Von Sepp Zurmühle
Massenproduktion ist nicht die Welt des Familienunternehmens Schmid Fenster. Der 1946 gegründete Betrieb wird seit Anfang 2014 von Sohn Raffael, unterstützt von seiner Frau Andrea, geführt. Die Eltern Josef und Elisabeth Schmid blicken auf ihr Lebenswerk zurück und treten etwas kürzer.
Die Wurzeln des heutigen Unternehmens sind bald 70-jährig. 1946 machte sich Grossvater Josef Schmid «im Rank» an der Speicherstrasse (St.Gallen-Speicher) als geler
nter Glaser selbständig. Seine Ehefrau führte das Restaurant Rank. Als die Werkstatt zu klein wurde, zügelte das Unternehmen nach St.Georgen. Im väterlichen Betrieb absolvierte Josef Schmid (2. Generation) 1966 bis 1970 seine Lehre als Glaser und übernahm bereits 1974 mit seiner Frau Elisabeth die Geschäftsführung. Der Bau von Holzfenstern wurde zur Spezialität des Unternehmens, das direkt neben der Steinach lag und deshalb mehrmals überschwemmt wurde.
Seit 1981 in der Lustmühle
Der Gemeinderat suchte für den Landspickel zwischen der eben erstellten Umfahrungsstrasse und dem bewohnten Ortsteil Lustmühle interessierte Gewerbebetriebe. Die junge Familie Schmid konnte Land kaufen und liess 1981 das heutige Gebäude erstellen. Der Bau musste zügig voran gehen. Anfang 1982 sollte das Haus «Kreml» am unteren Graben in St.Gallen neue Fenster erhalten.
In den 90er-Jahren nahm die Industrialisierung der Fensterproduktion zu. «Es war die Zeit der Rabatt-Schlachten. Optisch wurden die Fensterrahmen immer klobiger, u.a. als Folge der höheren Wärmedämm-Anforderungen », erinnert sich Josef Schmid.
Nebst dem Betrieb wuchs die Familie, mit Tochter Patricia, den Zwillingsbrüdern Raffael und Dominic und Tochter Antoinette. Unterstützt wurde Josef Schmid im Sekretariat von seiner Frau Elisabeth, und sein Bruder ist nach wie vor für die Buchhaltung zuständig.
«Das Fenster muss zum Objekt passen»
Die Unternehmerfamilie erkannte, dass sie nicht in der «breiten Masse» mitschwimmen wollte. «Die grösste Auszeichnung für uns ist, wenn man einem schönen Haus nicht ansieht, dass es neue, gut isolierte Fenster erhalten hat», sagen Vater und Sohn übereinstimmend. «Wir betrachten Fenster wie Möbelstücke, die von innen und von aussen wirken. Unser Ziel ist es, dass Schmid Fenster möglichst perfekt den Stil eines Hauses aufnehmen. Mit Kreativität und Handwerkskunst wollen wir ein Optimum aus jedem Objekt herausholen.»
So wie die letzten 30 Jahre tüfteln die Inhaber mit ihren 15 Mitarbeitenden weiterhin an neuen Verfahren, Herstelltechniken und Oberflächenbehandlungen, um ihre Fenster noch filigraner, formschöner, edler wirkend und beständiger herstellen zu können. «Es ist die Liebe zum Detail, die der Kunde in unseren Fenstern erkennt», bringt es Raffael Schmid auf den Punkt.
Spezialist für Fenster-Nachbau und Restauration
Die Firma Schmid Fenster hat sich auf den optischen Nachbau und die Restauration von alten, wertvollen Fenstern spezialisiert und beliefert eine anspruchsvolle Kundschaft weit über die Ostschweiz hinaus. «Wir wählen das verwendete Holz gezielt aus und achten nebst Designelementen und passenden Beschlägen auch auf Details wie kleinstmögliche Fugen beim Einbau», erklärt Raffael Schmid. «So haben wir Fenstertypen entwickelt, die beidseitig ohne Glasleisten ausgeführt werden können. Speziell stolz sind wir auf unsere hochwertigen Oberflächen aus Ölkunstharz-Farbe.»
Raffael Schmid absolvierte 1993 bis 1997 eine Lehre als Möbelschreiner, arbeitete auf dem Beruf und reiste für sechs Monate nach Australien. 1999 trat er als Servicemonteur in den elterlichen Betrieb ein, in dem sich bis heute auch seine Schwester Patricia engagiert. «Ich habe sehr gerne als Monteur bei den Kunden gearbeitet und dort viel über deren Bedürfnisse kennengelernt.»
Schrittweise, über die Bereiche Produktion, Arbeitsvorbereitung, Verkauf, hat sich Raffael Schmid das Rüstzeug zum Geschäftsführer angeeignet. Er freut sich, zusammen mit seiner Frau Andrea das Familienunternehmen in dritter Generation weiter zu führen. Die Eltern Josef und Elisabeth Schmid bleiben dem Unternehmen treu, wenn auch mit einem reduzierten Pensum. Josef Schmid wird sich v.a. dem Bereich Restauration widmen. Dort kann er seine Liebe zur Kunst, nebst dem eigenen Malen, weiter pflegen und beim Fischen Abstand und Musse geniessen.