Bildbericht: Erich Gmünder
Mit einem riesigen Kran wurde die gedeckte Holzbrücke heute Morgen auf den neuen Ententeich im Spielparadies des Erlebnisrestaurants Waldegg gesetzt. Sie ist nach alter Zimmermannstradition gefertigt und auf dem Umweg über die Freizeitarbeiten-Ausstellung in Oberegg in Teufen gelandet.
Mit besonderer Spannung beobachtete Chläus Dörig das Manöver. „Echtes Zimmermannshandwerk, das passt zu uns“, sagte der Waldegg-Wirt stolz. Auf der Waldegg werden die alten Traditionen wiederbelebt, mit alten Handwerken und Einrichtungen wie der Holzofenbäckerei im Ziträdli, dem Schnuggebock mit dem Tante-Emma-Laden und dem Tintelompe, dem Ochsengespann, den Alpaufzügen, alten Obstsorten und Pro-Spezie-Rara-Tieren etc. – vieles, das bei älteren Besuchern nostalgische Erinnerungen weckt und bei Jüngeren in Vergessenheit geraten zu drohen.
Die Idee für eine Holzbrücke statt eines gewöhnlichen Holzstegs kam Chläus Dörig und seinem „Hofschreiner“ Köbi Tobler im Gespräch mit Norbert Wick. Der gelernte Zimmermeister und Berufsschullehrer aus Schönengrund setzte die Idee zusammen mit seinem Sohn Tobias, einem angehenden Architekten, sowie den Lehrlingen der Mettler Holzbau in Schwellbrunn in die Tat um. Die Konstruktion ist in reiner Zimmermannsarbeit zusammengefügt, ohne Schrauben und Nägel, nur beim Dachaufbau und dem Unterbau kamen Metallteile zum Einsatz.
Allerdings: Während aus Grubenmanns Zeiten keine detaillierten Pläne bekannt sind, erfolgte die Konstruktion computergestützt auf modernen Holzbearbeitungsmaschinen – zu teuer wäre heute reine Handarbeit. Auch so investierten die sechs Zimmermannslehrlinge in ihrer Freizeit rund 400 Stunden, unter Leitung ihres Lehrlingsbetreuers Markus Gantenbein und des Architekten Tobias Wick, in das rund 10 Meter lange und über 2 Tonnen schwere Werk. Die Statik wurde vom Holzspezialisten Hermann Blumer überprüft.
Nach dem erfolgreichen Auftritt an der Freizeiten-Ausstellung in Oberegg wurde die Brücke heute Morgen nach Teufen überführt und mit dem Kran auf das vorbereitete Fundament abgesetzt.
Dabei war Millimeterarbeit erforderlich, und in letzter Minute musste eine kleine Föhre Platz machen.
Voller Stolz wurde zum Abschluss das Aufrichtebäumchen auf den First gesetzt.
Die leicht gebogene Holzbrücke wird Ende Monat von Dachdeckerlehrlingen noch mit Original Biberschwanzziegeln eingedeckt und zur Sicherheit der kleinen Benutzer mit seitlichen Glaswänden versehen.
Unter den interessierten Zuschauern war auch Werner Zellweger, ehemaliger Fachlehrer für Zimmerleute an der Gewerbeschule in Herisau und leidenschaftlicher Sammler. Der mittlerweile 84-jährige Holzfachmann führte viele Jahre die Zimmerei Blumer in Waldstatt und hat den Holzberufen im Dachgeschoss des ganz in Holz erstellten neuen Seniorenheims Bad Säntisblick ein Handwerkermuseum gewidmet.
Folgende Zimmermann-Lehrlinge waren an dieser Aufgabe beteiligt: Stefan Gredig, Daniel Kuratli, Silvan Rutz, Simon Buff, Roman Wittenwiler und Darryl Suhner.