Das Mesmer- und Sekretariatsteam war vorbereitet. Auf dem Tisch gleich neben der Protokollantin stehen zwei Kisten mit Stimmzetteln. Auf den Abstandhaltern zwischen den Karten sind die angedachten Wahlrunden zu lesen: Präsidium, Finanzen, Mitglieder, GPK. Diese minuziöse Vorbereitung verantwortete Karin Brülisauer. Sie ist die Geschäftsführerin der neuen «Katholischen Kirchgemeinde Rotbachtal» und bereits seit August im Amt. Zu tun gab es schon einiges, obwohl die Kirchgemeinde erst ab dem 1. Januar 2026 existieren wird. Und Karin Brülisauer scheint ihre Arbeit gut zu machen. Mindestens wenn man ihrer Mitarbeiterin glaubt, die sich am Ende der Versammlung bei ihr für das grosse Engagement und die vielen langen Tage bedankt. Sie ist es auch, die dem Journalisten auf eine Frage zu den Wahlkarten antwortet: «Eben, Karin, ich sag’s ja. Alles im Griff.»
Nötig waren diese Wahlzettel, weil vor der Versammlung ein Antrag auf eine schriftliche Wahl eingereicht worden war. Über diese Frage liess der speziell für den heutigen Abend eingesetzte Tagespräsident, Hansjörg Ritter (Präsident Kirchgemeinde Heiden), zuerst abstimmen. Von den 81 anwesenden Stimmberechtigten unterstützten aber nur 12 die geheime Wahl von Präsidentin und Finanzverantwortlichen. Also eben doch per Handzeichen. Das ging dann – abgesehen von einigen organisatorischen Schwierigkeiten – auch ziemlich zügig.





Erst etwas für die Seele
«Wenn ich sonst hier stehe, halte ich eine Predigt. Heute geht es aber um etwas ganz Weltliches», sagt Diakon Stefan Staub. Er und Pfarrer Albert Wicki richten vor den Wahlen einige Wort an die Anwesenden. Und auf ihre Art sprechen sie beide von Hoffnung. Von der Hoffnung auf eine Zukunft der katholischen Kirche und von der Hoffnung auf eine gut funktionierende und möglichst harmonische «Katholische Kirchgemeinde Rotbachtal». So sagt Alber Wicki, ganz im Wissen, dass diese Fusion nicht allen Kirchgemeindemitgliedern vollständig behagt: «Wenn wir uns als gläubige Christen nicht zusammenraufen können, wenn wir das nicht hinkriegen, wer dann?» Immerhin, für die Kritischen sicher ein grosser Trost: Die Fusion der Kirchgemeinden hat keinen Einfluss auf die pastorale Situation im Gemeindegebiet – die Angebote der Seelsorge sowie die Gottesdienste in den einzelnen Dörfern bleiben bestehen.
Kampfwahl und Zukunft
Nun übernimmt Hansjörg Ritter. Mit ihm starten die Wahlen. Nach einigen Hinweisen des politikversierten Ex-Kantonsrats Richard Wiesli steht auch der Meccano: Zuerst kann die Versammlung Fragen an die Kandidatin oder den Kandidaten richten. Anschliessend verlässt sie oder er den Raum. Nun wird die Diskussion noch einmal eröffnet. Und erst dann wird gewählt. Diskutiert wird während des gesamten Wahlprozesses nur ein einziges Mal – bei der «Kampfwahl» zwischen den beiden Bühlerer Kandidaten Josef Neff und Georges Gladig. Wobei, die Wahlempfehlung von Richard Wiesli eine Diskussion zu nennen, wäre dann wohl doch übertrieben. Aber die Fürsprache scheint auf jeden Fall gewirkt zu haben: Die Versammlung zieht den anwesenden Josef Neff dem abwesenden Georges Gladig vor. Auch in den Kirchenverwaltungsrat gewählt werden an diesem Abend Kathrin Brülisauer (Gais), Rita Krüsi (Stein), Philipp Thurnherr (Gais) und Richard Wiesli (Teufen). Dazu kommen die zwei «wichtigsten» Posten: Finanzchef und Präsidentin. Für ersteres kandidiert Edgar Bischof aus Teufen. Er wird dann auch mit 60 Ja-, 19 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen gewählt. Zur neuen Präsidentin ernennt die Versammlung mit 52- Ja, 9 Nein-Stimmen und 20 Enthaltungen Ingeborg Schmid aus Bühler. Sie bedankt sich später für das Vertrauen und sagt: «Das bisherige Motto dieser Fusion war ‘der gemeinsame Weg’. Dieses Motto sollten wir wohl auch in die Zukunft mitnehmen. Wir werden diesen Weg zusammen weitergehen – und dabei auch die holprigen Stellen überstehen.»
Zudem gewählt
Mitglieder der GPK:
Urs Moser, Stein
Peter Eschler, Niederteufen
Manfred Hutter, Gais
Delegierte Zentralrat:
Vreni Gmünder, Bühler
Edi Tanner, Niederteufen
Ingeborg Schmid, Bühler
Mitglied des Kirchverwaltungsrates
Delegierte Zweckverband:
Vinzenz Scherer, Niederteufen
Waltraud Schirmer, Teufen

Gleicher Steuerfuss und ein Defizit
«Wie wird dieses Defizit begründet?», will einer der Anwesenden vor der zweitletzten Abstimmung wissen. Es geht um den Budgetvoranschlag 2026 der neuen Kirchgemeinde. Dieser wurde, wie alle Vorlagen des Abends, von einer Behördenkonferenz mit je drei Mitglieder beider Kirchgemeinden (Gais und Teufen-Bühler-Stein) ausgearbeitet. Einer davon war Dominik Krummenacher. Er ist Vizepräsident des Kirchenverwaltungsrates (Teufen) und amtete seit dem Rücktritt des ehemaligen Präsidenten Fabio Malinconico ad interim als Präsident. Er sagt: «Für dieses Budget haben wir die Posten der beiden Kirchgemeinden sauber aufgelistet und addiert bzw. harmonisiert. Dazu kommen einige Folgekosten der Fusion, die wir so genau und gewissenhaft wie möglich ermittelt haben. Das, in Verbindung mit dem einheitlichen Steuerfuss, führt zu dem zu erwartenden Minus.»
Der Entscheid über diesen Steuerfuss bildet dann den demokratischen Abschluss des Abends. Die Anwesenden setzen ihn für die rund 3650 Mitglieder der neue Kirchgemeinde Rotbachtal bei 0.46 Einheiten fest. Für Teufen-Bühler-Stein ändert sich damit nichts, der Steuerfuss in Gais sinkt ab dem 1. Januar um 0.14 Einheiten. Sowohl beim Budget als auch beim Steuerfuss ist die Zustimmung sehr deutlich. Nächste Programmpunkte? Apéro und Konstituierung. Richtig los geht es dann am 1. Januar 2026.
