Die IG Tüüfner Engpass will die Diskussion über die Ortsdurchfahrt für alle Optionen öffnen. Foto: tiz
Timo Züst
Ende Juni war die IG Tüüfner Engpass gegründet worden. Nun ist der Vorstand komplett. Das Präsidium teilen sich Philipp Schuchter und Rolf Brunner. Der Unternehmer aus der Lustmühle, Rolf Brunner, hat Erfahrungen mit IGs zu Infrastruktur-Projekten – er ist auch Teil der IG Engpassbeseitigung aus St. Gallen. Die TP hat ihn gefragt, was die Teufner IG bewirken kann.
Herr Brunner, was sind Ihre Beweggründe für die Übernahme des Co-Präsidiums bei der IG Tüüfner Engpass?
Das sind einerseits persönliche Gründe. Andererseits geht es mir auch darum, Verantwortung zu übernehmen. Und zwar nicht nur für die nächste, sondern auch die übernächste Generation. Denn sie werden mit dem leben müssen, was jetzt entschieden wird. Ich habe mich schon vor meiner Beteiligung an der IG des Öfteren exponiert, beispielsweise als Leserbrief-Autor. Nun ist der richtige Zeitpunkt, auch aktiv zu werden.
Das ist nicht Ihre erste «Infrastruktur-IG». Sie sind auch Teil der der IG Engpassbeseitigung aus St. Gallen, die sich für das Grossprojekt mit Liebegg-Tunnel und unterirdischem Kreisel einsetzt. Warum sind Sie dort dabei?
Als jene IG gegründet wurde, war ich Teil des Vorstands der Wirtschaft Region St. Gallen (WISG). Das ist – nebst der IHK – der zweitgrösste Wirtschaftsverband der Region. In dieser Funktion hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, in dieser IG mitzuwirken. Meine Rolle war dann die des Bindeglieds zwischen Politik, Verbänden und Gewerbe. Und ich kann sagen, dass wir als IG einiges «aufwirbeln» und bewegen konnten.
Genau. Vor ein paar Monaten hat das ASTRA nun ja offiziell bekanntgegeben, dass sie diese Projektversion umsetzten will. Also Ziel erreicht?
Noch ist das Ziel nicht erreicht. Das können wir erst sagen, wenn es tatsächlich gebaut wird. Aber ja, es war natürlich eine sehr erfreuliche Nachricht, als wir erfuhren, dass das ASTRA den unterirdischen Kreisel vorschlägt. Das war ausschlaggebend dafür, dass das Projekt vom Finanzierungstopf 3 in den Topf 2 rückte. Faktisch hat es damit also sogar Wankdorf überholt. Noch ist die Arbeit aber nicht getan. Die Herausforderung ist nun, das Projekt in diesem Topf zu behalten. Man kann aber sagen: Die Ausgangslage ist gut.
Im Vergleich zu Teufen, erfolgte die IG-Gründung in St. Gallen zu einem früheren Zeitpunkt. Die Planung bzw. der politische Prozess ist in Teufen viel weiter fortgeschritten. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass die IG hier noch etwas bewegen kann?
Als relativ intakt. Wenn wir gegenüber der Bevölkerung authentisch und ehrlich kommunizieren, was bei diesem Projekt nicht ganz richtig lief und wo die Probleme sind, werden wir sicher viele überzeugen können. Dann sind wir auch noch nicht zu spät und können noch etwas bewegen.
Ich nehme an, Sie persönlich haben eine favorisierte Lösung?
Wie wohl jeder (lacht). Ich bin der Meinung, der Zug sollte «unter die Decke». Aus meiner Sicht ist das die nachhaltigste Lösung für die Ortsdurchfahrt. Man sieht am Beispiel der Lustmühle, was für ein Kabelsalat für einen oberirdischen Betrieb nötig wäre. Das kann schlicht nicht die beste Lösung sein.
Aber es ist die favorisierte Lösung der Appenzeller Bahnen (AB) …
Natürlich. Die AB haben eine Aufgabe, sie müssen den Zug bewegen können und wollen in Teufen keinen Engpass haben. Wir von der IG wollen aber versuchen, alle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Dazu gehören auch wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Interessen.
Egal, welche Lösung angestrebt wird. Irgendjemand muss sie auch bezahlen.
Die Finanzierung ist nochmal eine ganz andere Frage. Stellen Sie sich vor, Alfred Escher hätte damals nicht die Vision des Gotthard-Tunnels vorangetrieben. Dann hätten wir dieses entscheidende Bauwerk wohl auch heute noch nicht. Das zeigt, dass manchmal ein Risiko eingegangen werden muss – auch wenn es eine grosse finanzielle Belastung bedeutet. Und die Finanzierung eines Teufner Tunnels wäre definitiv möglich. Geld für Infrastrukturprojekte gibt es mehr als genug.
Die IG ist nun gegründet, die Website ist online, der Vorstand besteht. Ich nehme an, jetzt startet die Mitglieder-Rekrutierung?
Genau. Der Fokus liegt nun auf der Vertiefung bestehender Beziehungen und auf dem Knüpfen eines guten Netzwerks. Denn dieses Projekt betrifft nicht nur Teufen, sondern auch die umliegenden Gemeinden, diverse Verbände und Vereine – aber auch Appenzell Innerrhoden. Das Ziel dieser Anstrengungen ist ein konstruktiver Dialog zwischen allen Interessensgruppen. So können wir den kommenden Generationen ein intaktes Dorfzentrum übergeben.
Fanden auch schon Gespräche mit der AB und der Gemeinde statt?
Wegen der Ferienzeit war der Kontakt bis jetzt eher spärlich. Aber natürlich werden auch hier weitere Gespräche stattfinden.
Das IG-Gründungskomitee von links nach rechts: Richard Wiesli (Alt-Kantonsrat), Jakob Brunnschweiler (Alt-Regierungsrat), Felix Gmünder (Dr.sc.nat. ETH), Philipp Schuchter (Co-Präsident, Architekt), Rolf Brunner (Co-Präsident, Unternehmer), Kurt Stäheli (Dipl. Masch.-Ing.) und Manfred Brunner (Unternehmer). Foto: zVg