"Gehört es zu Inner- oder Ausserrhoden?"

17.11.2019 | Alexandra Grueter-Axthammer
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Der Kabarettist Bänz Friedli kommt nach Teufen. Foto: zVg Alexandra Grüter-Axthammer Bänz Friedli ist Journalist, Kolumnist und Kabarettist. Viele kennen seine Kolumne im Migros-Magazin «Der Hausmann» und «Bänz Friedli». Im Februar 2019 feierte der Kabarettist Premiere mit seinem aktuellen Programm: «Was würde Elvis sagen?» Am 21. November gastiert der 54-jährige Berner im Schulhaus in Niederteufen. Was er und Elvis von Teufen und dem Appenzellerland wissen, verriet er uns vorab in einem Interview. Am 21. November kommen Sie mit Ihrem neuen Kabarettprogramm nach Teufen, besser gesagt nach Niederteufen. Was wissen Sie über Teufen? Soll ich ehrlich sein? Bis vor Kurzem wusste ich sehr wenig darüber. Ich hätte nicht mal sagen können, ob es… Shit, ich weiss, das ist ganz, ganz übel, aber eben: ob es in Inner- oder Ausserrhoden liegt. Aber der Auftritt rückt näher, und nun mache ich mich allmählich schlau. Welche politischen Themen sind Ihnen bekannt aus Teufen? Jeden Abend möchte ich den Leuten zeigen, dass ich ganz bei ihnen bin. Also bereite ich mich vor. Jeder Ort, jedes Publikum ist anders. Das inspiriert auch mich, und mein eigenes Programm wird mir nicht langweilig, weil es jeden Abend neu und anders ist. Manchmal finde ich im Vorfeld fast nichts heraus und muss dann vor Ort die Themen erfragen, welche die Leute gerade beschäftigen. Aber bei Ihnen gibt’s ja zum Glück die «Tüüfner Poscht» online, ohnehin scheint es eine lebhafte Region zu sein! Im Juni gibt’s das Appenzeller Kantonalturnfest, der Gemeinderat hat der Harmoniemusik Teufen soeben 7500 Franken zugesprochen. Der FC Teufen hält sich in seiner 3.-Liga-Gruppe wacker im Mittelfeld, die Wahlbeteiligung am 20. Oktober war in Teufen mit 48,7 Prozent überdurchschnittlich hoch. Andrea Caroni und Jennifer Abderhalden erzielten Glanzresultate. Aber das muss ich Ihnen ja alles nicht erzählen. Und über das Schiesssportzentrum reden wir dann, wenn ich bei euch bin. Welches dieser Themen ist das «lustigste»? Manchmal machen die Politikerinnen und Politiker die Satire ja gleich selbst. Sachen wie «Inge Schmid, unser Mann für Ausserrhoden» muss man gar nicht mehr gross kommentieren. Schon noch speziell finde ich im schweizerischen Vergleich, dass die FDP im Gemeinderat mit sechs von neun Sitzen die absolute Mehrheit hat. Immerhin sind vier Frauen vertreten. Einen Spruch über Appenzell und das Frauenstimmrecht werde ich mir daher wohl verklemmen, den mag man in Teufen sowieso nicht mehr hören. Ausserdem wart ihr in Ausserrhoden ja noch eineinhalb Jahre früher als die Innerrhödler, und denen musste es schliesslich das Bundesgericht befehlen. Lustig finde ich, dass die einzige SP-Frau im Gemeinderat auch ohne Parteibezeichnung sofort als solche erkennbar wäre: SP-Gemeinderätinnen haben überall im Land Doppelnamen wie Beatrice Weiler Schober. Welcher Song von Elvis passt Ihrer Meinung nach zu Teufen und zum Appenzellerland? Elvis-Songs passen immer und überall. Ich lasse mich dann vor Ort inspirieren.   