Sepp Zurmühle
Vielen Teufnerinnen und Teufnern ist Werner Holderegger noch gut bekannt. Besuchte er doch zwischen 1964 und 1997 alle Dorfliegenschaften – zu Fuss – zwei Mal pro Jahr im Auftrag der Wasserversorgung. Rund 70 Jahre lang war er ein passionierter Postkartensammler. Er freut sich sehr, dass die Gemeinde nun seinen «Schatz» übernommen hat und ihn fortan hüten wird.
Werner Holderegger erblickte 1934 als Bäckerssohn im grossen und geschichtsträchtigen Haus Buchenmühle am Goldibach das Licht der Welt. «Schon als Bube faszinierte mich dieses riesige Gebäude mit seiner Mühle und später kamen weitere Mühlen auf dem Dorfgebiet dazu. Total gab es damals 10 Mühlen und 11 Sägereien und ich begann Postkarten davon zu sammeln.» Das Interesse kam nicht von ungefähr. Als er zwölf Jahre alt war, zog die Familie Holderegger in die weiter unten liegende Goldi-, bzw. Rodunersmühle und auch Werner lernte zuerst Bäcker, bevor er den Beruf wegen einer Mehlstauballergie aufgeben musste.
Geschichte(n) sammeln
Ende der 50er Jahre fand Werner Holderegger eine Anstellung bei der damaligen SGA (den heutigen Appenzellerbahnen). Dies weckte seinen Sammlerinstinkt erst recht, denn Bahnen waren seit dem 19. Jahrhundert überaus beliebte Sujets auf Postkarten. Heute noch besitzt er ein enormes Wissen über die damalige «Gääserbahn». Und auf alten Ansichtskarten begann er zu verfolgen, wie sich sein Heimatdorf in der Zeit veränderte, wie viele «Wirtschaften » (Restaurants) und alte Häuser nach und nach verschwanden, viele Neubauten sowie neue Strassen und Brücken entstanden. Ab 1964 besuchte Werner Holderegger während 33 Jahren als «wandernder Wasserzählerableser » jeweils im Mai und im November alle Dorfliegenschaften. Immer zu Fuss unterwegs, war er in seiner Freizeit zudem für alle Wanderwege auf dem Gemeindegebiet zuständig (Stauden schneiden, Bänkli austauschen usw.). «Das war eine ideale Kombination. Ich kam mit unzähligen Menschen in Kontakt. Speziell über die vergangenen Zeiten erzählten die damaligen Senioren gerne und schenkten mir ab und zu eine Ansichtskarte von früher. Später besuchte ich Tauschbörsen im Restaurant Kaufleuten und im Papagei in St.Gallen. Im Februar ging ich jeweils an die Brocante in den Olmahallen und zwischendurch an Börsen in Appenzell, Altstätten und bis nach Zürich… Erinnerst du dich, damals am Bürkliplatz? Dort fand doch gleichzeitig die erste Street Parade statt», fragt er seine Frau Marcella, die ihn oft begleitet hatte.
Alles im Kopf
Werner Holderegger wurde mehr und mehr zum Lokalhistoriker und hat seine Karten nach und nach beschriftet. Zudem hat er zwei Alben zum 100- und zum 125-jährigen Bestehen der Appenzeller Bahnen erstellt. Zuvor behielt er die meisten Angaben im Gedächtnis und wusste auswendig, welche Karten er bereits besass und welche er noch dazukaufen könnte. «Mehr als 1800 Postkarten hat die Gemeinde nun übernommen. Das freut mich ausserordentlich. Einen speziellen Schatz von rund 140 Karten über die alten Mühlen / Sägereien im Dorf und den Brückenbau bis nach St.Gallen habe ich noch bei mir. Diese werde ich der Gemeinde in nächster Zeit aus Dankbarkeit dafür schenken, dass sie den Fortbestand meiner Sammlung sicherstellt», meint Werner Holderegger. In seiner gewohnt bescheidenen Art blickt er aus der kachelofenwarmen Stube des kleinen Häuschens an der Weiherstrasse, welches übrigens auf vielen Postkarten schon vor 1800 zu sehen ist.
«Müsterli» aus der Karten-Sammlung
Thomas Fuchs
Vor kurzem hat die Gemeinde Teufen die grosse Postkartensammlung von Werner Holderegger übernehmen können. Sie umfasst mehr als 1890 Bilder und bildet nun einen Teil der Ortsgeschichtlichen Sammlung Teufen. Eine kleine Auswahl kann hier präsentiert werden.