Die Teufnerin Maya Leu kämpft seit Jahren für die Rechte und Würde von Flüchtlingen. Ihr jüngster Input: Eine Petition, welche die Gemeinde um die Aufnahme von ein bis zwei Familien ersucht. Trotz Corona ist für sie die Flüchtlings-Thematik so aktuell wie schon lange nicht mehr.
«Ich treffe mich gerne zu einem Kaffee. Auch wenn die TP hat schon einige Male über meine Engagements geschrieben hat.» Damit liegt Maya Leu richtig. Seit der Einführung der Nothilfe in der Schweiz im Jahr 2008 setzt sie sich unermüdlich sich für Flüchtlinge ein. Ende September hat sie nun einen neuen Anlauf genommen. Mit einer Petition wendete sie sich direkt an den Gemeinderat. Ihr Anliegen: Teufen soll ein bis zwei Flüchtlingsfamilien aufnehmen. «Die Gemeinde kann sich das leisten. Und würde damit ein starkes Zeichen setzen.» Es ist nicht die einzige Petition mit diesem Begehren. Nachdem die grossen Schweizerstädte den Bundesrat vergeblich um Aufnahme einer grösseren Anzahl von Flüchtlingen von den griechischen Inseln gebeten hatte, wollen sich nun überall in der Schweiz Mitglieder von Solidaritätsnetzen an ihre Gemeinderäte wenden. «Die Schweiz tut schlicht zu wenig. Wir versuchen deshalb auf allen Ebenen etwas zu bewegen.» Das gilt auch für das politische Zentrum der Schweiz. Anfangs Januar war Maya Leu als Vorstandmitglied des Solidaritätsnetzes bei einer Petitions-Übergabe auf dem Bundesplatz dabei – und morgen reist sie wieder nach Bern. «Wir demonstrieren für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen. Und für ein Rückbesinnen auf die vielbetone humanitäre Tradition der Schweiz.»
Ferien im Hemberg
Anfangs war man noch skeptisch. «Die Betreiberinnen der Pension waren schon etwas nervös, weil da so viele Geflüchtete kommen», erzählt Maya Leu schmunzelnd. Die vergangene Woche hat sie in Hemberg verbracht. Dort war sie Teil einer Ferienwoche für Geflüchtete. Schön und berührend sei es gewesen – aber teilweise auch bedrückend. «Es ist nicht einfach, die vielen harten Schicksale zu hören. Insbesondere dann, wenn die Menschen fragen, warum Europa und die Schweiz das zulassen.» Die Ferienwoche hat ihr Ziel aber nicht verfehlt. Die Geflüchteten konnten sich austauschen, entspannen und ihren Kummer für eine kurze Zeit ruhen lassen. Und auch die anfängliche Vorsicht bei den Gastgebern löste sich schon bald in Zuneigung auf: «Am Ende sagten sie, dass die aufgestellte und zugängliche Gruppe eine willkommene und schöne Abwechslung gewesen sei.»
Moria und Europa
Im Corona-Jahr hat es ein Wort zu grossem Ruhm gebracht: Solidarität. Für Maya Leu ist diese Corona-Solidarität aber ein zweischneidiges Schwert. «Natürlich ist es schön, wenn wir hier aufeinander schauen. Aber dabei dürfen die tausenden Flüchtlinge nicht vergessen werden.» Denn nach wie vor ertrinken täglich Menschen auf dem Mittelmeer oder fristen ein trost- und hoffnungsloses Dasein in den Flüchtlingslagern in Griechenland. Die allgegenwärtige Corona-Berichterstattung in den vergangenen Monaten liess diese Tatsache in den Hintergrund rücken. Zwar hat der Brand in Moria für Aufsehen gesorgt – aber das Elend blieb nicht lange im Gedächtnis der Menschen. Maya Leu hofft und drängt deshalb weiterhin auf mehr Engagement der Schweiz. Das Argument, Europa müsse sich erst auf einen Verteilschlüssel einigen, lässt sie indes nicht gelten: «Das ist doch nur eine faule Ausrede, die das Untätigbleiben entschuldigen soll. Wir können jetzt helfen. Und das sollten wir auch. Denn der Winter kommt und die Schweiz müsste zum Ziel haben, so viele Menschen wie möglich aus den Lagern und vom Meer zu retten.» tiz
Hinweis: Der Gemeinderat wird am 21. Oktober über die Petition von Maya Leu beraten.