Die Schweiz wird immer älter. Und bleibt länger fit. Diese erfreuliche Entwicklung bringt auch gesellschaftliche und infrastrukturelle Herausforderungen mit sich. Heute war im Lindensaal die neue Altersstrategie Thema. Sie zeigt auf, was Teufen braucht – und was es schon hat.
Hinweis: Mehr zum Hintergrund der Altersstrategie lesen Sie hier.
Teufens Bevölkerung ist eher alt. Der Anteil der Betagten liegt mit über 22 Prozent drei Prozent über dem kantonalen und vier Prozent über den nationalen Durchschnitt. Das ist eine gute Nachricht. «Denn das bedeutet, dass der Anteil der älteren Bevölkerung in den kommenden Jahrzehenten weniger stark anwachsen wird als andernorts», sagt Guido Bartelt. Er stellt an diesem Samstagvormittag im Lindensaal die Altersstrategie Teufen vor. Der erfahrene Berater im Gesundheits- und Heimwesen hat die breit abgestützte Arbeitsgruppe begleitet. Man kam zum Schluss, dass der Anteil der über 65-Jährigen (65+) bis 2040 um 31,6 Prozent und der der über 80-Jährigen (80+) sogar um 52 Prozent steigen wird. Zum Vergleich: Kantonal werden es bei 65+ rund 45 Prozent und bei 80+ sogar fast 83 Prozent sein. «Auslöser dafür sind die Babyboomer-Generationen, die nun langsam ins Alter kommen. Insbesondere die geburtenstarken Jahrgänge 1943 bis 1950 und dann wieder 1957 bis 1966.» Aber das ist nicht der einzige Grund.
Es kamen nicht nur viele Menschen zur Welt, wir werden auch immer älter. In den vergangenen 40 Jahren stieg die Lebenserwartung bei den Männern um 9,5 Jahre, bei den Frauen um 5,9 Jahre. Damit hat sich auch der «Gap» zwischen den Geschlechtern verringert. Trotzdem haben Frauen mit Jahrgang 2020 noch eine deutlich höhere Lebenserwartung: Sie werden voraussichtlich 85,1 Jahre alt, die Männer 81 Jahre. «Wir gehen davon aus, dass sich diese Trends – wir werden älter, bleiben länger gesund – fortsetzten. Wegen Corona hat die Lebenserwartung zwar eine kleine ‘Delle’ erhalten. Aber das wird die längerfristige Entwicklung kaum beeinflussen», so Guido Bartelt. Und was bedeutet das nun für Teufen?
Wer leitet die Heime?
Organisation und Infrastruktur
«Die gute Nachricht ist: Wir sind heute schon gut aufgestellt», sagt Reto Altherr. Der Gemeindepräsident stand auch der Arbeitsgruppe Altersstrategie vor. «Aus den statistischen Schlüssen bzw. der Bedarfsanalysen haben wir einen konkreten Massnahmenkatalog ausgearbeitet.» Bei diesen Massnahmen gilt es insbesondere zwischen organisatorisch bzw. strukturell und infrastrukturell zu unterscheiden. Denn: Letzteres braucht eine deutlich längere Anlaufzeit. Und auch wenn sich Teufen in einer guten Ausgangslage befindet, wird es neue Angebote brauchen. Dazu wieder Guido Bartelt: «Wir wissen, dass die Menschen so lange wie möglich daheimbleiben wollen – und dazu auch länger in der Lage sein werden. Wenn sie auf Betreuung bzw. Pflege angewiesen sind, würden sie das am liebsten zuhause oder im ‘Betreuten Wohnen’ in Anspruch nehmen.» Die Bedarfsanalyse geht deshalb davon aus, dass Teufen bis 2035 mind. 122 stationäre Plätze brauchen wird – heute sind es 105. «Diesen Anstieg wollen wir aber nicht innerhalb der Alters- und Pflegeheime, sondern mit einem neuen Angebot im Bereich ‘Betreutes Wohnen’ sicherstellen», so Reto Altherr.
Der Aufbau einer solchen «Seniorenresidenz» wird nicht einfach. Denn die altersgerechten Wohnungen müssen sich entweder in Gehdistanz zu den Heimen – Haus Unters Gremm oder Haus Lindenhügel – befinden oder die Siedlung müsste gross genug sein, um eine eigene Infrastruktur aufbauen zu können. «Wir prüfen derzeit diverse Optionen. Ziel ist es, noch dieses Jahr die ersten Resultate der Abklärungen präsentieren zu können», sagt Gemeinderat Marco Sütterle. Der Vorsteher der Heimkommission leitet die dafür gebildete Arbeitsgruppe.
Heime, Spitex, Pro Senectute
Beim Thema Altersbetreuung agieren diverse Akteure: Gemeinde, Alters- und Pflegeheime, Spitex, Pro Senectute, Fahrdienste und viele freiwillige Helfer. «Mit der Spitex haben wir bereits eine Organisation, die über die Gemeindegrenzen hinweg bzw. im Rotbachtal tätig ist. Klar ist aber auch, dass wir die Gemeindestrukturen auch in anderen Bereichen aufbrechen wollen», sagt Reto Altherr. Ein mögliches Beispiel dafür wäre ein «Tageshaus». Ein Angebot, das heute noch fehlt, dessen Aufbau sich aber für eine Gemeinde allein nicht rechnet. «Die regionale Zusammenarbeit soll deshalb verbessert werden.» Das ist auch die Botschaft von Spitex-Geschäftsführer Roman John. Er spricht bei der Präsentation der Spitex-Dienstleistungen von der «integrierten Pflege». Was ist damit gemeint? «Ziel wäre, alle Angebote zu koordinieren und eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen.» Dieser Ansatz stösst auch bei der Gemeinde auf offene Ohren. Ob so eine Koordinationsstelle geschaffen wird bzw. wie sie aussehen könnte, ist allerdings noch offen. tiz
Hinweis: Der Schlussbericht der Altersstrategie wird in den nächsten Tagen veröffentlicht und hier verlinkt.