Aline Auer
Maya Stieger an der Violine, Werner Alder am Hackbrett sowie Walter Frick am Kontrabass eröffnen den Bettaggottesdienst mit wunderschönen Appenzeller Klängen. Fast ungewollt beginnen die Füsse mit zu wippen und manch ein Gottesdienstbesucher würde vielleicht sogar gerne ein Tänzchen wagen. Der von dem Trio gebotene Ohrenschmaus begleitet den Gottesdienst und wird, ebenso wie die von allen freudig entgegengenommene Zugabe, mit warmem Applaus verdankt.
Pfarrerin Dorothee Dettmers, ursprünglich aus Deutschland kommend, aber seit vielen Jahren in der Schweiz lebend und arbeitend, erinnert an eine für sie damals nicht vertraute schweizerische Gepflogenheit, die ihre Schwiegereltern immer einhielten. Diese haben sich jeweils für Einladungen brieflich bedankt und dabei dankbar Rückschau gehalten auf zusammen Erlebtes. Und so lädt sie die Anwesenden ein, an diesem eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag zurück zu blicken. Sie fordert aber auch auf, anhand der Schlussstrophe aus der von Bertolt Brecht verfassten Moritat von Mackie Messer:
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht
sowie der Geschichte des Gastmahls aus dem Lukas Evangelium, in die Zukunft zu blicken mit der Frage: „Wo stehe ich?“ Auf der Seite der im Dunkeln Stehenden, die gerne zum Gastmahl strömen oder derjenigen der Wohlbetuchten, die dem Mahl aus fadenscheinigen Gründen ferngeblieben sind? Der Toggenburger Maler Willy Fries zeigt dies im Bild: „Das grosse Gastmahl“. Dort sind im schalen Mondlicht Gutgekleidete zu sehen, die irgendwie desinteressiert mit dem Rücken zum Tisch des Herrn stehen, während die nicht mit Reichtum, Luxus und Schönheit Verwöhnten im Sonnenlicht stehen und mit Freude zum reichlich gedeckten Tisch kommen.
Mit dem feierlichen Abendmahl, dem gemeinsam gesungenen Landsgemeindelied sowie den heimatlichen Klängen der ad hoc-Streichmusik endet die Feierstunde zum Bettag.