Worüber würde Elvis sich in Teufen lustig machen? Er war nicht einer, der sich über sein Publikum lustig gemacht hätte. Er hat oft und gern mit den Leuten gelacht, aber nie über sie. Er war ein bescheidener und demütiger Junge vom Land. Er hätte sich wohl auch nicht mokiert darüber, dass unlängst der Stier Guido in Teufen zum Schönsten gekürt worden ist. Ich übrigens auch nicht: Ich wohne in Zürich und bei uns im Quartier findet alljährlich eine Viehschau statt. Die Szenerie am Rand der grossen Stadt ist dann immer sehr ländlich. Überhaupt liegt mir städtische Überheblichkeit fern. Ich komme selber vom Land, machte meinen ersten Bühnenerfahrungen als Conférencier am Unterhaltungsabend des Turnvereins. Verbinden Sie eine Erinnerung aus Ihrer Kindheit mit dieser Region? Leider nein. Es ist ein Jammer, meine Eltern haben uns die Schweiz nicht gezeigt. Sie fuhren mit uns immer nur nach Österreich oder Italien. Als Kind lernte ich weder das Tessin, noch das Welschland, noch die Ostschweiz kennen. Das musste ich später alles nachholen. Drum bin ich unglaublich dankbar, dass mein Job mich heute im Land herumführt und ich die Schweiz in ihrer Vielfalt immer besser kennenlerne. Auf Journalisten, die uns aus einem Zürcher Glashaus heraus das Land erklären wollen, das sie nicht kennen, bin ich äusserst allergisch. Mit Ausserrhoden verbindet mich seit drei Jahren, dass meine Künstleragentur in Trogen ansässig ist. Wie sind Sie auf die Idee zum aktuellen Programm gekommen? Ich brauchte einen roten Faden, wie es im vorigen Programm mein ewiges Leiden als YB-Fan war. Da war mir sofort klar, nur ein Thema begleitet mich ebenso lebenslang: Elvis. Wie entsteht jeweils ein Programm? Sind es Begegnungen aus dem Alltag oder Berichte aus den Medien? Beides, ich reisse mir immer wieder Randnotizen aus Zeitungen raus, und ich bin ein manischer Beobachter: Im Zug, an Sportveranstaltungen, in der Beiz, überall muss ich alles aufschnappen und die Gespräche am Nebentisch mitverfolgen. Die Themen ergeben sich alle aus dem Alltag, aus dem bewussten Erleben. Und da gibt es immer genug Absurdes und Bedenkenswertes, das ich gern nacherzähle. Worüber können Sie nicht lachen? Mein Humor ist sehr breit. Ich kann ab einem Peach Weber «fast verrecken» und ab einer Lara Stoll genauso. Überhaupt nicht lachen konnte ich vom ersten Tag an über Trump. Der Mann ist einfach nur Horror und wird sein Land mit seiner ordinären, proletigen, hämischen Art auf Jahrzehnte hinaus kulturell ruinieren. Das hat man in Italien mit Berlusconi gesehen. Sie treten in vielen Orten der Schweiz auf. Sind die Reaktionen auf Ihr Programm und die Pointen in Zürich anders als in der Ostschweiz? Es gibt immer wieder Stellen, wo plötzlich gelacht wird – obschon dies noch an keiner anderen Aufführung der Fall war. Das Basler Publikum ist wohl das vifste, die lachen oft schon vor der Pointe, sind sehr humorgewohnt. Man merkt schon die unterschiedlichen Mentalitäten. Was würden Sie Elvis fragen, wenn Sie ihn persönlich treffen könnten? Ob er noch lebe. Haben Sie eigentlich nie Lampenfieber? Was tun Sie dagegen? Krankhaftes Lampenfieber wäre schlimm. Eine gewisse fiebrige Spannung ist aber unabdingbar. In der Garderobe höre ich Elvis-Songs, mache einige Konzentrations- und Blackroll-Übungen und gehe den Abend in Gedanken durch. Es ist wohl eine ähnliche mentale Vorbereitung, wie Sportlerinnen und Sportler sie vor einem wichtigen Rennen machen. Ab wann wissen Sie jeweils, ob Sie ein gutes Publikum vor sich haben? Nach fünfzehn Sekunden. Das merkt man sofort, ob Energie zurückkommt, ob der Spirit im Saal «stimmt». Was tun Sie, wenn Ihre Witze nicht ankommen? Solche Abende kosten enorm Energie, ich hatte zum Glück erst einen, zwei davon. Müssen Sie den Humor je nach Auftrittsort eigentlich anpassen? Um Himmels willen, nein! Man muss die Landbevölkerung auch nicht «schonen». Im Gegenteil. Je weiter weg von Zürich und je katholischer, desto grösser ist meist die Humorbereitschaft der Leute. Und im Appenzellerland habe ich beste Erfahrungen gemacht.

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