Am Seniorissimo-Morgekafi vom 6. Oktober erzählte Myrtha Suhner aus ihrem erlebnisreichen Leben, das 1935 in Teufen im heutigen Hotel Anker begann.
Schon sehr früh musste sie im Betrieb mithelfen, gehörte doch zum Restaurant auch ein Bauernbetrieb mit 20 Kühen, und trotz der Angestellten mussten die Kinder bei allen Arbeiten mit anpacken.
Ihre Mutter habe sie manchmal „en ägewillige Ribel“ genannt, weil sie schon sehr früh wusste, was sie wollte und wie ihr Leben einmal aussehen sollte. Weil es ihr zum Beispiel im Kindergarten nicht gar so gefiel, ging sie zwischendurch nicht mehr dorthin, sondern mit dem Gemüsehändler auf Verkaufstour, wobei sie darauf achtete, zur richtigen Zeit wieder zu Hause zu sein, damit ihre Eltern nichts merkten.
Lehrerin statt Ärztin
Sehr früh stand für Myrtha Suhner fest, dass sie eines Tages als Ärztin nach Lambarene zum „Urwalddoktor“ Albert Schweitzer gehen würde, um dort den Menschen zu helfen.
Es war damals aber gar nicht üblich und für eine grosse Familie zu kostspielig, junge Mädchen länger in die Schule gehen oder sogar studieren zu lassen. So kam Myrtha Suhner in die Frauenarbeitsschule, wo sie Handarbeit und Hauswirtschaft lernte. Vor ihrem Eintritt ins Lehrerseminar absolvierte sie ein Welschlandjahr.
Zwischen ihren Anstellungen als Lehrerin in Speicher arbeitete sie ausserdem ein Jahr in England.
Nach dem Besuch des Werkseminars war sie dann als Werklehrerin tätig. Später arbeitete sie in Muttenz, wo sie schliesslich erfuhr, dass in Lambarene eine Stelle für ein „Mädchen für alles“ frei sei.
An der Seite von Albert Schweitzer
Diese Zeit in Lambarene interessierte die zahlreich erschienenen Zuhörer im Baradies ganz besonders. Albert Schweitzer war anfänglich als Missionar tätig; nach dem nachfolgenden Arztstudium gründete er 1913 das erste Urwaldspital in Lambarene, zusammen mit seiner Frau Helene Bresslau. Sie war Lehrerin und Krankenschwester und war die starke Frau hinter Albert Schweitzer. Sein stark ausgeprägter Sinn für Ethik gegenüber jedem Lebewesen beeindruckte Myrtha Suhner ganz besonders. Wie sie erzählte, konnte er aber auch sehr aufbrausend reagieren, wenn etwas nicht sorgfältig und, wie man heute sagen würde, nachhaltig erledigt wurde.
Sie war in ganz verschiedenen Bereichen im Einsatz, so machte sie unter anderem den Einkauf und kochte für über 60 Personen. Auch für Putzarbeiten und die Arbeit im Garten war sie sich nicht zu schade, musste doch möglichst viel an Gemüse, Früchten und Reis selber angebaut werden.
Nach zweieinhalb Jahren reiste Myrtha Suhner in die Schweiz zurück, weil sie an Tuberkulose erkrankt war und deshalb ein halbes Jahr in Davos verbringen musste.Alle Zuhörer im Baradies hätten sicher noch länger zuhören mögen, waren viele Erinnerungen von Myrtha Suhner, – einem „Teufner Urgestein“, wie sie auch schon genannt wurde – sehr vertraut.
Roland Bieri als Organisator des „Morgekafi“ verabschiedete die Gäste und bedankte sich bei Myrtha Suhner mit einem Geschenk für den unterhaltsamen Rückblick auf ihr Leben.