Kurator Ueli Vogt kann seit gestern wieder Besucherinnen und Besucher empfangen. Foto: tiz
Die Türen von Zeughaus und Grubenmann-Museum waren während der vergangenen Monate geschlossen. Seit gestern sind Besuchende wieder willkommen. Für Kurator Ueli Vogt eine willkommene Abwechslung. Noch ist das kulturelle Leben aber nicht wiedererwacht.
Herr Vogt, wie unheimlich ist das leere Zeughaus?
Ach, gar nicht. Wie haben es in den vergangenen Monaten ja immer schön am Leben erhalten. Bestehende Ausstellungen wurden weiterentwickelt und sogar neue Projekte lanciert. Zum Beispiel der Fragebogen zum 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts von Katrin Keller.
Ich vermute, Sie freuen sich trotzdem auf die Besucher?
Aber natürlich – wahnsinnig sogar! Wir sind schliesslich in erster Linie ein Museum bzw. ein Ausstellungs-Ort und entsprechend wichtig sind für uns die Besucherinnen und Besucher. Nicht nur als Kundschaft, sondern auch wegen des Austauschs und des Feedbacks.
War die Wiedereröffnung mit Stress verbunden?
Die eigentliche Öffnung nicht. Wir haben die Ausstellungen ja alle in Schuss gehalten und das Schutzkonzept – Masken, Registrierung etc. – steht ebenfalls schon lange. Aber wenn ich an die kommenden Monate denke, kommen schon Stress-Gefühle auf.
Warum das?
Nun, in den vergangenen Monaten war eine mittel- oder längerfristige Planung unmöglich. Wir hatten keine Ahnung, ob wir aufmachen können – und unter welchen Voraussetzungen. Das ist jetzt auch nicht gross anders. Denn wir dürfen zwar Besuchende empfangen, aber keine Veranstaltungen organisieren. Da stellt sich für mich natürlich die Frage: Wie bleiben wir spannend? Und was soll ich trotzdem schon planen?
Ich vermute, es ist derzeit auch nicht besonders einfach neue Ideen zu entwickeln.
Es gab schon Inputs. Der wertvollste war für mich der Austausch mit Roland Scotti, Kurator der Heinrich Gebert Kulturstiftung (Kunstmuseum Appenzell / Kunsthalle Ziegelhütte). Er hat Kontakt zu mir aufgenommen und wir haben uns gegenseitig in den jeweiligen Wirkungsstätten besucht. Dabei haben wir über die Bedeutung von Museen im ländlichen Gebiet diskutiert.
Und was kam dabei heraus?
Eine ziemlich kühne Schlussfolgerung (lacht). Wir haben festgestellt, dass wir Museen «auf dem Land» in der Corona-Zeit so etwas wie eine Vorreiterrolle einnehmen könnten. Anders als die urbanen Museen sind wir keinen allzu grossen Besucher-Andrang gewöhnt. Das bedeutet: Wir waren bereits vor diesen Zeiten auf uns selbst zurückgeworfen und leben deshalb den Ansatz der ständigen Transformation schon lange. Das sieht man auch hier im Zeughaus sehr schön: Die einzelnen Ausstellungen und Projekte verändern sich ständig, verschwimmen miteinander oder werden neu erfunden.
Ein Museum der Zukunft sozusagen?
Wir wollen nicht übertreiben. Aber wir sind schon sehr experimentierfreudig. Das gilt auch für die neuen Medien und interaktive Projekte wie der Fragebogen zum Frauenstimmrecht.
Es fand also ein Austausch zwischen Zeughaus und Appenzell statt. Aber was ist mit der restlichen Kultur-Szene. Wie blieben Sie da auf dem Laufenden?
Das war wirklich viel schwieriger. Was sage ich: Das ist nach wie vor sehr schwierig. Viele meiner üblichen Inspirationsquellen fehlen mir derzeit. Ausserdem habe ich im vergangenen Jahr gezwungenermassen auch Projekte ausserhalb des Zeughauses lanciert. Die Kultur ist nach wie vor im Pausen-Modus. Und so lange das so bleibt, wird es auch mir an Inputs fehlen.
Was ist für Sie das Zeichen, dass die Corona-Zeit «wirklich» vorbei ist?
Wenn wir hier endlich mal wieder eine richtige Vernissage mit 200 Leuten veranstalten können. Ohne Masken, ohne Schutzkonzept, nah beieinander, nah bei der Kunst. tiz
Hinweis: Zeughaus und Grubenmann-Museum sind seit Montag wieder geöffnet. Es gilt ein Schutz- und Hygienekonzept. Die Öffnungszeiten sind unverändert. Mehr erfahren Sie auf der Website.