Die Begleitgruppe des Hilfskonvois aus dem Rotbachtal besuchte am Sonntag ein weiteres Flüchtlingslager in Basami, rund eine Stunde ausserhalb der Stadt Erbil. Die Bewohner sind alles Vertriebene der Terrormiliz IS.
Laut Stefan Staub handelt es sich bei den Bewohnern vorwiegend um ehemalige Angehörige des syrischen Mittelstandes, darunter rund 1000 Waisenkinder, deren Eltern und Angehörige von der IS umgebracht oder verschleppt worden waren.
„Es war beschämend für uns, mit anzusehen, wie diese Leute für das Essen anstehen mussten. Es sind lauter Menschen, die vom World Food Programm ausgeschlossen worden waren, weil sie einer gewissen sozialen Schicht angehörten. Und dies, obwohl sie alles verloren hatten, was sie besassen. Bei den Angriffen der IS konnten sie nur ihr nacktes Leben retten. Das Geld, das sie auf syrischen Bankkonten deponiert hatten, ist weg.
Man muss sich das vorstellen: Diese Leute haben seit 7 Monaten vom World Food Programm keine Nahrung mehr erhalten, können nur Dank dem Goodwill ihrer syrischen Nachbarn, die nicht ausgeschlossen wurden, überleben. Und diese leben von den 11 US-Dollar pro Monat und Person.“
Dieser Mann aus Aleppo wurde bei den Angriffen am Bein verletzt. Es wurde notdürftig verdrahtet, er muss lernen, damit zu leben.
Dieser Mann konnte nur sein Kind retten, seine Frau gilt seit den Angriffen der IS als verschollen.
Überlebende der IS-Greueltaten
Dieses Mädchen – hier mit einem Spielzeugbären aus Teufen – teilt das Schicksal hunderter anderer Kinder, die ihre Eltern verloren haben, welche verschleppt oder umgebracht wurden. Andere Familien haben die Kinder herausgeschmuggelt und so vor dem sicheren Tod oder der Versklavung gerettet.
„Die Waisenkinder werden von der IS als Sklaven verkauft und die Mädchen oft vorher noch vergewaltigt. Von rund 50’000 Kindern und Frauen gibt es keine Angaben über ihr Schicksal“, sagt Stefan Staub.
Am Montag wird ein letztes Mal eines der Dutzende von irakischen Flüchtlingslagern besucht, bevor die Delegation am Dienstag ins Rotbachtal zurückkehrt. Alles Spendengeld wird dann verbraucht sein. Von den Dutzenden Tonnen Hilfsgütern, die mit den Sattelschleppern nach Dohuk gebracht wurden, konnte jedoch erst ein Teil verteilt worden, vor allem Spielsachen und Schulbücher sowie Schoggi und Süssigkeiten fanden reissenden Absatz.
Für die Delegation aus dem Rotbachtal ist bereits klar, dass die Hilfe weitergehen muss. Ueli Schleuniger wird in Kürze zurückkehren und bei der weiteren Verteilung dabei sein, und die Kontakte mit den Leuten vor Ort sollen aufrecht erhalten bleiben. „Wir sind uns alle einig, dass wir weitermachen wollen – wir können existenzielle Hilfe leisten und die Menschen hier sind auch dankbar, zu spüren, dass sie nicht vergessen werden. Das ist bestens investiertes Geld“, sagt Stefan Staub.
Grosses Interesse der lokalen Medien
Laut Stefan Staub hat der Hilfskonvoi ein riesiges, mediales Echo ausgelöst. Die Verteilung der Lebensmittel und die Besuche in den Lagern werden von verschiedenen Fernsehstationen verfolgt und die Berichte zum Teil zur besten Sendezeit ausgestrahlt.
Am Montag wird die Delegation vom Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan, Masud Barzani, empfangen. Am Dienstag vor dem Abflug ist ein Besuch beim chaldäisch-katholischen Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, geplant. Die chaldäische Kirche ist mit Rom verbunden und gilt als eine der Wurzeln der Christenheit, hat sich doch von hier aus das Urchristentum ausgebreitet.