Das erste Fazit rund einen Monat nach der Umstellung fällt mehrheitlich positiv aus. Bild: tiz
Timo Züst
Am 9. Dezember des vergangenen Jahres änderte sich einiges auf den Linien der Appenzeller Bahnen. Jetzt, einen Monat später, geben die AB Antwort auf die wichtigsten Fragen zum Fahrplanwechsel.
Wie ist das erste Fazit?
Appenzeller Bahnen: Auf der Linie St.Gallen-Appenzell lief die Umstellung gut. Der Fahrplan über die Neubaustrecke mit dem Ruckhaldetunnel – und dieser konnte ja nur auf dem Papier und in Theorie geplant werden – funktioniert stabil. Die Ankunftspünktlichkeit liegt seit Weihnachten 2018 bei 95,5 Prozent, das heisst 95,5 Prozent aller Züge erreichen St.Gallen mit einer Verspätung von maximal 2 Minuten und 59 Sekunden. Das ist ein sehr gutes Ergebnis.
Der Start auf der Linie St.Gallen-Trogen war harziger. Wir waren dort mit dem Zusammenspiel der neuen Fahrzeuge einerseits und infrastrukturellen sowie betrieblichen Herausforderungen andererseits konfrontiert. Sofortmassnahmen wurden eingeleitet, die Umsetzung weiterer Anpassungen läuft.
Konnten die technischen Probleme behoben werden?
Appenzeller Bahnen: Die technischen Herausforderungen bei einer Eisenbahn sind komplex. Es sind Komponenten an den Fahrzeugen und an der Infrastruktur, welche am Schluss in den unterschiedlichsten Situationen optimal miteinander harmonieren müssen. Ein Beispiel: Die neuen Fahrzeuge benötigten beim Anfahren mehr Strom. Insbesondere während der Hauptverkehrszeiten – also wenn mehrere Züge und Busse gleichzeitig abfahren – war das auf Stadtgebiet ein Problem. Die Stadtwerke St.Gallen konnten dann eine Anpassung vornehmen, sodass die Stromspitzen abgedeckt werden können.
Ein weiteres Beispiel: Die Lautsprecheranlage und das Kundeninformationssystem in einigen neuen Zügen funktioniert noch nicht einwandfrei. Gerade im Ereignisfall ist das für unsere Fahrgäste, aber auch für unsere Mitarbeitenden an der Front, sehr unangenehm. Und noch eins: Die Spurkranzschmierung ist ein sehr sensibler Punkt, da ein nicht optimal funktionierendes System sofort hohen Radverschleiss nach sich zieht. Verbesserungen konnten erzielt werden, die definitive Lösung steht aber noch aus.
Wie sieht es bei der Verspätungen aus?
Appenzeller Bahnen: Generell kann man sagen, dass sich die Verspätungen seit der ersten Woche nach dem Fahrplanwechsel reduziert haben. Mit der Durchmesserlinie wirken sich Verspätungen auf die neu durchgehende Strecke aus. Wesentliche Beeinträchtigungen im Betrieb hatten die AB auch aufgrund von falschparkierten Autos oder Behinderungen durch Dritte (z.B. Glatteis auf der Strasse und in der Folge Auto im Gleis). Besonders im Viertelstundentakt zählt jede Sekunde, da ansonsten Verspätungen auf Gegenzüge übertragen werden und Folgeverspätungen entstehen. Wir fahren deshalb im Viertelstundentakt, wenn immer möglich, auf die Sekunde genau ab. Dies hat zur Folge, dass heranrennende Fahrgäste nicht mehr mitgenommen werden können, weil der Türöffnungs- und Schliessungsprozess zu lange dauert, wenn die Türen bereits verriegelt sind.
Macht das Wetter den Zügen zu schaffen?
Appenzeller Bahnen: Nein, die neuen Züge funktionieren trotz Schnee und Kälte einwandfrei. Zu schaffen machen aber nasser und somit schwerer Schnee, der auf dem Dach des Zuges liegen bleibt und technische Probleme auslösen kann. Mit dieser Problematik sind viele andere Bahnen auch konfrontiert. Bei den alten Fahrzeugen waren viele Komponenten im Fahrzeuginnern. Die neuen Niederflurfahrzeuge setzen voraus, dass die Schneeräumung des Trassees auf der Seite St.Gallen-Appenzell besser gemacht werden muss als beim Einsatz von alten Zügen. Das hat die AB auch erfolgreich umgesetzt.
Wie sind die Rückmeldungen aus der Bevölkerung?
Appenzeller Bahnen: Wir haben Rückmeldungen zu verschiedenen Themen erhalten:
Fahrplan: Die Anschlüsse am Knoten Appenzell sind nicht optimal, weil der Fahrplan in St.Gallen auf die Fernverkehrszüge der SBB ausgerichtet ist. Das verunmöglicht zeitgleich gute Anschlüsse in Richtung Wasserauen bzw. Urnäsch.
Fahrzeuge: Ebenfalls hatten wir einige Rückmeldungen zu den neuen Fahrzeugen – positive und negative.
Was sind die nächsten Schritte der AB?
Appenzeller Bahnen: Im Moment laufen Justierungen an den Fahrzeugen und an der Infrastruktur auf Hochtouren, um die Stabilität des Fahrplans weiter verbessern zu können Am 18. März 2019 starten wir während der Hauptverkehrszeiten mit dem Viertelstundentakt zwischen St.Gallen und Teufen. Das wird für die Fahrgäste aus Teufen ein grosser Mehrwert sein. Damit reduzieren sich in St.Gallen auch Rangierbewegungen, was wieder zur Stabilisierung des Fahrplans beitragen wird.