Zum ersten Mal kommt heute der Rettungsdienst des Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden (SVAR) für eine Personalschulung in das Freibad Teufen. Ziel ist, das bereits Gelernte aufzufrischen und die Notfallszenarien noch einmal mental durchzuspielen. Die TP hat zugeschaut und den Profi-Retter um Tipps gebeten.
«So eine Schulung ist immer nützlich. Klar: Wir haben das alle schon einmal gelernt. Aber so eine Auffrischung bewirkt Wunder», sagt Badi-Chef Albert Müller. Während vier seiner Mitarbeitenden heute Vormittag die Schulung absolvieren, kümmert er sich ums Tagesgeschäft. Auf dem Programm stehen die letzten Arbeiten vor der morgigen Eröffnung – trotz fehlendem «Badi-Wetter». Er und drei weitere Teammitglieder sind erst nachmittags an der Reihe. «Bei der Organisation des Kurses mussten wir die Corona-Schutzmassnahmen berücksichtigen. Deshalb die zwei Gruppen», erklärt Martin Zoller, Fachverantwortlicher Hochbau. Ziel dieser Rettungs-Schulung vor der Eröffnung ist aber nicht nur eine Auffrischung. «Wir haben von Saison zu Saison Wechsel im Team. So können sich alle kennenlernen und auch gleich eine Beziehung zum Rettungsdienst des SVAR aufbauen.» Inhalt des Kurses sind Materialkunde und Reanimierung – aber auch allgemeine Tipps zum Schutz der Badegäste. Sie stammen von Friedhelm Braun. Der 53-Jährige ist seit 30 Jahren als diplomierter Rettungssanitäter im Einsatz – seit 10 Jahren für den SVAR. Die TP hat seine Kaffee-Pause für ein paar Fragen genutzt.
Eröffnung
„Damit atmet es sich leichter“
Herr Braun, wie oft geben Sie Rettungsschulungen?
Externe Kurse sind selten. Aber intern – also innerhalb des SVAR – finden solche Reanimationskurse sehr häufig statt. Es gab schon Jahre, da habe ich über 140 Menschen geschult.
Die kritische Frage gleich am Anfang: Nützt das denn überhaupt etwas?
Das bringt sehr viel! Zwar haben die Mitarbeitenden der Badi die Grundlagen der Rettung alle in den jeweiligen Kursen gelernt. Aber das ist schon wieder eine Weile her. Die Situationen jetzt noch einmal im Kopfkino zu erleben, hilft im Notfall richtig zu reagieren.
Also eine Art Mentaltraining.
Richtig. Solche Trainings absolvieren inzwischen übrigens nicht nur Profisportler, sondern auch wir von der Rettung. Ich habe im Januar eines besucht. Und ich war begeistert. Mit der richtigen, psychischen Vorbereitung ist man viel schneller «parat».
In einer Notfallsituation hat man manchmal auch Berührungsängste. Man denkt sich: Mache ich da nicht eher etwas kaputt?
Ganz wichtig: In der Schweiz kann man rechtlich nicht belangt werden, wenn man bei einem Rettungsversuch etwas falsch macht. Ich bin deshalb der Meinung, man sollte immer versuchen zu helfen. Am wichtigsten ist aber: So viel Ruhe ausstrahlen wie möglich und immer daran denken zu alarmieren – und um Hilfe zu rufen.
Ruhe zu bewahren ist sicher einer Ihrer wichtigsten Aufgaben.
Auf jeden Fall. Wenn wir irgendwo eintreffen, aussteigen, und ruhig auf die Szenerie zugehen, legt sich die Aufregung meist sehr rasch. Ohne dass wir etwas getan hätten.
Sie arbeiten im Schichtbetrieb, zwölf Stunden Bereitschaft. Wie oft rücken Sie durchschnittlich aus?
Das ist schwierig zu sagen. Es gibt Schichten, in denen passiert nichts. Aber ich hatte auch schon 10 Einsätze in 12 Stunden. Da sind aber natürlich auch Verlegungs-Fahrten darunter.
Hatten Sie in den Corona-Monaten eigentlich auch Kurzarbeit?
Nein, bei uns herrschte Vollbetrieb. Bei den Verlegungen und Transporten der Corona-Patienten wurden wir zudem vom Militär unterstützt.
Das heisst, Sie hatten keine Corona-Einsätze?
Doch, doch, das gab es schon. Aber wir rückten nur bei den Notfällen bzw. schweren Fällen aus. Also immer dann, wenn wirklich die Rettung gebraucht wurde.
Hatten sie da spezielle Vorschriften zu berücksichtigen?
Ja. Nebst der üblichen Handschuh-Pflicht trugen wir auch Schutz-Masken und Schutzbrillen, um Ansteckungen vorzubeugen. Auf die Bettwäsche im Einsatzwagen hatte das aber keinen Einfluss. Sie wird sowieso nur einmal benutzt.
Und die Behandlung? Gleiches Vorgehen wie bei anderen Atemwegs-Notfällen?
Nicht ganz. Es hat sich herausgestellt, dass eine Erstbehandlung mit einem Berodual-Spray sehr gut funktioniert. Dieses Medikament wird sonst bei Asthma oder COPD inhaliert. Es öffnet die Bronchien und verbessert die Membran-Stabilität. Kurz gesagt: Damit lässt sich besser atmen. tiz