Die Sunrise-Antenne befindet sich auf dem Dach dieses Gebäudes an der Adresse Ebni 15. Foto: tiz
Timo Züst
Der Ausbau von 5G-fähigen Mobilfunkantennen schreitet voran. Auch in Teufen ist die Umrüstung der ersten Antenne auf die neue Technologie geplant. Die TP hat bei Peter Federer, Abteilungsleiter Luft und Boden beim Ausserrhoder Amt für Umwelt, nachgefragt.
Herr Federer, in einem Artikel der Appenzeller Zeitung vom Montag wird berichtet, bei Ihnen liege auch ein Ordner mit einem Gesuch für eine Teufner Antenne. Um welche geht es da?
Um die Mobilfunkantenne von Sunrise auf dem Dach des Gebäudes an der Adresse «Ebni 15».
Und was plant Sunrise?
Sunrise plant eine Umverteilung der Sendeleistung und die Nutzung der neu ersteigerten Frequenz von 3600 Megahertz (MHz). Dazu wird der Standort auch mit neuen Antennen umgerüstet.
Was braucht es dafür?
Bei Mobilfunkantennen muss man trennen zwischen einem Neubau und baulichen Anpassungen einerseits und einer Umrüstung von Antennen anderseits. Für einen Neu- oder Ausbau braucht es immer ein ordentliches Baubewilligungsverfahren inklusive einer umweltrechtlichen Bewilligung.
Wer bewilligt dabei was?
Die Gemeinde beurteilt die baurechtlichen Belange, wir sind für die umweltrechtliche Beurteilung und Bewilligung zuständig.
Und wie sieht es bei einer Umrüstung aus?
Im Falle einer Umrüstung braucht es ein ordentliches Baubewilligungsverfahren, wenn sich das Erscheinungsbild der Antenne entscheidend verändert, wenn die Gesamtleistung der Antennen erhöht oder die Belastung in der Nachbarschaft zunimmt. Ob das der Fall ist, beurteilt die Gemeinde zusammen mit dem Amt für Umwelt. Es braucht aber in jedem Fall eine umweltrechtliche Bewilligung. Diese wird von uns erteilt.
Was sind die Kriterien für so eine umweltrechtliche Bewilligung?
Primär muss die Mobilfunkantenne den bestehenden Anlagengrenzwert gemäss der eidgenössischen Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV) in der Nachbarschaft einhalten. Im Grundsatz kann man sagen, dass wir den Raum rund um die Antenne analysieren. Am relevantesten sind dabei die Orte der sogenannten «empfindlichen Nutzung». Das sind jene Orte, an denen wir viel Zeit verbringen. Dazu gehören Wohnraum, Schulen, Arbeitsplätze oder ein raumplanerisch festgelegter Spielplatz. An solchen Standorten darf die Belastung durch die Antenne nicht mehr als fünf Volt pro Meter betragen. Das ist zehnmal tiefer als der Immissionsgrenzwert, der für das übrige Gemeindegebiet gilt.
Strahlt eine Antenne eigentlich auf verschiedenen Frequenzen?
Das Mobilfunkgeschäft ist ziemlich dynamisch. Grundsätzlich sind die Antennen an einem Mobilfunkmast meistens so angebracht, dass sie in drei Richtungen abstrahlen. So kommen die Signale sich nicht in die Quere und decken trotzdem ein grosses Gebiet ab. Und ja, Mobilfunkantennen nutzen auch gleichzeitig verschiedene Frequenzbänder mit unterschiedlichen Sendeleistungen. Die Antenne «Ebni 15» hat bisher Frequenzen zwischen 800, 900 sowie 2100 Megahertz (MHz) genutzt. Das neue Gesuch erweitert die bestehenden Frequenzbänder um das Frequenzband von 3600 MHz.
Die Leistung bleibt also gleich, aber die Frequenzen ändern sich?
Ja und Nein. Was gleich bleibt, ist Gesamtsendeleistung des Standorts und die Belastung an den empfindlichen Nutzungen in der Nachbarschaft. Die Datenübertragung und die Verbindungsstabilitäten sollen dank der neuen Technologie bzw. Software aber besser werden.
