Bildbericht: Erich Gmünder
Markus Signer hat dem Regensommer ein Schnippchen geschlagen. Er hat die alten Heinzen – aufklappbare Gestelle aus Tannenholz – vom Keller heraufgeholt und das Heu wie vor hundert Jahren üblich gedörrt.
Als er im Internet sah, dass das Wetter für die nächsten 10 Tage keine Besserung versprach, holte er die alten Holzgestelle wieder aus dem Keller. Das war am Dienstag vor einer Woche. Und tatsächlich, präzis nach zehn Tagen, am Freitag, 10l Juni, einem wunderschönen Sonnentag mit einem frischen Lüftchen, war es soweit: Die Wiese war beinahe trocken. Er konnte das fast dürre Heu abnehmen, verzetteln und fertig dürren. Am Abend konnte er die trockene Ernte einfahren, rechtzeitig bevor das Regenwetter wieder einsetzte.
Alleine wäre das aber nicht gegangen, sagt Markus Signer. Idealerweiser müsse man beim „Huenze“ zu viert sein. Ihm half die Familie: Seine Freundin Erika Oertle sowie seine Schwester Maria und sein Bruder Jean legten tüchtig Hand an.
Das Wetter hatte dem Heu sichtbar zugesetzt, die äusseren Schichten, welche dem Regen ausgesetzt waren, hatten sich rötlich verfärbt. Darunter war das Heu aber trocken.
„Das ist immer noch besser, als wenn wir einfach Mädli oder Schöchli gemacht hätten, dann wäre das Heu verfault und wir hätten es entsorgen müssen.“ Zwar habe das Futter auch so an Nährwert verloren, aber das hätte es auch, wenn er es länger hätte stehen lassen müssen, sagt Markus Signer.
Mit viel Handarbeit verbunden
Das „Huenze“ ist in Vergessenheit geraten. Längst haben auf den Bauernhöfen rationellere Methoden Einzug gehalten. Die meisten verfügen über eine Belüftung mit Warmofen, so dass das Heu schon nach acht Stunden eingenommen werden kann. Oder es wird zu Siloballen verarbeitet.
Auf dem Bauernhof im Battenhaus ticken die Uhren eben noch etwas anders. Da er ohnehin in wenigen Jahren pensioniert wird, hat Markus Signer keine grossen Investitionen mehr getätigt. So wird auch das Gras noch grösstenteils im Freien getrocknet. Es muss ganz dürr sein, bevor er es einnehmen kann – „sonst gibt es einen warmen Heustock.“ In früherer Zeit gerieten die Heustöcke oft in Brand, und mancher Bauernhof brannte ab, erinnert sich Markus Signer.
15 Jahre her
Die Heinzen kamen im Battenhaus erstmals nach 15 Jahren wieder einmal zum Einsatz. Im Keller lagern noch 60-70 der altgedienten Holzgestelle. Ihr Alter schätzt Markus Signer auf 80 Jahre. Sie stammen noch von seinem Vater, der den Betrieb vor 75 Jahren gekauft hat.
Markus Signer hat vor Jahren auf Kälbermast umgestellt, mit seinen 9 Kühen zieht er 12 – 15 Mastkälber auf. Der Bauernhof ist schon längst keine Existenz mehr, Markus Signer arbeitet daneben bei Nachbarn als Gärtner.
Es seien keine 30 Jahre her, als er das Heu noch ballenweise „auf dem eigenen Buckel“ zum Hof heruntergetragen habe, erinnert er sich. Später schaffte er auch einen Ladewagen an.
Markus Signer schliesst nicht aus, dass die Huenze bald wieder zum Einsatz kommen, wenn das Wetter so weitermacht. Auf jeden Fall wird er sie wieder gut im Keller versorgen.
Wie zu Gotthelfs Zeiten…