Über 80 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage auf www.tposcht.ch finden, die Kreuzung müsse dringend saniert werden. Foto: EG
Teufen ist das Dorf der gefährlichen Bahnübergänge. Die wohl «schwierigste» Kreuzung ist jene beim Bahnhof: Drei stark befahrene Strassen plus Bahn plus Fussgänger. Laut einer Umfrage der Tüüfner Poscht online(www.tposcht.ch) finden über 80 Prozent der Antwortenden, die Kreuzung müsse unbedingt saniert werden. Etwas über 10 Prozent sind der Ansicht, alle Verkehrsteilnehmer sollten eben vorsichtiger sein.
Das sind sie durchaus, wie Hanspeter Saxer von der Ausserrhoder Kantonspolizei sagt. Er erinnert sich an keinen Unfall auf der Teufner Bahnhofskreuzung mit Verletzten; es gebe auch keine Unfälle mit Fussgängern. Lediglich Blechschäden habe es abgesetzt. Wenn eine Verkehrssituation als «gefährlich» eingestuft werde, eine Kreuzung unübersichtlich sei, liessen eben alle Verkehrsteilnehmer mehr Vorsicht walten. Wie oft es auf dieser Kreuzung zwischen Bahn und Autos schon gekracht hat, will der Mediensprecher der Appenzeller Bahnen nicht verraten.
Schrille Pfiffe
Die Tage, an denen die Umfahrungsstrasse Teufen wegen eines Erdrutsches gesperrt war, haben es gezeigt: An der Bahnhofkreuzung staut’s. «Ich verstehe nicht, wieso diese Kreuzung nicht schon lange auf die eine oder andere Art gesichert ist», schrieb der Arzt MichaelSteinbrecher, dessen Praxis quasi über der Kreuzung liegt, in einem Leserbrief. Die Minimalvariante mit Andreaskreuz sei «schon fast ein Hohn». Kaum eine Stunde vergehe, da der Lokführer nicht mit einem schrillen Warnpfiff eine Begegnung zwischen Zug und Strassenverkehr zu vermeiden versuche.
Im Zusammenhang mit dem aktuellen Sanierungsprogramm der Bahnübergänge der Appenzeller Bahnen seien auch die Übergänge in Teufen «wieder aufgenommen worden», schreibt der Mediensprecher der Appenzeller Bahnen (AB), Alexander Liniger auf Anfrage der Tüüfner Poscht. Die aktuelle Situation befriedige niemanden. Die AB möchten deshalb unter Führung des Kantons eine Gesamtlösung für die Ortsdurchfahrt Teufen anstreben.
Langsam über die Kreuzung
«Die Bahnübergänge in Teufen entsprechen nicht mehr den aktuellen Vorschriften des Bundes. Die Sanierung der Bahnübergänge im Dorfkern ist Bestandteil der sistierten Projektierung Doppelspur Teufen.» Inzwischen seien «von Seiten des Kantons aber weitere Abklärungen für eine Tunnellösung aufgenommen» worden. Die Sanierungen der übrigen Bahnübergänge werden in einem separaten Verfahren behandelt. Die Planauflage ist im Sommer 2012 vorgesehen. Weil die Lokführer wüssten, dass die Kreuzung schwierig sei, hätten sich dort in den vergangenen Jahren keine Zusammenstösse ereignet. Die AB-Züge führen mit «deutlich reduzierter Geschwindigkeit über diesen Bahnübergang und durch das Dorf Teufen».
Tatsächlich wurde ein erstes Tunnelprojekt in Teufen schon 1992 beerdigt. Der 870 bis 1175 Meter lange Tunnel hätte damals zwischen 50 und 90 Millionen Franken gekostet. Der Bund hätte das im Rahmen des Projekts «Trennung von Schiene und Strasse» berappt, wie Baudirektor Jakob Brunnschweiler sagt. – 1994 ersuchte die Gemeinde Teufen den Kanton, beim Bahnhof eine Lichtsignalanlage zu erstellen. Projektverfasser war – noch vor seiner Wahl in die Regierung – Jakob Brunnschweiler. Geplant waren ein Trottoir vom ehemaligen Café Spörri bis zur UBS und eine gesteuerte Lichtsignalanlage, die die Bahnhofkreuzung und die Kreuzung bei der Kirche geregelt hätte.
Keinen «Ampelwald»
Nach längerem Hin und Her verzichtete der Gemeinderat Teufen 2003 auf die Realisierung des Projekts. Der Gemeinderat habe mit den Zielsetzungen des Projekts Mühe bekundet, sagt Gemeindeschreiber Peter Thuma. Mit dem «Ampelwald» hätten sich allenfalls für die Bahn Verbesserungen ergeben, aber nicht für die übrigen Verkehrsteilnehmer. Der Gemeinderat habe eine Begegnungszone gewünscht und ein Gesamtkonzept mit grundsätzlichen Veränderungen. Statt eines «Flickwerks aus Lampen und Blinkern» habe die Gemeinde ein ganzheitliches Konzept angestrebt.
Aus diesem Grund habe er, zusammen mit dem früheren Gemeindepräsidenten Gerhard Frey, eine neue, kürzere Tunnelvariante aufgegleist, sagt Jakob Brunnschweiler. Der Bund sei jedoch 2007 nicht mehr bereit gewesen, den Tunnel anteilmässig zu finanzieren. Er verlangte eine Sanierung an Ort. Daraus entstand dann das Projekt Doppelspur. Nach einem erneuten Vorstoss beim Bundesamt für Verkehr im Herbst 2011 hiess es in Bern, wenn Dritte die Tunnelkosten übernähmen, könne der Tunnel weiter verfolgt werden.
Gegenwärtig klärt die Gemeinde Teufen eine Zusatzfinanzierung des Tunnels ab. «Die Chance wurde vor 20 Jahren verpasst», sagt Brunnschweiler.
Hier geht‘ zum Ergebnis der Umfrage