An der Generalversammlung am Freitag, 24. Juni tritt Hans Höhener nach 32 Jahren, davon 27 Jahre als Präsident, aus dem Verwaltungsrat der Säntis Schwebebahn AG zurück. Mit unserem Tüüfner Chopf blicken wir auf sein Lebenswerk zurück.
Zuerst eine Vorbemerkung: Mit Erstaunen haben wir festgestellt, dass Hans Höhener in unserer Tüüfner Porträtserie bisher nicht vorkam. Dabei ist er wohl ohne zu übertreiben DER Tüüfner Chopf schlechthin:
Als Beizersohn, aufgewachsen am Dorfplatz, mit Geschichte und Geschichten des Dorfes von klein auf vertraut, Leiter der Appenzeller Tagblatt-Redaktion (dort, wo heute die Drogerie Michel untergebracht ist), jüngster Gemeinderat (mit 23), Kantonsrat, Wiederbeleber des Silvesterchlausens in Teufen (1970), Präsident des TV Teufen, Regierungsrat (mit 34), Landammann…
Doch dann die Zäsur: Auf die Landsgemeinde 1997 trat er nach 16 Jahren aus der Regierung zurück, setzte als Favorit für die Nachfolge des legendären Ständerats Otto Schoch alles auf eine Karte – das Rennen an der notabene letzten Ausserrhoder Landsgemeinde in Hundwil machte jedoch der Herisauer Quereinsteiger Hansruedi Merz.
Der Unternehmensberater profitierte von seinem Nimbus als Sanierer der Kantonalbank, während Hans Höhener für das Debakel des Staatsinstituts abgestraft wurde, obwohl er dessen Bankrat nie angehört hatte. Ein Vorgang, dessen Hintergründe seiner Ansicht nach noch immer auf eine Aufarbeitung warten. Bisherige Anläufe verliefen im Sand, die Gründe kann er nur vermuten.
Für ihn habe sich der plötzliche Abschied von der Politik zuerst «wie ein Berufsverbot» angefühlt. Doch Hans Höhener steckte die Niederlage sportlich weg. Fortan engagierte er sich verstärkt als Sportförderer, so national und international u. a. als Präsident der einflussreichen Eidgenössischen Sportkommission, als Präsident des Seilbahnverbandes, als Ombudsmann des öffentlichen Verkehrs und lokal als Gründer der Sportschule Appenzellerland.
Und er baute sein Engagement im Verwaltungsrat der Säntis Schwebebahn aus, dem er seit 1984 angehört und den er seit 1989 präsidiert. Er setzte auf offensives Marketing, und auf Marksteine und Leuchttürme: Der Ausbau des Gipfelrestaurants, die Erneuerung der Bahn und schliesslich als Abschluss und Krönung das 42-Mio-Projekt für den Hotelneubau auf der Schwägalp.
«32 Jahre sind genug»
Wie er die 15’700 Aktionäre (die GV auf der Schwägalp hat mittlerweile die Dimension einer Landsgemeinde) dazu brachte, das gigantische Hotelprojekt zu stemmen und wie er Heimat- und Landschaftsschutz dafür gewann, gilt als Meisterleistung der Kommunikation.
Immer wieder und wohl schon zum 100. Mal führt er Vertreter anderer Tourismusdestinationen oder ganz einfach interessierte Besucher durch den markanten Hotelneubau, der die Trendwende vom Tages- zum Aufenthaltstourismus markiert.
Das Säntisliechtli
«Säntis – der Berg»: Der Hausberg der Ostschweiz und des angrenzenden Süddeutschlands, dort, wo die Kantone St.Gallen und beide Appenzell sich berühren, war für ihn nie das trennende, sondern das verbindende Element für die lebendige Volkskultur rund um den Alpstein. Er, der jahrelang als Silvesterchlaus unterwegs war und heute noch fürs Leben gerne ein «Zäuerli» anstimmt, gründete zusammen mit Kulturinstitutionen rund um den Säntis das Kulturfenster.
Und er brachte Kultur ganz unterschiedlicher Richtungen auf den Säntis. Die Tätigkeit als Chef des Bildungs- und Kulturdepartements habe eben seinen Horizont erweitert. Später kamen zahlreiche Reisen in praktisch alle europäischen Hauptstädte hinzu, als Vertreter der Tourismus- und Sportverbände und «Schatten-Sportminister» der Schweiz. «Da wird einem erst richtig bewusst, wie wichtig Kultur ist für unsere Lebensqualität. Ohne Kultur verlieren wir einen Teil unserer Identität.»
Auf dem Höhepunkt tritt er nun nach 32 Jahren im Verwaltungsrat und 27 Jahren als Präsident des grössten Ostschweizer Tourismus-Unternehmens zurück. Er freut sich darauf, wieder mehr Zeit für seine kulturellen und sportlichen Interessen und für die Sportschule aufbringen zu können.
Dem Säntis wird er weiterhin verbunden bleiben, durch seine vielfältigen Aktivitäten – und jeden Morgen und Abend beim Blick aus dem Fenster. Er erzählt, wie er als kleiner Bub jeweils sehnsuchtsvoll am Abend beim Blick aus dem Schlafzimmer im «Anker» das «Säntisliechtli » gesucht habe.
Diese Faszination für den Berg lässt ihn nicht so schnell los.
Hans Höhener
Geboren: 4. Januar 1947 in Teufen
Heimatort: Gais AR
Familie: verheiratet mit Helen (geb. Zingg), drei erwachsene Kinder: Adrian, Kathrin und Annina
Erlernter Beruf: Studien in Geschichte und Politikwissenschaften, dann Journalist…
Heute tätig als: VR-Präsident der Säntis-Schwebebahn AG und Präsident/Delegierter bei Appenzellerland Sport, Ombudsmann öffentlicher Verkehr Deutschschweiz
Lieblingsessen: «Südworscht ond Chääshörnli», Geschnetzeltes mit Rösti
Lieblingsgetränk: Grüntee und Flauder
Musikvorlieben: Appenzeller Volksmusik, Musicals und Opern
Buch auf dem Nachttisch: Benedict Wells «Vom Ende der Einsamkeit» und Rebecca C. Schnyder «Alles ist besser in der Nacht»
Hobbys: Sport allgemein, Leichtathletik, polit. Philosophie, Städtereisen
Lebensmotto: Die schönste Freude ist, Freude bereiten.
[post_teaser id=“386″]