Und dabei handelt es sich um das angekündigte «5G»?
Der Standort wird mit einzelnen Elementen von 5G ausgerüstet. Das bedeutet, die Umrüstung macht die Nutzung von 5G im Empfangsbereich grundsätzlich möglich.
Wie ist denn nun der Stand bei der Antenne Ebni in Teufen?
Die Bauverwaltung hat bereits entschieden, dass es keine ordentliche Baubewilligung braucht. Die nötigen Unterlagen bzw. Gutachten für die umweltrechtliche Bewilligung liegen beim Amt für Umwelt. Stand heute gehe ich davon aus, dass der Mobilfunkbetreiber in den nächsten Wochen die umweltrechtliche Bewilligung erhalten wird.
Und liegen bei Ihnen noch andere 5G-Gesuche für Teufen?
Nein. Hängig ist nur noch der Neubau einer Antenne im Gebiet Rüti. Dort läuft noch ein Rekursverfahren.
Wenn Sunrise die Antenne nun auf 5G umrüstet. Hätte dann ganz Teufen 5G?
Eine moderne Mobilfunkantenne kann nicht ganz Teufen abdecken. Das Problem mit den höheren Frequenzen ist, dass sie zwar leistungsfähiger sind, aber weniger Reichweite haben. Die ersten Mobilfunkantennen standen ausserhalb der Siedlungen und nutzen tiefe Frequenzbereiche um 800 MHz. Damit liess sich ein grosses Gebiet abdecken. Anders gesagt: In Niederteufen wird man von den 3600 Herz der umgerüsteten Antenne nicht viel spüren. Aber: Die 5G-Technologie lässt sich auch auf niedrigeren Frequenzen aufschalten. Die Datenübertragung ist dann einfach etwas kleiner.
Wird die neue Technologie wenigstens im Dorfzentrum spürbar sein?
Ebni 15 wird der erste Standort mit 5G sein. Weitere Nachrüstungen werden sicher folgen. Wichtig dabei: Wer 5G nutzen will, braucht auch ein 5G-fähiges Smartphone. Die Verbesserungen sind aber für Normalnutzerinnen und –nutzer zurzeit kaum erkennbar.
Wie viele Mobilfunkantennen gibt es eigentlich in Teufen?
In Teufen sind drei bewilligungspflichtige Mobilfunkantennen in Betrieb. Dies sind die Standorte Ebni 15 von Sunrise, Gremmstrasse 8 von Swisscom und Hauptstrasse 21 von Salt. Daneben können auch noch bewilligungsfreie sogenannte Mikrozellen mit weniger als 6 Watt Sendeleistung vorhanden sein, die für kleinräumige Versorgung innerhalb von Gebäuden oder für stark genutzte Aussenbereiche eingesetzt werden.
Ich nehme an, früher oder später werden diese alle auf 5G umgerüstet.
Ich vermute es. Die 5G Technologie vermag mehr Daten in kürzerer Zeit zu übertragen und spart so Energie und Zeit. 5G wird deshalb wohl irgendwann die alten Funkdienstgenerationen ablösen. Das passiert in den nächsten Jahren mit 2G und 3G.
Letzte und wichtigste Frage: Müssen sich die Teufnerinnen und Teufner im Dorf denn nun Sorgen um ihre Gesundheit machen?
Meiner Einschätzung nach nicht. Die Umrüstung wird keine negative Folgen haben. Falls die Teufnerinnen und Teufner danach gleich viel telefonieren und Musik und Videos streamen, nimmt die Belastung sogar ab. Das liegt an der grösseren Leistungsfähigkeit von 5G. Ein optimales Netz mit Mobilfunkantennen nahe der Nutzerinnen und Nutzern kann die Strahlenbelastung der Bevölkerung zudem vermindern, da die eigenen Endgeräte mit minimaler Leistung senden können
Aber der Datenkonsum nimmt doch stetig zu.
In den vergangenen Jahren hatten wir jeweils eine Verdoppelung der Datenmenge, die durch unser Mobilfunknetz übertragen wird. Und die Mobilfunkbetreiber gehen natürlich davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. Ist das so, kann die Belastung irgendwann höher sein als heute.