Timo Züst
Heute Nachmittag fand im Lindensaal die Mitgliederversammlung der Spitex Rotbachtal statt (Text unten). Die TP nahm dies zum Anlass, dem Geschäftsführer der Spitex, Roman John, ein paar Fragen zu stellen. Das sind seine Antworten.
Herr John, vor dem Lindensaal parkt ein Spitex-Auto. Warum das?
Das ist unser neues Elektroauto.
Warum braucht es das?
Ohne Mobilität keine Spitex. Unsere Mitarbeitenden haben im vergangenen Jahr rund 85’000 Kilometer zurückgelegt. Mit diesem Elektroauto wollen wir unseren Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. „Getankt“ wird es mit reinem Naturstrom. Zusätzlich sensibilisieren wir unsere Mitarbeitenden auf das Thema und optimieren unseren Energiebedarf.
85’000 Kilometer? Das ist eine ziemliche Distanz. Sehen Sie eine Chance, dass diese Zahl in den nächsten Jahren kleiner wird?
Das wird wohl nicht weniger, eher mehr. Ein Grund dafür ist die steigende Zahl der Kurzeinsätze. Dabei sind unsere Mitarbeitenden vielleicht 15 Minuten vor Ort, steigen dann wieder ins Auto und sind weitere 10 Minuten unterwegs.
Während der Versammlung erwähnten Sie, dass die Spitex-Mitarbeitenden rund 10 Prozent ihrer Arbeitszeit im Auto verbringen. Dieser Anteil wird also auch nicht kleiner.
Nein. Wir optimieren unsere Abläufe und Routen bereits jetzt so gut es geht. Dafür haben wir auch in die Digitalisierung investiert. Steigen also Kundenzahlen und Kurzeinsätze, wird auch der Anteil an Fahrzeit steigen.
Wie entwickelten sich die Kundenzahlen bei der Spitex Rotbachtal in den vergangenen Jahren?
In der Tendenz steigend. Auch wenn sie ständig grossen Schwankungen unterworfen sind. Im vergangenen Jahr wuchs unser Kundenstamm erneut um 30 auf jetzt 319 Kundinnen und Kunden. Davon sind 225 Frauen.
Und wie teilen sich diese auf die Gemeinde auf?
Der grösste Teil stammt aus Teufen, rund 60 Prozent. Dazu kommen 28 Prozent aus Gais und 12 Prozent aus Bühler. In den vergangenen Jahren haben Bühler und Gais massiv aufgeholt. Bei unserem Start hatte Teufen noch einen Anteil von 75 Prozent.
Sie erhielten im vergangenen Jahr rund 700’000 Franken (707’652.21) Gemeindebeiträge. Wer zahlt da wieviel?
Die Beiträge orientieren sich an den geleisteten Stunden in den jeweiligen Gemeinden. Und sie werden jedes Jahr angepasst. Teufen trug davon für das Jahr 2018 also 60 Prozent etc.
Aber die Zahlen des vergangenen Jahres sind ja gut …
Richtig. Wir lagen mit den rund 700’000 Franken 80’000 Franken unter dem Budget. Wir konnten also sozusagen sparen.
Ein grosses Thema in der Pflege ist die Rekrutierung von Personal. Haben Sie damit auch zu kämpfen?
Ja, das ist eine riesige Herausforderung. Ein Beispiel: Ich suche seit vier Monaten eine Pflegefachfrau HF. Seit vier Monaten. Was denken Sie, wie viele Bewerbungen habe ich erhalten?
Puh, schwer zu sagen …
… nur eine einzige. Und das obwohl wir überall – auch im Internet – inseriert haben.
Das klingt wirklich schwierig. Was denken Sie: Gibt es irgendwann einen Knall, wenn da kein Gegensteuer gegeben wird? Die Bevölkerung wird ja nicht jünger.
Ich hatte schon vor zehn Jahren das Gefühl, dass es irgendwann einmal knallt. Mittlerweile glaube ich, dass es immer weitergeht. Aber es muss definitiv etwas passieren.
