Noch sind rund 300 der Sessel zu haben. Foto: zVg
Timo Züst
Das traditionelle Kino „Rex“ in St. Gallen ist schon länger Geschichte. Ein Teil davon hat aber überlebt: Der Teufner Emanuel Crapoen hat nach der Schliessung alle Sessel übernommen. Und verkauft diese nun weiter. Die Hälfte ist bereits weg.
Am Anschlagbrett der Migros in Teufen hängen auch zwei Fotos von roten Kinosesseln. Sie stammen aus dem ehemaligen Kino „Rex“ in St. Gallen. Wer einen der Zettel mit der Handynummer abreisst und anruft, landete beim Teufner Emanuel Crapoen. Hauptberuflich ist er kein Verkäufer, sondern Taucher. Mit seinem Unternehmer erledigt er überall auf der Welt Unterwasserarbeiten – auch in grosser Tiefe. „Auf die Idee mit den Kinosesseln kam ich eigentlich wegen eines Freundes. Er wusste, dass ich schon ein paar Mal etwas auf eigenes Risiko gekauft und dann weiterverkauft habe“, so Crapoen. Ausserdem habe ihm der Gedanken gefallen, ein Teil des Kinos zu erhalten. Allerdings stellte sich das Vorhaben als deutlich aufwendiger und langwieriger heraus als erwartet.
Presse hat geholfen
„Ich dachte mir: Ich kaufe die paar Stühle, lagere sie zwischen und verkaufe sie wieder. Keine grosse Sache.“ Als der seine Investition dann aber genauer betrachtete, stellte sich heraus: Hier wartet ein grosser Berg Arbeit auf ihn. Denn aufgrund der kulturellen Zwischennutzung des Gebäudes nach Einstellung des Kino-Betriebs mussten die Säle leergeräumt werden. Das war Emanuel Crapoens Aufgabe. „Ich habe die Stühle in stundenlanger Arbeit selbst demontiert. Das war ein gewaltiger Aufwand.“ Immerhin: Er durfte sie alle im Saal 1 zwischenlagern. Insgesamt rund 660 Stück. Dazu gehören aber auch noch einige Sessel, die gar nicht im Einsatz waren, sondern im Estrich gelagert wurden. Aufgrund der grossen Menge musste er sich auch eine effizientere Verkaufsstrategie überlegen. „Bei diesen Dimensionen hat es sich gelohnt, eine Website zu gestalten.“ Trotzdem liefen die Verkäufe anfangs nur schleppend. Wirklich rund lief es erst nach einem Tagblatt-Artikel über den Sessel-Verkauf Anfang Juli. „Das hat einen richtigen Run ausgelöst.“ Mittlerweile kann er mit den Einnahmen auch seine Investitionskosten decken – von jetzt an bewegt er sich in der Gewinn-Zone. „Aber natürlich ging es hier nie darum, das grosse Geld zu machen.“
Wenig nach Teufen
Noch hat Emanuel Crapoen aber über 300 der weinroten Kino-Sessel. Aber: Nicht alle Variationen sind noch verfügbar. Denn einige Ausführungen waren deutlich beliebter als andere – beispielsweise die Doppelsofas. Und trotz der Anzeige in der Migros hat er kaum Sessel nach Teufen verkauft. Ein Teil des „Rex“ wird aber trotzdem im Rotbachtal weiterleben. Ein Paar hat nämlich eine komplette „Sessel-Garnitur“ als Inneneinrichtung für einen neuen Gastronomiebetrieb im Zentrum von Gais gekauft. „Die Idee fand ich sehr schön. Das ist dann wirklich ein Stück ‚Rex'“, so Emanuel Crapoen.
Eigentlich ist er ein Taucher: Der Teufner Unternehmer Emanuel Crapoen. Foto: zVg