Wo lernt sich ein Hotelierspaar kennen?
Bei Julia und Hans Jakob geschah es im Wirtekurs. Sie wollte sich nach fundierter Ausbildung als Koch und im Service mit 25 selbständig machen und bereitete sich auf die Übernahme eines renommierten Betriebes in Arbon vor. Er, 32, hatte sich ebenfalls nach langer Ausbildung und noch längerer Bedenkzeit entschieden, die Familientradition weiterzuführen. Auf den Schulbänken in St. Gallen funkte es, und schon ein halbes Jahr später feierten der Hotelierssohn aus Teufen und die Bauerntochter aus Steinach Hochzeit. Im selben Jahr übernahmen sie die Linde und bauten sie in rasantem Tempo aus. Zurzeit wird die Aussenfassade rundum erneuert und energetisch saniert. Die erste Bautranche umfasst auch die Verlegung des Eingangs an den ursprünglichen Ort (vgl. Aus der Frühgeschichte des Hotels Linde), und die stolze Fahne soll wieder aufs Dach. Gleichzeitig wird im Parterre ein Fumoir integriert. 2014 soll der Umbau abgeschlossen sein.
Hoteliers-Gen?
Zügig vorwärts ging es beim jungen Paar auch familiär: Vier Kinder bevölkerten bald die Wirtewohnung, drei von ihnen sind bereits daran, beruflich in die Fussstapfen ihrer Eltern zu treten. Bei ihnen erlebten sie, wie lustvoll die Gastgeberrolle ausgefüllt werden kann: Julia Lankers Augen leuchten, wenn sie von den Events, Spezialitätenwochen oder Modeschauen erzählt, die in der Linde und ihrem Saal schon zelebriert wurden. Oder von all den Stammgästen, Einheimischen wie Auswärtigen, Politikern und Künstlern, denen sie eine aufmerksame Zuhörerin, umsichtige Gastgeberin oder kreative Animatorin war – die Eintragungen im Gästebuch sprechen Bände.
Hans Jakob Lanker verrät, was die Grundlage ihres Erfolges ist: Ein funktionierendes Teamwork, bei dem beide wissen, wer für was zuständig ist. Viel Freizeit hatte die junge Familie nie, aber jede freie Minute wurde mit den Kindern verbracht. Daneben pflegten beide ihre eigenen Bereiche: Hans Jakob war einige Jahre politisch aktiv im Gemeinderat Teufen und engagierte sich zudem fachpolitisch, unter anderem als Präsident von Gastro Appenzellerland und auch als Prüfungsexperte. Er ist auch für den Garten zuständig, wo ein Teil des Blumenschmucks und der Küchenkräuter selber gezogen wird. Julia stattete das Hotel mit viel Liebe aus und komponiert neuerdings die Bilder für die Hotelzimmer zusammen mit ihrer Tochter selber.
Ein Haus für alle
Hans Jakob Lanker ist stolz, dass der Betrieb schon früh in die Gilde der etablierten Gastronomen aufgenommen wurde. Doch ausschliesslich Spitzengastronomie zu machen und auf prestigeträchtige Rankings zu schielen, das wäre beiden zu eingleisig. So füllt sich das Haus zwar regelmässig mit Gourmets, aber in der Wirtsstube kann man nach wie vor auch einen Wurstsalat bestellen oder ein Bier oder einen Kaffee geniessen.
7. August – Tag der Überraschungen
Als Höhepunkt des Jubiläums laden die Gastgeber, tatkräftig unterstützt durch die Jungmannschaft, zum Tag der offenen Tür ein. Von morgens 11 Uhr bis abends wird ein reichhaltiges Programm geboten – sowohl musikalisch wie kulinarisch -, das hier noch nicht verraten werden darf. Dankbarkeit gegenüber den treuen Gästen, aber auch für den glücklichen Verlauf der letzten 25 Jahre hat Julia und Hans Jakob Lanker zu dieser grosszügigen Einladung animiert.
Erich Gmünder
110 Jahre Lanker
Emil Lanker-Hörler (1873-1938) übernahm die Linde per 1. Januar 1901 (vgl. Aus der Frühgeschichte des Hotels Linde). Als er 1938 starb, übernahm sein Sohn Hans Jakob (1921-1992) mit seiner Mutter den Betrieb und führte ihn ab 1959 mit seiner Frau Lilly Lanker-Müller. Am 1. Oktober 1986 übernahmen Hans Jakob (1954) und Julia Lanker-Popp (1961) die Linde.
Auch die vierte Generation ist bereit. Ausser Michael (1987), der in der Automobilbranche tätig ist, haben sich alle fürs Hotelfach entschieden: Claudia (1988), Hotelfachangestellte, Roger (1991), Koch, und Marcel (1992), Koch in Ausbildung. Die Linde beschäftigt 16 Festangestellte und über ein Dutzend Aushilfen.
Rund 50 Lehrlinge wurden in den letzten 25 Jahren in den Beruf eingeführt.