Neuer Präsident
„Wir lassen ihn nur sehr ungern gehen“, sagte Andy Winkler. Er, der neugewählte Präsident und ehemaliger Gemeinde-Delegierter von Gais, lancierte die Verabschiedung seines Vorgängers: Gerhard Frey. Während sechs Jahren war dieser Präsident des Vereins Spitex Rotbachtal. Und hat in dieser Zeit viel bewirkt. „Dein Einsatz für den Verein war riesig. Du warst stets sehr gut vorbereitet und du bist fachlich top“, sagt Geschäftsführer Roman John. Es gäbe viel über die Präsidentenjahre von Gerhard Frey zu erzählen, aber der scheidende Präsident hatte dem Vorstand strenge Vorgaben gemacht: Seine Verabschiedung dürfe nur 60 Sekunden dauern. Am Ende waren es dann doch rund zwei Minuten. Aber, so Frey, „das passt schon“.
Auch im Vorstand gab es Wechsel. Verabschiedet wurden Werner Holderegger (Teufen), Andy Winkler (Gais, Wechsel ins Präsidium), und Jürg Engler (bisher Delegierter Bühler / wird Gemeindepräsident). Der neue Vorstand besteht aus: Jeanine Walser (bisher, Bühler), Walter Zähner (bisher, Gais), Hanspeter Michel (Teufen) und Fredy Mettler (Gais). Mit den personellen Wechseln wurden auch die Vorstands- und Präsidiumsentschädigungen angepasst. Die Pauschalentschädigung für das Präsidium wurde von 2000 auf 5000 Franken erhöht und die des Vizepräsidiums von 1500 auf 2500 Franken. Die Entschädigung des Vorstands wurde bei 1000 Franken belassen.
Gute Zahlen
Die Spitex Rotbachtal hat im vergangenen Jahr gespart: Statt der budgetierten Gemeindebeiträge von rund 780’000 Franken waren es am Ende bloss 707’652.21 Franken. Das sind fast 70’000 weniger als im Vorjahr und rund 63 Franken pro Einwohner. Und das trotz steigender Kundenzahlen. Diese wuchsen nämlich um 30 auf 319. „Und wir können mit Stolz sagen, dass wir die Maximalansätze des Kantons nach wie vor um bis zu 10 Prozent unterschreiten“, ergänzt Gerhard Frey. Die Erfolgsrechnung der Spitex schliesst wie immer ausgeglichen bzw. mit Null ab.
Rasante Veränderungen
Sowohl Regierungsrat Matthias Weishaupt als auch Gemeindepräsident Reto Altherr thematisierten in ihren Ansprachen an die Mitgliederversammlung die rasanten Wechsel in der Gesundheitsbranche. „Die neue Pflegefinanzierung im Jahr 2011 und die neue Spitalfinanzierung (SF) 2012 waren eigentliche Paradigmenwechsel in der Gesundheitsbranche“, sagte Matthias Weishaupt. Insbesondere seit der neuen SF sei die Spitex noch wichtiger geworden. „Seither nimmt der Aufwand nicht mehr nur in ihrem Kerngeschäft – der Pflege -, sondern auch in den Bereichen Koordination und Beratung zu“, so Weishaupt. Der Grund dafür ist, dass die Patientinnen und Patienten das Spital heute tendenziell schneller verlassen – und anschliessend zuhause weiterbetreut werden. „Diese Betreuung und Pflege daheim ist eine wichtige Errungenschaft, die nur dank der Spitex möglich ist“, sagte Weishaupt weiter. Aber auch für einen Fachmann wie ihn – er war 13 Jahre lang Gesundheitsdirektor von Appenzell Ausserrhoden – ist ein Ausblick in die Zukunft schwierig. „Ich denke, was sicher ist, ist, dass der Wandel weitergehen wird. Und dass er womöglich sogar noch an Tempo zulegt.“