«Ein Solarkraftwerk anstelle der Betonwüste»

03.02.2018 | Erich Gmünder
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Die Betonwüste soll Strom produzieren – jetzt sind Investoren gesucht. Fotos: zVg.

Erich Gmünder

Die Baubewilligung ist vorhanden, die Konzession ist erteilt, auch der Gemeinderat hat grünes Licht für die Beteiligung an der Finanzierung gegeben, jetzt fehlen nur noch die Investoren, und die hässliche Stützmauer an der Umfahrungsstrasse Teufen wird von Solarmodulen verdeckt, welche Strom produzieren.

Die über tausend Module sollen künftig so viel Strom produzieren, wie 40 durchschnittliche Haushalte mit je vier Personen im Jahr verbrauchen. Schon 1 Modul genügt, um den jährlichen Energiebedarf eines Kühlschranks abzudecken. 12 Module entsprächen dem Durchschnittsverbrauch einer Person, 15 dem Strombedarf eines Elektroautos der Marke Tesla, 20 Module dem Verbrauch eines Zweipersonenhaushalts in einer Wohnung.

Insgesamt sollen die 1042 Module 185’000 kWh Strom produzieren. Mit diesen Rechenbeispielen illustriert die Energiegenossenschaft Teufen als Initiantin und Trägerin dieses Leuchtturmprojekts die Effizienz einer einzelnen Investition.

Allerdings: Wer investiert, erhält den produzierten Strom nicht gratis und franko Haus – er muss weiterhin den Strommix von der Energielieferantin SAK bestellen und dafür den vollen Preis bezahlen. Der Grund ist, dass der Strompreis momentan im Keller ist. Nach jetzigem Stand erhält die Energiegenossenschaft für den Strom von der SAK 4 Rappen vergütet. Damit können gerade der Unterhalt und die Rücklagen finanziert werden. Einen «Pay back», eine Rückzahlung erhalten die Investoren also nicht, ausser der Bund würde in absehbarer Zeit die KEV, die kostendeckende Einspeisevergütung gewähren – womit momentan niemand rechnet.

«Ein gutes Gefühl»

Weshalb also soll man investieren, wenn man dafür keinerlei Vorteile oder eine direkte Gegenleistung erhält? Für Köbi Brunnschweiler und Philipp Schuchter ist das eher eine emotionale oder ethische denn eine wirtschaftliche Frage. «Wenn wir mit dem Atomausstieg ernst machen und von der Auslandabhängigkeit wegkommen wollen, müssen wir in die Zukunft investieren.» Das erleichtere das ökologische Gewissen.

Teufen könne mit diesem Leuchtturmprojekt ein Zeichen für die Energiewende setzen, und es sei doch «ein gutes Gefühl, wenn man auf der Umfahrungsstrasse fahren und sagen kann, hier oben wird für mich ökologischer Strom produziert», sagt Köbi Brunnschweiler, Präsident der Energiegenossenschaft.

Investoren erhalten jährlich einen Nachweis für die mit ihrer Investition produzierte Energie. Sie optimieren damit den Strommix in der Region. Diese Investition sei vor allem auch für Hauseigentümer eine Alternative, deren Liegenschaft nicht über ideale Bedingungen verfügten, sowie für alle Mieter, welche auf diesem Weg ihren Beitrag zur Energiewende leisten könnten.

Gemeinde subventioniert Private und Firmen

Die Gemeinde unterstützt das Vorhaben mit maximal 130’000 Franken aus dem Energiefonds. Statt dieses Geld jedoch der Energiegenossenschaft zur Verfügung zu stellen, wird jedes Modul mit 120 Franken subventioniert. Ein Modul kostet deshalb statt 620 Fr. noch 500 Franken. In den Genuss dieses Beitrags kommen sowohl Einwohnerinnen und Einwohner wie auch Firmen mit Sitz in der Gemeinde.

Der Gemeinderat springt damit über seinen eigenen Schatten, hegt er doch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Projekt (siehe GR-Verhandlungen vom 24. Oktober 2017). Einerseits wegen der Standortwahl. Der Gemeinderat befürchtet einen erhöhten Unterhaltsaufwand (Reinigung der Module) infolge der Verkehrsimmissionen und zusätzliche Verkehrsbehinderungen während dem Bau und den Unterhaltsarbeiten. Anderseits hält er diese Art der Stromproduktion momentan nicht für wirtschaftlich. Der Entscheid wurde dem fakultativen Referendum unterstellt, dieses wurde nicht benützt.

Die Energiegenossenschaft versucht nun aktiv Teufnerinnen und Teufner als Investoren zu gewinnen. Dafür wurde der Februarausgabe der Tüüfner Poscht ein Flyer mit allen Daten und einem Argumentarium beigelegt.

Der Bau der Anlage beginnt, sobald genügend kleine und grosse Investoren mitmachen und die Finanzierung gesichert ist. Falls dies bis Ende 2019 nicht der Fall ist, werden die Investitionsbeiträge zurückbezahlt oder im Einverständnis für andere Solarprojekte verwendet, heisst es im Flyer.

Auskunft: Jakob Brunnschweiler, Präsident Energiegenossenschaft Teufen, Hauptstrasse 39, 9053 Teufen. Telefon 079 914 74 11.

www.teufnerenergie.ch

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