Mägi Walti
Schon sehr früh am vergangenen Freitagabend füllte sich die Hechtremise bis auf den letzten Platz. Kathrin Bosshard mit ihrem neuen Stück „Unter Artgenossen“ war zu Gast in Teufen. Organisiert wurde der Anlass von der Lesegesellschaft Teufen und Daniel Ehrenzeller war mit dem Publikumsaufmarsch sichtlich zufrieden.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht das Stadthaus von Hase Bernhard, in welchem die Bewohner anscheinend freundschaftlich zusammenleben. Dies ändert sich aber sehr schnell, als zur Künstlerkatze Laetitia, dem Altpunker Hund Lutz, der verwitweten Kröte Berger und ihrer Pflegetochter Gänschen Milenka eine etwas mysteriöse Hyänendame
in die freie Beletage im zweiten Stock einzieht. Sehr schnell verändert sich die Stimmung im Haus und die Mieter zeigen plötzlich ihr wahres Gesicht. Die beinahe kriminelle Handlung nimmt ihren Lauf. Ein Ränkespiel um Reichtum, Macht, Gier, Ehrgeiz und Anerkennung ist die Folge. Brüchige Lebensbilder zeigen sich immer mehr. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig, lassen sich aber nicht vermeiden. Wie es Daniel Ehrenzeller formuliert hat, könnte das Stück auch „Unter Eidgenossen“ heissen…
Theater „Fleisch und Pappe“
Kathrin Bossard ist in Herisau aufgewachsen und wohnt und arbeitet seit vielen Jahren dort. 1996 – 2000 studierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, dem Mekka für Puppenspieler. Im Jahr 2000 gründete sie das „Theater Fleisch + Pappe“; seither ist sie als Puppenspielerin und Schauspielerin sowie als Regisseurin und Texterin tätig. 2001 – -2004 arbeitete sie auch als Dozentin für Figurenspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich (heute ZHdK). Noch in diesem Jahr wird Kathrin Bosshard der Kulturpreis 2019 des Kanton Appenzell Ausserrhoden verliehen mit der Begründung: „Damit zeichnet er eine Künstlerin aus, die eine einzigartige Theatersprache entwickelt hat, mit ihren Stücken ein breites Publikum findet und Jung wie Alt gleichermassen begeistert.“
Eine Symbiose zwischen Mensch und Puppe
Sicher war jedermann im Publikum der gleichen Meinung, denn was Kathrin Bosshard mit ihren Puppen, die sie weitgehend selber anfertigt, zeigt, ist aussergewöhnlich. Sie spielt eigentlich hinter den recht grossen Figuren stehend oder sitzend jede Rolle selber und variiert Stimme und Sprache passend zur dargestellten Puppe. Nicht nur, dass so eine einzigartige Darstellungsart gezeigt wird, sondern auch dass diese Art des Puppentheaters sehr viel körperliche Kraft und Ausdauer voraussetzt. Wie auf dem Flyer der Lesegesellschaft angekündigt, wurde wahrhaftig ein Gesamtkunstwerk präsentiert.
