Thomas Lüchinger in seinem Garten in Teufen. Die Aufnahme entstand im Sommer 2021. Foto: Archiv
Der neue Dokumentarfilm des Teufner Thomas Lüchinger heisst «Zuversicht». Entstanden ist er während des zweiten Corona-Lockdowns. Es ist ein Film, der den Fokus auf unser unmittelbares Umfeld legt. Und ein Film, der in schwierigen Zeiten Mut machen soll. Das Projekt konnte nur dank Fördermittel realisiert werden – wie fast jeder Schweizer Film.
Corona war eine Zäsur für den Teufner Dokumentarfilmer Thomas Lüchinger. Pandemie und Lockdown kamen im schlimmsten Moment: Das neuste Werk «Paths of Life» lief gerade in den Kinos an und für ein nächstes Projekt hätte Lüchinger eigentlich Japan besuchen müssen. «Plötzlich waren wir total blockiert. Die Kinos waren zu, ich konnte nicht reisen, alles stand still.» Anders gesagt: Der Film «Zuversicht», der am Sonntag auf «SRF» ausgestrahlt wird, entstand eigentlich aus der Not. «Auf eine Art war es auch Selbsthilfe. Ich fragte mich: Was hilft mir in so schwierigen Situationen?» Die Antwort: Sich mit zuversichtlichen Menschen umgeben. Thomas Lüchinger suchte deshalb nach solchen Protagonisten – und wurde fündig. In seinem neuen Dokumentarfilm kommen 15 Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen zu Wort: die Enkel des Filmers, Asylsuchende, Sans-Papiers, Palliativ-Pfleger, Rettungssanitäter oder eine Hebamme. Was sie verbindet, ist die eine unverrückbare positive Lebenseinstellung – auch in harten Zeiten. «Sehr schön fand ich den Satz von Verena Kast: ‘Zuversicht ist für mich, wenn man in Situationen, in denen man gerade keine Lösung findet, trotzdem immer weiter danach sucht’.»
Im richtigen Zeitpunkt
Die Pandemie hat Thomas Lüchinger nicht nur vor diverse wirtschaftliche, logistische und menschliche Herausforderungen gestellt. Sie hat ihm auch aufgezeigt, wie flüchtig der Fokus der Welt ist. «Corona hat viele andere wichtige Fragen verdrängt – zum Beispiel die Klima-Diskussion oder das globale Ungleichgewicht. Solche Themen sollten nun wieder angepackt werden. Das braucht Zuversicht, besonders in der aktuellen Weltlage.» Deshalb gäbe es laut ihm keinen besseren Zeitpunkt für diesen Film. Das gilt auch für den Fokus auf unserer Umgebung. Die Landschaft spielt in «Zuversicht» nämlich eine entscheidende Rolle. «Die Teufner Winterlandschaft ist eigentlich auch eine Protagonistin. Und es ist erstaunlich, wie viel Kraft einem diese Hügel spenden können.»
Förderung ist essenziel
Auf der Website des Films ist nicht nur der Trailer zu sehen: Weiter unten findet sich eine lange Liste von Unterstützern. Angeführt wird sie von «SRF» und den drei Kantonen AR, AI und St. Gallen. «Ohne diese Beiträge wäre die Realisierung eines solchen Werks schlicht unmöglich», sagt Thomas Lüchinger. Zwar seien die privaten Stiftungen ebenfalls ein sehr wichtiges Standbein – sowie ein Ausdruck von Wertschätzung und ein Zeichen für die erreichte Resonanz. Aber: «Die Mammutbeiträge stammen natürlich von der öffentlichen Hand bzw. Bund.» Und um diese Zahlungen zu erhalten, muss man sich gegen eine grosse Konkurrenz durchsetzen – besonders auf nationaler Ebene. «Die Ostschweizer Kantone sind zum Glück sehr, sehr hilfreich und unterstützen Kulturprojekte gern. Beim Bund ist das teilweise schwieriger.» Das bedeutet: Ohne solche Fördermittel kein Schweizer Film. «Es gibt kaum Beispiele von Produktionen, die wirklich von einem ‘Gewinn’ reden könnten.»
Im Vorfeld der «Lex Netflix» Abstimmung vom 15. Mai liest man teilweise aber auch polemischere Frage, wie: Braucht es den Schweizer Film denn überhaupt? «Das ist eine Grundsatzfrage, die sich nicht nur auf den Film bezieht. Ich bin der Meinung, Kultur sollte immer gefördert werden. Sie trägt massgeblich zu unserer Identität und unserer Wahrnehmung der Welt bei. Deshalb soll und muss Kultur auch experimentell, kritisch und herausordernd sein – also auch Nischenproduktionen bzw. -filme sollen ihren Platz haben. Fördern wir nur noch, was wir bereits kennen z.B. das Brauchtum, laufen wir Gefahr, unserer offene Weltsicht zu verlieren.» tiz