Aus kirchlicher Sicht folgte der Festgottesdienst der evangelischen Liturgie. Doch Regie führte quasi Bach persönlich: Der Zeitgenosse des Erbauers der Grubenmannkirche hatte eigenhändige Aufzeichnungen hinterlassen, wie der Ablauf einer lutherischen Liturgie im frühen 18. Jahrhundert in Leipzig auszusehen hatte.
Musikwissenschafter haben aufgrund seiner Notizen aus dem Jahr 1723 und der folgenden Jahre für de Feier in Teufen einen etwas gekürzten Ablauf rekonstruiert, wobei der Gottesdienst dann doch rund eindreiviertel Stunden dauerte.
Pfarrerin Andrea Anker und Pfarrer Karl Graf verstanden es aber trotz der historischen Ordnung, die passenden Worte zu wählen, um dem Gottesdienst etwas die Strenge zu nehmen.
So erwähnte Andrea Anker die keineswegs selbstverständliche Tatsache, dass das Bachfestival friedlich abgeschlossen werden konnte. An vielen Brennpunken der Welt würden Menschen unter Krieg und Terror leiden – Andrea Anker erwähnte namentlich den islamistischen Terror in arabischen Ländern. Sie schloss all die Opfer in die Fürbitten ein.
Pfarrer Graf erzählte schmunzelnd – selbstverständlich von der Kanzel herunter – , dass er aufgefordert worden sei, eine „lange“ Predigt zu halten – zu Bachs Zeiten hatte sie ja im Minimum eine Stunde zu dauern. Das wollte er aber den Gottesdienstbesuchern nicht antun; er beschränkte sich auf eine zwanzigminütige, oft mit launigen Einschüben aufgelockerte Predigt zum Gleichnis des Tages.
Historisch bedingt war auch der Auftritt eines Diaconus, welcher die biblischen Texte nicht etwa las, sondern sang.
Den Hauptteil bildete aber die Musik Bachs. Im Zentrum stand die Kantate „Was frag ich nach der Welt“, eine eigentliche Abrechnung mit Schall und Rauch und „eitlem Mammon“ der damaligen Gesellschaft, die an Aktualität nichts eingebüsst hat. Dazwischen erklangen Motetten und Orgelwerke und die Gemeinde sang tüchtig mit.

Auf der Empore wirkten Chor und Orchester der J.S. Bach-Stiftung unter Leitung von Rudolf Lutz, begleitet an der Orgel von David Timm, der wie Bach aus Leipzig stammt und sich am Vorabend als ebenso virtuoser Jazzpianist erwiesen hatte wie jetzt als Organist. EG