Ein Stück Alpstein gespendet

02.04.2019 | Timo Züst
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Der Künstler Richard Tisserand erklärt, wie die Werke entstehen.

Die Bilder hängen schon eine Weile im Gemeindehaus. Heute Nachmittag wurde die Spende von Konrad Hummler gewürdigt. Dabei handelt es sich um einige Werke aus der Serie «Alpstein» des Künstlers Richard Tisserand. Die monumentalen Werke wurden mit einer seltenen Technik kreiert: der Hinterglasmalerei.

Den Anfang machte Gemeindepräsident Reto Altherr. Er bedankte sich für die grosszügige Spende. „Es ist keine alltägliche Angelegenheit, dass der Gemeinde so ein Geschenk gemacht wird.“ Zwar sei der Hauswart beim Aufhängen der grossen Glas-Kunstwerke etwas ins Schwitzen geraten, „aber hier können wir die Werke auch würdig präsentieren“.

Vor dem Verschwinden gerettet

Der Platz im Gemeindehaus ist ein «Happy End» für die «Alpstein»-Serie. Denn sie wäre fast verloren gegangen. Mit dem Einzug neuer Bankinstitute in die ehemalige Wegelin-Schalterhalle (Notenstein/ Vontobel) wurden die Bilder entfernt. Sie verschwanden für eine Weile in den Lagern der Bank. Bis Konrad Hummler von ihrer bevorstehenden Entsorgung hörte: «Das ist Guido Rageth zu verdanken. Er hat mich früh genug kontaktiert, als er als Chef Service von den Plänen hörte. Mir war klar, dass ich das verhindern musste.» So kaufte er die Werke und suchte einen geeigneten Ausstellungspatz. Keine einfache Aufgabe bei dieser Grösse. «Die Gemeinde ist der perfekte Platz dafür. Einerseits passt es thematisch, andererseits ist hier auch genügend Platz vorhanden. Und die grossartigen Bilder werden auch gesehen.»

Blind malen

«Die grossen Bilder liegen sechs bis sieben Wochen verkehrt auf dem Boden», erzählte der Künstler Richard Tisserand. Während er an ihnen arbeitet, sieht er nicht viel mehr als einen «arabischen Flickenteppich». Das liegt an der speziellen Technik, der er sich für Werke der Serie «Alpstein» bediente – der Hinterglasmalerei. Den Anstoss für diese Arbeitsweise lieferte ein Polaroid-Foto. Tisserand war dabei, eine Wasserszene zu malen. Eine frustrierende Aufgabe. «Bei der Ölmalerei ist es sehr schwierig, einen Tiefeneffekt zu generieren.» Also zerriss er kurzerhand eine Polaroid-Aufnahme und stellte fest: Darin liegen die Farbpunkte hinter einer durchsichtigen Fläche.

Rückwärts denken

Eine neue Technik ist die Hinterglasmalerei nicht. Wer Wikipedia zu Rate zieht, erfährt: Ihre ersten Anwendungen lassen sich bis in die Hochkunst der Antike zurückverfolgen. Schon damals schätzte man die Vorzüge der Technik. Wie Richard Tisserand: «Bei der Glasmalerei leuchten die Farben in Kombination mit durchscheinendem Licht. Bei der Hinterglasmalerei entsteht dieser Effekt durch die Farbe hinter der leuchtenden Farbe. » Das Werk wirkt dadurch – und durch die vorgelagerte Glasscheibe – auf den Betrachter dreidimensional und farbecht. Die Arbeit am Bild ist für den Künstler aber eine besondere Herausforderung. Denn er muss das Motiv verkehrt auf die Scheibe malen. Und er arbeitet dabei rückwärts. «Was im Bild zuvorderst erscheint, male ich als letztes.» Anders gesagt: Er zeichnet blind, bis er das Werk zum ersten Mal umdreht. Im Fall der Serie «Alpstein» gelingt das übrigens nur dank dem zweiten Händepaar eines Helfers. Für den Künstler allein sind die Bilder schlicht zu gross. Die mehrteiligen Werke erstrecken sich über eine Länge von mehr als drei Meter.

Der richtige Moment

Den Auftrag für die «Alpstein»-Serie erhielt Richard Tisserand von der ehemaligen Privatbank Wegelin & Co. Die Idee stammte von Teilhaber Konrad Hummler. Er war schon länger fasziniert von Tisserands-Arbeiten. «Wir waren dabei, die Schalterhalle zu renovieren. Der Name des Hauses ist Notenstein. Diesen stabilen, soliden ‘Stein’ wollten wir sichtbar machen.“ Der Künstler aus Eschenz akzeptierte den Auftrag. Und verbrachte erst einmal einen Nachmittag auf der Terrasse des «Bären» in Schlatt. «Ich musste wissen, was da so abgeht.» Damit startete ein langer Schaffensprozess. Er begann mit vielen Alpsteinbesuchen, bei denen Tisserand teilweise Stunden auf das richtige Licht warten musste. Erst dann schoss er das Foto, das später als Vorlage für ein Bild dienen sollte.

Mit dem jetzigen Ausstellungsort seiner Werke ist Tisserand sehr zufrieden: „Diese Bilder waren schon von Anfang an für die Öffentlichkeit gedacht. Jetzt sind sie wieder für sie zugänglich. Das freut mich sehr.“ tiz

 

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