Bereits seit Jahren dient das ehemalige Schulhaus Blatten in Niederteufen als Flüchtlingsunterkunft – jetzt werden fünf Wohnungen angemietet. Archivfoto: EG
Zwischen Weihnachten und Neujahr ziehen in Niederteufen zwölf Flüchtlinge ein. Die Gemeinde beteiligt sich damit im Rahmen des Verteilschlüssels an der Bewältigung der aktuellen Flüchtlingssituation.
Erich Gmünder
Witold Netter betont, dass es sich bei den neuen Mitbewohnern um integrierte Asylsuchende handelt, die bereits mehrere Jahre im Appenzellerland leben und gute Voraussetzungen für einen Status als anerkannter Flüchtling mitbringen würden. Witold Netter ist in den Sozialen Diensten Appenzeller Mittelland für das Asylwesen zuständig. Das Mittelland erhielt vom Kanton 26 Asylsuchende zugewiesen, zwölf davon werden nun in Teufen ihren Wohnsitz haben.
Bei den neuen Mitbewohnern handelt es sich um eine afghanische und eine tschetschenische Familie, die zurzeit in Gais untergebracht sind, sowie vier Brüder aus Syrien, die im Schulhaus Blatten an der Hauptstrasse in Teufen wohnen. Sie werden Mietwohnungen in einem Mehrfamilienhaus im Haag, Niederteufen beziehen, welche in den nächsten Tagen für diesen Zweck eingerichtet werden sollen. Insgesamt werden fünf Wohnungen angemietet, vier von ihnen standen bereits seit längerer Zeit leer, eine wird per 1. März zur Verfügung stehen.
Gut integriert
Witold Netter kennt die Asylsuchenden persönlich und konnte sich ein Bild von ihrer Integrationsfähigkeit machen. So leben die vier syrischen Brüder bereits seit zweieinhalb Jahren in Teufen, in einer WG im ehemaligen Schulhaus Blatten. Einer von ihnen habe bereits eine Stelle, die anderen lernten intensiv Deutsch und bemühten sich um eine Arbeit.
Bis Asylsuchende selbständig wohnen können, werden sie in den provisorischen Unterkünften intensiv vorbereitet und mit der Sprache und den hiesigen Gepflogenheiten vertraut gemacht, insbesondere was Sauberkeit, Ordnung und Zusammenleben mit anderen Hausbewohnern angehe. Sie seien sich auch bewusst, dass sie in Teufen mit seinen Einkaufsmöglichkeiten und seiner Nähe zur Stadt eine privilegierte Situation antreffen würden, was die Integration erleichtere. Das sei sowohl aus Sicht der Flüchtlinge wie der Gemeinde eine „Win-Win-Situation“, sagt Netter.
Schulhaus Blatten bleibt Asylunterkunft
Im ehemaligen Schulhaus Blatten wird nach dem Auszug der vier syrischen Brüder wieder Platz frei für neue Asylbewerber. Dabei werde in Zukunft noch vermehrt auf die ethnische Zusammensetzung geachtet. Im Schulhaus Blatten leben zurzeit Angehörige von drei Volksgruppen: Syrer, Afghanen und Kurden, was aufgrund der unterschiedlichen Sprachen und Gebräuche nicht unproblematisch sei.
Für Witold Netter sind die neuen Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern in Niederteufen eine willkommene Entlastung – allerdings nur vorübergehend. Aufgrund der aktuellen Lage rechne er damit, dass schon anfangs Jahr Ausschau nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten gehalten werden müsse.
Gemeinde hilft mit
Bei der Suche nach Wohnmöglichkeiten half Gemeindepräsident Walter Grob persönlich mit. Sollte der Flüchtlingsstrom weiter anhalten, würden weitere Möglichkeiten geprüft, wie die Unterbringung im Null-Stern-Hotel, sagte Walter Grob auf Nachfrage der Tüüfner Poscht. Die längerfristige Unterbringung hier oder in anderen Zivilschutzanlagen wäre aber nur eine Notlösung, müsste doch gleichzeitig eine Tagesstruktur geschaffen werden.
Für die Unterbringung und Integration von Asylsuchenden sind die Kantone und Gemeinden zuständig. Die Gemeinden können die Kosten dem Kanton in Rechnung stellen, und dieser wiederum beim Bund. Das Asylwesen ist für die Gemeinden also kostenneutral.
Soziale Dienste Mittelland
Die Sozialen Dienste Mittelland haben ihren Sitz in Speicher und unterstehen der Regionalen Sozialhilfe Behörde (RHSB) der fünf Mittelländer Gemeinden Speicher, Trogen, Teufen, Bühler und Gais, welcher je ein Mitglied der fünf Gemeindebehörden angehört. Teufen wird darin von Gemeinderat Roger Stutz vertreten. Neben dem Asylwesen organisiert die Stelle das Asylwesen, die Berufsbeistandschaft und die Sozialhilfe.
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