Schule
Seit er selber Kinder habe, sei er toleranter gegenüber seinen Schülern, sagt Hans Koller. Er ist Sekundarlehrer im Schulhaus Hörli und Vater von fünf Kindern. Vieles nimmt er heute gelassener als noch am Anfang seiner Lehrerzeit. Was er aber immer noch nicht möge, sei Unpünktlichkeit und wenn seine Schüler ihr Material vergessen. «Das macht mich hässig», sagt er. Er sieht sich als Lernbegleiter und möchte mit den Kindern unterwegs sein und eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich selbständig entwickeln können.
Beruf
Bauer wollte er werden – wie es sein Vater war. Das sei für ihn schon als Bub klar gewesen. Aufgewachsen ist er auf einem Bauernhof in Stein. Nach der Landwirtschaftlichen Schule ging er ins Militär und träumte davon, nach Kanada auszuwandern. «Eine reiche Farmerstochter heiraten … so irgendwie stellte ich mir das damals vor», sagt Hans Koller. Es kam anders. Er reiste nach Manitoba, mitten in Kanada. Dort merkte er aber bald, dass in Kanada vorwiegend mit grossen Maschinen Landwirtschaft betrieben wird. «Das war nicht meins», sagt er. Er liebe vor allem die Tiere und sei weniger der Maschinentyp. Also kehrte er nach kaum einem Jahr zurück in die Schweiz.
Er arbeitete dann in der Jugendarbeit und merkte, dass er beruflich noch etwas anderes versuchen wollte. Doch für alle Berufe, die ihn interessierten, benötigte er die Matura. Und so beschloss er, diese nachzuholen. «Ich habe es damals niemandem gesagt. Ich dachte, wenn ich scheitere, dann muss ich das niemandem erklären.» Ausserdem galten in seiner Schulzeit Kollegen, welche die Kanti besuchten, eher als Exoten. «Ein Bauernsohn aus Stein, der die Kanti besucht – das war damals nicht sehr üblich.» Sein Wissenshunger war gross und er sog alles, was es zu lernen gab, in sich auf. «Es machte mir richtig Spass.» Vielleicht sei das heute ein Nachteil, wenn die Jungen direkt von der Sekundarschule in die Kanti gehen. Manche wüssten noch gar nicht, warum sie das machen.
«Es ist eine Art Durchlauferhitzerschule und oft haben die Jungen in der Kanti keine Lust mehr auf Schule.» Mit der Matura in der Tasche konnte er sich nun zum Lehrer ausbilden.
Sport
Manchmal bereue er es, dass er sich nie auf etwas spezialisiert habe. Er sei immer polysportiv gewesen. Er probierte Schwingen und Korbball aus, mit sechzehn trainierte er zwei Jahre lang Leichtathletik. Mit sechsundzwanzig kehrte er zu diesem Sport zurück, zuerst in Zürich und danach beim LC Brühl in St. Gallen. In einer kleinen Gruppe trainierten sie Wurf.
Es sei eine wertvolle Zeit gewesen für ihn. Gerne denke er auch an seinen Trainer zurück, dem er auch heute noch mit Freude begegne. Seit neun Jahren ist er nun selber Trainer beim TV Teufen. Sein ältester Sohn brachte ihn darauf. Dieser habe, nachdem er von einem Leichtathletikschnuppertraining nach Hause gekommen sei, erzählt, es sei langweilig gewesen. Damals trainierten nur etwa zehn Kinder beim TV Teufen. Hans Koller entschloss sich, das Training für die Kinder zu übernehmen. Mittlerweile wird es von rund fünfzig Kindern regelmässig besucht.
Musik
Musik sei eher ein «schwarzes Kapitel» in seiner Laufbahn, sagt Hans Koller. Zwar spielte er vier Jahre lang Gitarre, aber feinmotorisch sei das schwierig gewesen. «Meinen eigenen Kinder wollte ich allerdings die Möglichkeit geben, ein Instrument zu erlernen », sagt er mit einem Lächeln. Irgendwie gehöre das heute zur Allgemeinbildung und er bereue es manchmal, dass er selber damals nicht weitergemacht habe mit einem Instrument.
Träume
Auf seinem Grundstück stehen vierzig Bäume. Birken mag er besonders gerne. «Sie sind so elegant und haben eine wunderschöne Form, aber noch lieber sind mir meine Apfelbäume.» In seinem Keller stehen zwei grosse Chromstahltanks, gefüllt mit Süssmost. «Jeden Mittag trinke ich vom Ertrag der eigenen Bäume.» Er liebe die Natur, und so möchte er gerne einmal einen Sommer auf einer Alp verbringen. Aber auf einer, die nicht mit dem Auto erreichbar ist.
Alexandra Grüter-Axthammer
Hans Koller
Geboren: am 12. Januar 1959
Geburtsort: Herisau
Heimatort: Bühler
Familie: Margrit Koller-Illi, Hannes 18, Daniel 16, Thomas 13, Chantal, 11, Lukas 9
Erstberuf: Landwirt
Heute tätig als: Sekundarlehrer Phil I
Lieblingsessen: Käsespezialitäten
Lieblingsgetränk: Tagsüber Wasser, abends eher ein Bier oder ein Glas Wein
Musikvorlieben: Alle Arten, in denen Herzblut spürbar ist
Hobbys: Sport, Fotografie, Natur
Buch auf dem Nachttisch: «Das Kalb vor der Gotthardpost» von Peter von Matt
TÜÜFNER POSCHT 8/2012