (ZG). Danach ging es aber noch nicht zurück in die Ostschweiz – er blieb noch weitere fünf Jahre in der Innerschweiz. Diese Zeit war aber nicht nur beruflich entscheidend: Marcel Züst traf dort auch auf seine jetzige Frau Cathrin. Eine wichtige Rolle spielte dabei das gemeinsame Hobby: die Musik.
Musik, Beruf, Familie
Sein Instrument ist die Perkussion. Ihres auch. Sie hat sogar Perkussion in Bern studiert. Beide stammen aber aus dem Appenzellerland. Und beide spielten zu jener Zeit in einer Brassband der höchsten Klasse. Sie bei den Berner Oberländern, er bei Risch- Rotkreuz. In dieser Kategorie gibt es rund ein Dutzend Bands in der Schweiz. «Es war eigentlich vorprogrammiert, dass wir uns kennenlernen», sagt Marcel Züst schmunzelnd. Wenige Jahre später, am 5. Dezember 2015, gaben sich die beiden das Ja-Wort. Kurz darauf folgte der Umzug nach Teufen. Auch beruflich war dies eine turbulente Zeit. Die letzten Jahre hatte Marcel Züst als stellvertretender Geschäftsführer bei Meyer & Salamon in Rifferswil (ZH) verbracht. Seine Verbindung zu diesem Unternehmen: Thomas Salamon war einst sein Gewerbeschullehrer. «In der Zeit bei _Meyer & Salamon_ lernte ich sehr viel. Auch über das Büro.» Als dann der Anruf von Hans Schiess (Schiess Gerüstbau AG) kam, musste er nicht lange überlegen. Schiess plante den Verkauf der Dachbau-Sparte seines Unternehmens. Für Marcel Züst war es die perfekte Gelegenheit. «Es sprach sehr viel für Teufen: Die Selbstständigkeit, der Wohnort, die Familie und Freunde – und es ist meine Heimat.»
Gut angelaufen
Mittlerweile beschäftigt die Züst Bedachungen AG fünf ausgebildete Dachdecker und einen Zimmermann. Dazu kommen Marcel Züst, seine Frau und sein Vater. Beide in einem Teilpensum. Wer wo arbeitet, sieht man auf dem Wochenplan im Büro. Daneben hängt eine Notiz: «Tolle Arbeit bei Glavas. Die neu erstellten Gesimse wie auch die Eindeckung sehen sehr gut aus.» Sie stammt vom Chef. Ein Lob an die Mitarbeiter. Das gehöre dazu. «Unsere Philosophie ist: Am Morgen zufrieden anfangen, am Abend zufrieden heimgehen. Dazu braucht es eine gute Kameradschaft.» Sein Unternehmen konzentriert sich hauptsächlich auf Aufträge innerhalb des Dorfes. Einfamilienhäuser und komplexe Sanierungen sind sein Metier. Dabei kommt Marcel Züst natürlich ständig mit dem lokalen Gewerbe in Berührung. Und das passt ihm: «Hier schaut man aufeinander. Man hilft sich auch mal gegenseitig.» Dieses Bild bestätigt Oliver Hörler, Präsident des Gewerbevereins Teufen. Seiner Meinung nach liegt das aber nicht bloss am einheimischen Gewerbe, sondern auch an Marcel Züsts Charakter: «Er ist ein sehr offener und zugänglicher Typ. Eben ein lokaler Unternehmer, wie man sich ihn vorstellt.» Einen Teil dieser Mentalität hat Marcel Züst auch schon weitergegeben. An der Gewerbeschau fragte ihn ein junges Mädchen: «Was gefällt dir denn am besten an deinem Job?» Und er antwortete nach kurzem Überlegen: «Die Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeitern.»
Marcel Züst
Geboren: 22. August 1984 in Teufen (einer der letzten Jahrgänge im Spital Teufen)
Heimatort: Wolfhalden
Wieder in Teufen seit: Dezember 2015
Familie: Verheiratet, zwei Söhne (Flavio, ½- und Remo, 2 ½-jährig)
Traumberuf: Handwerker
Lieblingsessen: Garnelen-Spaghetti Aglio e Olio
Lieblingsgetränk: Bier
Lieblingsfilm: Brassed Off
Hobbys: Perkussion, Dirigent bei der Brass Band Gais und Gleitschirmfliegen