Bildbericht: Erich Gmünder
Das Forum Appenzeller Haus hatte zur Besichtigung eingeladen, und über 50 Personen stach der Gwunder. Sie erlebten einmalige Einblicke in das umgenutzte Kulturdenkmal.
Eigentlich wäre die Besichtigung am Freitag, 17. Februar nur für Mitglieder des Forums Appenzeller Haus gedacht gewesen. Durch ein Missverständnis erschien der Hinweis auch in der Tagespresse, worauf sich die Organisatoren des Ansturms kaum erwehren konnten und viele Interessenten abweisen mussten.
Wer sich rechtzeitig angemeldet hatte, kam in den Genuss einer Besichtigung, die in dieser Form einmalig ist, wie die Bauherrschaft durchblicken liess. Denn bereits sind alle Wohnungen vermietet, zwei Parteien ziehen aber erst im April ein, weshalb die Atelierwohnung im ehemaligen Estrich des Wohnteils sowie eine 2-Zimmer-Maisonettewohnung ebenfalls zur Besichtigung offenstanden.
Die Besucherinnen und Besucher, darunter viele aus Teufen, waren sich unisono einig: Was die Bauherrschaft hier zusammen mit dem Planer und ausführenden Fachmann der Firma Atebo, Martin Schildknecht, und mit Unterstützung von Architekt Paul Knill von der Fachgruppe Architektur und Ortsplanung FAOT sowie der Denkmalpflege hingekriegt haben, setzt neue Massstäbe beim rücksichtsvollen Umgang mit alter Bausubstanz.
Nina Hug und Bruno Hensler von der Bauherrschaft erzählten, wie sie per Zufall auf das Objekt gestossen waren und gleich Feuer fingen. Sie holten Rat beim Spezialisten für solche Fälle, dem mit ihnen befreundeten Geschäftsführer der Firma Atebo, Martin Schildknecht, und beim ersten Ortstermin sei schon nach einer halben Stunde klar gewesen, was sich aus diesem Objekt machen liesse.
Moderne Lebens- und Wohnformen im ehemaligen Stall
Dort, wo früher Kühe eingestallt waren, sind ein Grossraumbüro und eine Gemeinschaftsküche entstanden, das Tenn wurde zum Gemeinschaftsraum umgestaltet. Auf dem Heuboden entstanden je eine Maisonettewohnung sowie Gästezimmer. Dazu wurde der Estrich über dem bestehenden Wohnteil, der von den neuen Eigentümern bewohnt wird, zu einer Atelierwohnung umfunktioniert.
Die Wohnungen verfügen über eigene Küchennischen sowie Bäder, auch die Gästezimmer sind mit einer Waschgelegenheit ausgestattet.
„Eine unglaublich gute Idee“, so der Kommentar eines auswärtigen Holzfachmannes. „Man spürt, was es einmal gewesen ist, und gleichzeitig ist es völlig anders.“ Und ein anderer Besucher meinte: „Ich war zwar ein bisschen erstaunt, als ich das Schlafzimmer in der Maisonettewohnung sah, das nur über ein Dachflächenfenster verfügt. Aber wenn hier die richtigen Leute zusammenkommen, kann man es lustig haben und hat doch Rückzugsmöglichkeiten.“
Das ist ganz im Sinne von Bruno Hensler: „Die Idee war, ein Zuhause für Leute zu entwickeln, die viel unterwegs sind, aber gleichzeitig einen Austausch suchen und sich nicht abkapseln.“ Deshalb habe man sich für kleinere Wohneinheiten entschieden, wo man sich zurückziehen könne.
Wenn man sich treffen oder Gäste bewirten will, stehen die Gemeinschaftsküche und das Tenn zur Verfügung. Damit man die modernen Lebens- und Arbeitsformen verwirklichen könne, sei das ganze Haus mit WLAN ausgestattet.
„Das sind offene Leute“
Allerdings, so waren sich alle einig, die Gelegenheit, so ein Objekt umzunutzen, sei wohl einmalig.
„Ein solches Haus mit einem klassizistischen Stall habe ich noch nie gesehen“, sagte denn auch der Spezialist Martin Schildknecht. Und dass eine private Bauherrschaft so grosszügig Einblick gewähre, sei selten: „Das sind offene Leute, und für Teufen ist das eine grosse Chance.“
Fredi Altherr, der kantonale Denkmalpfleger, hier im Gespräch mit Gret Zellweger, zeigte sich während der Besichtigung sehr angetan, wie beispielhaft hier Tradition und Moderne kombiniert worden sind: „Ein Wurf“ sei das.
In die gleiche Richtung stiess am Schluss die Architektin Vreni Härdi, welche die Besichtigung für das Forum Appenzeller Haus organisiert hatte. „Hier sieht man, wie es herauskommt, wenn jemand nicht das Maximum aus dem Bau herausholt, sondern Rücksicht auf die alte Bausubstanz nimmt – ein absolutes Highlight!“
Zum Abschluss gab es für die Kiebitze eine feine Gerstensuppe, gekocht von der Bauherrschaft, und einen Apéro im Tenn.
Weitere Bilder in der GALERIE
Weitere Einblicke in den umgebauten Rothenstall in der Tüüfner Poscht vom März 2017.
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